Wild Claws (3). Im Visier der Haie. Max Held. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Max Held
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия: Wild Claws
Жанр произведения: Детские приключения
Год издания: 0
isbn: 9783401808819
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haben den Hai nicht gesehen«, sagte Logan. »Allerdings habe ich eben auf dem Rumpf das hier gefunden.« Er zog den Gegenstand aus dem Bund seiner Badehose.

      »Ein Haizahn«, sagte Jack.

      »Ich hatte mich gefragt, wie der dorthin kommt«, sagte Logan. »Aber wenn hier ein Tigerhai herumschwimmt, ist die Frage ja beantwortet.«

      »Vermutlich ist er schon wieder weg«, sagte Jack.

      »Da wäre ich mir nicht so sicher«, sagte Charlotte. »Als wir zum Wrack rausgeschwommen sind, habe ich einen Schatten gesehen. Ich dachte, es wäre ein Tümmler oder eine Seekuh. Aber vielleicht war es auch der Hai.«

      »Dann hat er uns möglicherweise schon länger verfolgt und wartet jetzt da draußen«, überlegte Logan.

      »So ein Verhalten ist total unnormal«, sagte Jack. »Wieso belauert der Hai mich in der Kajüte, wenn nur ein paar Meter entfernt zwei Leckerbissen planschen?«

      Logan räusperte sich. Aber Jack ließ sich nicht beirren. »Sorry, aber aus Sicht des Hais ist es nun mal so. Bei euch hätte er nur zuzuschnappen brauchen. Stattdessen bleibt er eine Weile bei mir und verschwindet dann im Nichts.«

      »Ob er wirklich weg ist, wissen wir nicht«, sagte Logan. »Vielleicht zieht er immer noch seine Kreise ums Wrack, nur weiter entfernt.«

      »Und was machen wir jetzt?«, fragte Charlotte.

      »Zurückschwimmen«, sagte Logan. »Etwas anderes bleibt uns gar nicht übrig.«

      »Und wenn uns der Hai attackiert?«

      »Ich schwimme voraus und ihr folgt mir mit fünfzig Meter Abstand«, sagte Jack. »Vielleicht habe ich einen Geruch an mir und der Hai hat es deshalb auf mich abgesehen. Dann würde für euch gar keine Gefahr bestehen.«

      »Blödsinn«, erwiderte Logan. »Wir lassen dich doch nicht als Köder vorausschwimmen. So was machen Freunde nicht. Außerdem: Je mehr wir sind, desto sicherer sind wir. Die Gruppe ist unser bester Schutz.« Er sah zu Charlotte. »Okay?«

      Sie nickte.

      »Dann los!«

      Der Rückweg schien endlos zu dauern. Immer wieder warfen die drei Freunde nervöse Blicke zurück. Aber sie sahen keine dreieckige Flosse aus dem Wasser aufsteigen. Falls der Hai ihnen folgte, zeigte er sich nicht.

      Erleichtert erreichten sie schließlich den Strand. Jack informierte die Strandwacht über die Sichtung des Hais und die Rettungsschwimmer versprachen, das Wasser im Auge zu behalten und zusätzlich mit einer Drohne aus der Luft nach verräterischen Schatten zu suchen. Schließen wollten sie Miami Beach vorerst nicht, denn der Strand füllte sich gerade mit sonnenhungrigen Menschen, die den Tag am Meer verbringen wollten. Erst wenn sich der Hai in Küstennähe zeigte, würden die Mitarbeiter der Strandwacht reagieren und die Leute aus dem Wasser rufen.

      Logan, Jack und Charlotte ließen sich in einem Café auf der Promenade nieder und bestellten Slush-Ice. Als der Kellner die bunten Eisbecher brachte, sagte er: »Ihr seht aus, als hättet ihr ein Gespenst gesehen.«

      »Die Sache steckt mir ganz schön in den Knochen«, sagte Jack, als der Kellner gegangen war, und rührte unschlüssig mit dem Strohhalm im gecrushten Eis. »Das hätte leicht schiefgehen können.«

      »Tut mir leid, dass ich euch in Gefahr gebracht habe«, beteuerte Logan. »Hätte ich euch nichts vom Wrack erzählt, wären wir nicht so weit rausgeschwommen. Es war meine Schuld.«

      »Es war niemandes Schuld«, stellte Charlotte klar. »Du konntest nicht wissen, dass ein Tigerhai auftauchen würde. So etwas scheint hier ja die große Ausnahme zu sein. Also vergessen wir dieses Ich habe Schuld-Gequatsche, das führt zu nichts.«

      »Und was machen wir jetzt?«, fragte Jack. »Wir haben ein Wrack gefunden und wurden von einem Hai attackiert. Wenn wir das zu Hause erzählen, ist die Reaktion unserer Eltern ja wohl klar.«

      »Kein Miami, kein Schwimmen ohne Erwachsene«, leierte Logan gebetsmühlenartig herunter. »Zumindest für eine ganze Weile.«

      Charlotte war überrascht. »Wollt ihr das etwa verschweigen?«

      »Das müssen wir uns jetzt überlegen«, sagte Jack. »Die Frage ist ja: Kommt der Hai zurück?«

      »Die Frage ist eher, ob unsere Angst uns vom Wasser fernhält«, widersprach Logan. »Jeder weiß, dass es hier Haie gibt. Sogar Weiße, und die gehören zu den gefährlichsten Raubtieren überhaupt. Immer wieder werden Menschen von ihnen attackiert. Manche sterben auch.«

      Logan hatte recht: In Florida kam es jedes Jahr zu zehn bis zwanzig Haiangriffen auf Menschen. Der Südosten der USA war damit diejenige Region Amerikas, an der die meisten Attacken stattfanden. Ein ziemlich hohes Risiko, das die Leute eigentlich vom Wasser fernhalten müsste.

      Andererseits wurden weltweit mehr als 3.000 Menschen im Straßenverkehr getötet – pro Tag! Trotzdem käme niemand auf die Idee, Autofahren zu verbieten. »Dasein ist Risiko«, sagte Logans Mum immer. »Und es geht darum, sich so gut wie möglich zu schützen, ohne den Spaß am Leben zu verlieren.«

      »Angenommen, das mit dem Hai war ein blöder Zufall«, überlegte Logan. »Was ist dann mit dem Wrack? Das müssten wir eigentlich melden.«

      Jack nickte. »Stimmt. Aber wäre das klug?«

      »Wieso?«, fragte Charlotte. »Was ist denn mit dem Wrack?«

      Jacks Blick verdüsterte sich. »Das weiß ich nicht genau. Aber ein normales Wrack ist es jedenfalls nicht. In der Kajüte habe ich mich nach Dingen umgesehen, die uns einen Hinweis auf die Herkunft der Jacht geben könnten: Kartenmaterial, Logbuch und so weiter. Aber da war nichts.«

      »Vielleicht wurde alles von der Strömung weggeschwemmt«, überlegte Charlotte. »Oder es ist in einem Schrank verstaut.«

      Jack schüttelte den Kopf. »In den Schränken habe ich nachgesehen. Da war nichts.«

      »Vielleicht hat auch der Besitzer alles mitgenommen«, sagte Logan achselzuckend. »Hätte ich vermutlich auch getan, wenn es mein Boot gewesen wäre.«

      »Und hättest du auch den Namen von der Bordwand gekratzt? Beim Runtertauchen habe ich nämlich extra darauf geachtet, weil es ein zentrales Register gibt, in dem alle Boote ab einer bestimmten Größe registriert werden. Meine Mum hat Zugriff darauf, wegen unseres Propellerbootverleihs. Deshalb hatte ich die Idee, dort mal nachzusehen. Aber der Name wurde entfernt. Genauso wie alle anderen Hinweise auf die Herkunft der Jacht.«

      »Dann hat der Besitzer sie vielleicht absichtlich versenkt«, überlegte Charlotte. »Ich habe doch dieses Ding gesehen – wie hieß das noch gleich?«

      »Lenzklappe«, sagte Logan. »Sie war offen.«

      »Und warum sollte der Besitzer das getan haben?«, fragte Jack.

      »Vielleicht hat er Drogen mit dem Boot geschmuggelt«, überlegte Logan. »Oder Diamanten. Denkt an den Fall mit den aufgeschlitzten Tieren. Schmuggler können ziemlich einfallsreich sein.«

      Bei ihrem letzten Fall hatte es das Trio mit einer Bande Schmuggler zu tun, die nicht davor zurückschreckten, Tiere als Transportmittel für Diamanten zu missbrauchen. Die drei Freunde hatten das Rätsel zwar gelöst, waren dabei aber in eine äußerst gefährliche Situation geraten, weshalb sowohl Logans Mum als auch Jacks Eltern ihnen anschließend klargemacht hatten, dass sie sich künftig gefälligst von Abenteuern fernzuhalten hatten.

      »Wenn wir das Boot melden und es stellt sich heraus, dass es Schmugglern gehört, können wir Miami vergessen«, seufzte Logan. »Mit oder ohne Hai.«

      »Ihr überlegt also echt, die Sache zu verschweigen?«, sagte Charlotte.

      Jack zuckte mit den Achseln. »Bevor wir riskieren,