Nur reich, reicht nicht. Harald J. Krueger. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Harald J. Krueger
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347094079
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schlich sie die Treppe nach oben. Sie hörte ihn im Flüsterton noch langsamer sprechen, als sie ihn kannte. Durch die geschlossene Wohnungstür verstand sie kein Wort. Ihr schien, dass er nur einzelne Wörter aussprach. Antworten vernahm sie gar keine. Enttäuscht, dass sie nichts herausgefunden hatte, aber erleichtert, dass es keine Spukgeräusche gab, kehrte sie in ihr Büro zurück.

      Einige Zeit später verabschiedete sich Herr Rathge bei ihr.

      »Na, was haben Sie den Porträtierten entlockt?«

      »Sie sind noch zu glückselig, sich wieder zu sehen, und befürchten erneut getrennt zu werden. Obendrein sind sie geschockt, von einem Lebenden angesprochen zu werden. Allein die heutige Sprache ist ihnen fremd. Vor zweihundert Jahren sprach man anders. Das wird noch eine Weile dauern, bis ich mit ihnen normal kommuniziere. Deshalb möchte ich die Sitzung am nächsten Montag fortsetzen.«

      »Einverstanden. Hat sich das Karma in Haus verbessert?«

      »Ja, erheblich, aber es ist noch belastet.«

       12

      Am Dienstagabend schrieb Baldur in das Dankund glücklich Tagebuch, dass ein Kunde eine E-Mail an Herrn Zander, den Geschäftsführer, geschickt hatte, in der Baldurs kompetente fachliche Beratung gelobt wurde. Am Mittwoch notierte er, dass ein auswärtiger Kunde ausdrücklich ihn bat, seine private Sammlung zu begutachten, um festzulegen, welche Gemälde verkauft werden sollten. Baldur freute sich auf die Dienstreise nach Berlin. Für den Rest der Woche hielt er nichts schriftlich fest. Er hatte nicht den Eindruck, glücklicher zu sein. Am Freitag bat er deshalb Herrn Rathge zu kommen.

      Am Samstag saßen sich Baldur und Rathge wieder gegenüber. Rathge bedauerte: »Schade, dass Sie nicht mehr in das Tagebuch eingetragen haben. Ab sofort sollten Sie das Thema um ›gute Tat‹ erweitern.«

      »Dann schreibe ich also ein Dank-, glücklichund gute Tat-Tagebuch.«

      »Das wird Ihnen gewiss helfen, glücklich zu werden.«

      »Ich wünsche mir, dass Sie recht haben.«

       13

      Am Montag verbrachte Rathge wieder lange Zeit allein mit den Porträts im 3. Stock. Dann berichtete er Wilma: »Heute war das Ehepaar von Untiedt mitteilsamer als letzte Woche.«

      »Ach, haben sie sich vorgestellt. Wie verständigen Sie sich mit den Ölgemälden?«

      Rathge lächelte: »Durch Lippenablesen. Das lernte ich von meinem Großvater. So kommunizieren die beiden.«

      Wilma verkniff sich zu lachen: »Müsste die Ölfarbe nicht längst getrocknet sein? Bröseln die Lippen bei jedem Vokal von der Leinwand?«

      »Sie sprechen extrem langsam. Sie haben ja alle Zeit der Welt. Das erleichtert mir, sie zu verstehen. Das Geheimnis dieser Porträtisten ist nie gelüftet worden. Sie malten nicht nur mehr als lebensechte Kopien ihrer Auftraggeber, sondern hauchten ihnen auch unsterbliches Leben ein. Eine wissenschaftliche Erforschung scheiterte an den wenigen Exponaten. Die Eigentümer lehnten Analysen ab, um die Werke unzerstört zu erhalten und den Ruf der Familie zu schützen. Für die Kirchen galt das damals als schwarze Magie, die dem Teufel zugeschrieben wurde.«

      Wilma grinste: »Und was sagten sie so?«

      »Sie sind so glücklich, wiedervereint zu sein, und schlagen einen Deal vor, wie wir das heute nennen.«

      Wilma prustete: »Sollen wir jetzt mit zwei Ölgemälden einen Deal vereinbaren? Was wollen die machen, wenn wir uns nicht an die Abmachungen halten?«

      »Unterschätzen Sie nicht deren Macht. Denken Sie nur an das schlechte Karma des Hauses und Ihre Pechsträhne in der Liebe.«

      »Na gut, was verlangen die beiden?«

      »Wenn Sie geloben, die Porträts gut beleuchtet so aufzuhängen, dass sie sich direkt ansehen können, werden sie verraten, wo ein Schatz in diesem Haus versteckt ist.«

      »Was gefällt denen denn nicht am augenblicklichen Standort?«

      »Im Flur ist es ihnen zu dunkel.«

      »Wir können doch nicht ständig die Lampen brennen lassen!«

      Rathge schloss die Augen und grübelte: »Das Problem für sie ist, dass der 3. Stock unbewohnt ist und deshalb die Fensterläden geschlossen sind.«

      »Daran müssen sie sich gewöhnen. Sie sollten nicht vergessen, wie erheblich sich ihre Lage ohne die Staubdecken verbessert hat.«

      »Dafür sind sie auch überaus dankbar. Nur werden sie so nichts über den Schatz im Haus preisgeben.«

      Wilma verschränkte die Arme: »Ich bin nicht bereit, meine Eltern zu bitten, die Gemälde zu mir in den 1. Stock umzuhängen. Die würden gewiss eine Begründung verlangen. Bei allem Respekt, Herr Rathge, mit Ihrer Mär von lippenlesenden Porträts mache ich mich nicht lächerlich.«

      »Das verstehe ich. Das muss ja auch nicht sofort entschieden werden.«

      »Wie wird sich der Status quo auf das Karma auswirken?«

      »Das möchte ich am Montag in einer Woche überprüfen.«

      »Einverstanden, wenn es hilft.«

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