Der wusste, was unweigerlich geschehen musste, wenn er auch ins Becken sprang. „Bist du nicht erschöpft vom Kampftraining“, fragte er in einem Ton, als hoffe er darauf.
„Du kannst wohl nicht mehr? Das, was ich mit dir vorhabe, kann ich immer.“
„Dann bist du ja stark genug, nach Bcoto zu suchen, um mit ihr zu kämpfen“, stichelte Kowalski.
„So stark bin ich noch nicht. Mit dir nehme ich es aber allemal auf.“ Dabei zeigte sie Kowalski die möglichen Schlachtfelder an ihrem Körper.
„Tut mir leid“, bedauerte der, „der Oberstleutnant Kowalski ist noch nicht kampfbereit.“
Ala Skaunia war näher herangeschwommen, um den potenziellen Gegner in Augenschein zu nehmen. Ging aber nicht. Kowalski hatte die Hände davor. Also zog sie die weg. „Von wegen, nicht kampfbereit“, neckte Ala Skaunia. „Deine Armee ist groß genug. Du bist nur zu feige, dich dem Kampf zu stellen.“
Ort: Psyche, Berlin, Parteizentrale der Nazis
„Er wird sich der Polizei stellen?“, fragte der Reichsmarschall erstaunt.
Ether nickte. „So ist es ausgemacht. Er wird sich an die Abmachungen halten. Der Mann ist ein kompletter Idiot. Warum der nicht in der Klapsmühle ist, weiß ich nicht. Umso besser für uns.“
„Es darf keine Fehler geben, Ether. Der Führer vertraut uns.“
„Das weiß ich, Reichsmarschall. Haben wir dieses Vertrauen schon mal enttäuscht? Nein.“
„Die Listen sind fertig?“, fragte der Reichsmarschall.
Ether nickte. „Die Listen ja, die Lager noch nicht ganz. Es werden erst einmal Provisorien sein, in die wir unsere Feinde sperren. Und das ist gut so.“
„Das ist gut so?“, wunderte sich der Reichsmarschall.
Ether lächelte. „Improvisieren heißt nicht, Möglichkeiten zur Flucht zu haben. Die sind ausgeschlossen. Die Lager werden die Gefangenen selbst errichten. Das spart uns Zeit und Geld. Bei der Bewachung sind wir uns einig? Die übernimmt die SS? Gut. Dann muss ich meine Truppe weiter ausbauen. Für so viele Aufgaben habe ich zu wenige Männer.“
„Dann bauen Sie Ihre Truppe aus. Das wollten Sie doch schon immer, Ether.“
Ort: Psyche, Berlin, Villa Krüger
„Nicht nur Ether weiß davon, der Reichsmarschall auch“, bestätigte Takhtusho. „Ich habe sie belauscht. Ether war beim Reichmarschall. Sie zu belauschen, war nicht weiter schwer.“
„Was haben die für einen Plan?“, fragte il caskar.
Takhtusho erklärte es.
„Der könnte glatt von mir sein“, nickte il caskar anerkennend, als er alles gehört hatte.
„Ist er aber nicht. Sie sind von ganz allein darauf gekommen. Bosheit können Menschen auch ohne uns. Dazu benötigen sie keine göttliche Inspiration.“
„Spricht da Sakania oder Takhtusho?“
„Beide.“
„Du findest es nicht gut, was sich in Deutschland anbahnt? Konzentrationslager und so.“
„Hattest du das auf Terra Nostra auch vor?“
„So etwas Mickriges? Nein. Was ich vorhatte, war viel größer. Zuerst sollten alle Halblinge ausgemerzt werden. Götterkinder, die nicht länger als ein- oder zweihundert Jahre leben können und dabei auch noch altern, sind lebensunwert und müssen sterben. Haben wir die vernichtet, müssten alle Götter daran glauben, die sich meiner Meinung in den Weg stellen.“
„Gegen die hättest du schon vorher kämpfen müssen. Meinst du, sie hätte sich den Tod ihrer Kinder gefallen lassen? Eigentlich kämpfen wir schon lange gegen die anderen Götter. Und wir haben diesen Krieg schon verloren, denn von unserer Community gibt es nur noch dich und mich.“
„Und unsere Community auf der Terra Nostra?“
„Die Gruppe hat sich aufgelöst.“
„Die hat sich aufgelöst? Die Schweine haben einen heiligen Eid geschworen. Auf meinen Hammer.“
„Dein Hammer hat sich auch aufgelöst. Weißt du noch? Bcoto hat ihn kaputt gemacht.“
„Und damit meine Community zerstört?“ Das wurde il caskar erst jetzt bewusst. Wir wissen ja, er sah nur, was er sehen wollte. Für ihn Unangenehmes gehörte nicht dazu. Es sei denn, jemand stieß ihn mit der Nase hinein, wie Takhtusho gerade.
il caskar ging ans Fenster und sah hinaus. Wütend, aber auch ratlos. „Das wird sie mir büßen“, murmelte er nach einer Weile. „Mit ihrem Leben wird sie die Vernichtung meiner Community bezahlen.“
Er sah noch in der Scheibe, dass Takhtusho plötzlich hinter ihm stand. Danach hatte er einen viel besseren Blick aus dem Fenster. Von ganz weit oben. Von Takhtushos ausgestrecktem Arm aus. „Wage es, meine Schwester auch nur anzufassen. Du bist schwach. Sie ist stark. Ich bin stark. Vergiss das nie.“
Es krachte, als il caskar im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Boden der Tatsachen und auf dem seiner guten Stube ankam.
Er drehte sich zu Takhtusho um. Der sah erschreckend aus in seinem Zorn. Er schien noch größer als sonst zu sein und seine dunklen Augen loderten.
il caskar verfluchte es, so schwach zu sein. Nicht einmal Takhtusho konnte er beherrschen? Dann lächelte er. Dazu brauchte man keine körperliche Stärke. Nur geistige.
„Ich freue mich, dass du immer noch die Loyalität besitzt, die dich einst in unsere Gruppe brachte“, strahlte er ihn an.
Takhtushos ausdrucksstarkem Gesicht war deutlich anzusehen, dass er il caskars Reaktion nicht verstand. „Loyalität?“, fragte er nur.
„Dieses Fremdwort sagt nichts anderes, als das man zu denen hält, die einem wichtig sind. Deine Schwester ist dir wichtig. Das weiß ich. Also habe ich dich provoziert, indem ich sie bedrohte. Bin ich dir noch wichtig?“
„Wenn du Bcoto wehtust, bist du es nicht.“
„Siehst du sie irgendwo? Bedrohe ich sie? Nein. Also, bin ich dir wichtig?“
„Ja.“
„Gut, das wollte ich hören. Ich brauche dich viel mehr, als deine Schwester. Ich bin schwach. Du bist stark. Also beschütze mich.“
„Wo willst du hin?“
il caskar lächelte.
„Dorthin, wo alles beginnen wird.“
Ort: Psyche, Berlin, Villa Eberbach
„So hat es begonnen? Weil ich nicht auf die Hochzeitsnacht warten konnte?“
Sie nickte.
„Wir haben also einen Sohn, den deine Familie vor mir versteckt hat, weil wir noch nicht verheiratet waren, als er geboren wurde? Deine Familie hat ihn dir weggenommen und später auf eine Kadettenanstalt geschickt?“
„Sie hatten Angst, du heiratest mich nicht, wenn du es erfährst“
Generaloberst von Eberbach nahm seine Frau in den Arm. „Es tut mir leid. Ich wusste nicht, was du durchgemacht hast. Aber ich bin stolz auf dich.“
Mit dieser Reaktion hatte sie überhaupt nicht gerechnet. „Du bist stolz, dass ich ein uneheliches Kind habe? Das ist eine große Schande für deine Frau und damit auch für dich.“
„Wir werden die Sache gemeinsam zu einem guten Ende bringen. Indem wir es legitimieren, sollten wir es finden. Er ist dein Sohn. Er ist mein Sohn.“
„Sicher?“
Er