Corona - großer Irrtum, große Chance. Christian Knittl. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christian Knittl
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежная публицистика
Год издания: 0
isbn: 9783347070530
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und Prophylaxe

      Für verschiedene Pesterreger stehen Schutzimpfungen zur Verfügung. Die Immunität reicht bei der Beulenpest aber beispielsweise nur für drei bis sechs Monate. Bei der Lungenpest sieht es mit dem Impfschutz noch schlechter aus. Die Verträglichkeit der Schutzimpfungen ist relativ durchwachsen. Da Pesterreger Bakterien sind, kann mit Antibiotika gut behandelt werden – abgesehen davon, dass immer mehr Bakterien gegen unsere Multifunktionswaffe Antibiotika resistent sind, da wir sie in der Vergangenheit viel zu oft eingesetzt haben.

       Abhängigkeit von klimatischen Bedingungen

      Ein typisches Kennzeichen der Pestepidemie ist, dass sie regelmäßig im Winter zum Stillstand kommt. Das hängt damit zusammen, dass bei Kälte die Bakteriendichte in den Ratten geringer ist, so dass die Flöhe weniger Bakterien aufnehmen. Außerdem vermehren sich die Flöhe bei Kälte nicht.

       Behalten wir deshalb im Hinterkopf: Auch Temperaturen spielen eine wesentliche Rolle für die Krankheitsentwicklung.

      Erkältungskrankheiten tragen die Kälte als Mitverursacher bereits im Namen. Auch bei Influenza und sonstigen Erregern von Erkältungskrankheiten gibt es somit eine klimatische Abhängigkeit, die sich als „Grippesaison“ äußert. Der Sommer setzt dem Spuk alle Jahre wieder bis zur nächsten Grippesaison im Winter ein natürliches Ende. Das gilt auch für den SARS-CoV-2-Erreger.

      Fazit: ► Der sicherste Schutz vor der Pest sind Grundstandards der Hygiene, ergänzt durch gute Ernährung und sauberes Wasser als Basis für ein gut funktionierendes Immunsystem. Da dies in Europa gegeben ist, spielt die Pest bei uns schon lange keine Rolle mehr.

      Der Erreger ist selbst nach 6.000 Jahren immer noch aktiv. Macht aber nichts, denn nicht der Erreger selbst ist das Problem, sondern die Lebensumstände und eine daraus resultierende Immunschwäche. ◄

       Typhus und Cholera von 1800 bis heute mit mehreren Millionen Opfern

      Erreger des Typhus sind Bakterien namens Salmonella Typhi. Cholera wird ebenfalls von Bakterien verursacht. Speziell im 19. Jahrhundert forderten beide Krankheiten mehrere Millionen Opfer. Die Erreger existieren bis heute, sind aber unter europäischen Lebensbedingungen belanglos.

      Ursachen, Rahmenbedingungen und Lebensumstände

      Sowohl Typhus als auch Cholera finden wir ausschließlich in Verbindung mit mangelhafter Hygiene und Trinkwasserverschmutzung. Im 19. Jahrhundert war es vielerorts üblich, mit Fäkalien verunreinigtes Abwasser ungereinigt in die Flüsse einzuleiten. Cholera trat auch häufig im Schlepptau von Kriegshandlungen auf.

      Im Jahr 1898 starben 40 Soldaten in Saarbrücken an Typhus, verbreitet durch einen Mannschaftskoch, der vor dem Zubereiten des Kartoffelsalats die Kloake gereinigt hatte. In ländlichen Gebieten gab es um die Jahrhundertwende keine vernünftige Wasser- und Abwasserbehandlung. Der nachfolgende Bericht eines Medizinalrats namens Schlecht aus Trier gibt Ihnen eine Vorstellung von den damaligen Verhältnissen:

       Wasser- und Abwasserversorgung im 19. Jahrhundert auf dem Land

      „Die Zahl der Aborte ist gering, die Defäkation findet im Viehstall, auf der Düngerstätte vor dem Hause, im Garten hinter dem Hause, im Hofraum oder sogar im Keller statt. Eine ordnungsgemäße Abortgrube ist kaum zu finden; die Abortgruben werden selten geleert; der Abort und die Abortgrube befinden sich häufig in einem Zustand, der die Benutzung […] nicht zulässt. Auch die Wasserversorgung gab Anlass zur Klage, da nicht nur zahlreiche Brunnen häufig verunreinigt waren, sondern wie im Falle der Lebacher Typhusepidemie viele Menschen ihr Trink- und Brauchwasser aus offenen Wasserläufen entnehmen mussten.“

      Quelle: Hans-Henning Krämer, Vom Dorfbrunnen zum Wasserwerk

      Heutzutage sind Cholera und Typhus vor allem ein Problem der Entwicklungsländer mit unzureichenden hygienischen Bedingungen, in denen Trink- und Abwasser nicht voneinander getrennt sind. Nach einer neueren Schätzung von 2014 erkranken jährlich weltweit etwa 11,9 Millionen Menschen an Typhus, es sterben 129.000 Menschen. In Deutschland ist die Zahl der Erkrankten pro Jahr weit unter Hundert. Gestorben ist an Typhus und Cholera bei uns schon lange niemand mehr.

      Behandlungsmöglichkeiten und Prophylaxe

      Obwohl Cholera schon viele Menschenleben gefordert hat, bleibt sie bei 85 % der Infizierten symptomlos. Die wichtigste Behandlungsmaßnahme ist der ausreichende Ersatz von Flüssigkeit, Zucker und Salzen. Erfolgt die Flüssigkeitszufuhr weiterhin mit dem für die Krankheit ursächlichen, verschmutzten Wasser, kann man sich gut vorstellen, dass sich die Symptome bis zum Tod steigern können.

      Da es sich bei den Erregern von Typhus und Cholera um Bakterien handelt, sind die Krankheiten gut mit Antibiotika behandelbar – allerdings wiederum vorbehaltlich der zunehmenden Resistenzentwicklung von Bakterien.

      Der frühere Impfstoff für Cholera wird mittlerweile als wirkungslos angesehen. Neuere Schluckimpfungen gelten als verträglicher und wirken besser. Impfstoffe für Typhus bieten einen etwa 60prozentigen Schutz für begrenzte Zeit.

      Erfahrene Weltenbummler wissen allerdings, dass der einzige, effektive Schutz vor derlei Erkrankungen in Ländern mit mangelnden Hygienebedingungen bestimmte Verhaltensmaßregeln sind. Schließlich gedeihen in verschmutztem Wasser nicht nur Cholera und Typhus, sondern eine Vielzahl anderer Erreger, für die es keinerlei Impfungen gibt. Bei meinen früheren Kollegen, die als Inbetriebnehmer in alle Ecken der Welt kamen, hielt sich relativ bald jeder an den Grundsatz: „Koch es, schäl es oder lass es!“ Der erste, unvorsichtige Kontakt mit den Hygieneverhältnissen in der großen, weiten Welt mündete eigentlich immer in einen tagelangen Einsatz auf der Toilette statt am Montageort. Auch wenn die Infektionen teils durchaus „rasant“ verliefen, bildeten sie für ein intaktes Immunsystem von gut genährten Europäern keinerlei Lebensgefahr.

      Fazit: ► Bei Typhus und Cholera finden wir erneut Hygienestandards als wesentlichen Faktor für das Gefahrenpotenzial der Erreger – ergänzt durch unsauberes Wasser sowie durch kontaminierte Nahrungsmittel. Die unter mangelhaften, hygienischen Bedingungen lebensbedrohlich verlaufenden Krankheiten haben im heutigen Europa keinerlei Bedeutung. Es gibt kaum Infizierte und seit längerem keine Todesfälle.

      Die Hausaufgaben in der Entwicklungshilfe lauten: Armut beseitigen, Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglichen, ausreichende Ernährung sicherstellen und Frieden schaffen. Damit helfen wir den Menschen in diesen Ländern viel mehr als mit milliardenschweren Impfprogrammen, die nur vor einem Erreger von Tausenden schützen und menschenunwürdige Lebensumstände belassen. ◄

       Die Spanische Grippe nach dem ersten Weltkrieg mit 50 Mio. Opfern

      Die Spanische Grippe begann im letzten Kriegsjahr des ersten Weltkriegs. Sie wütete weltweit in drei Wellen von 1918 – 1920 und forderte im ersten Weltkrieg dreimal mehr Opfer als der Krieg selbst. Danach gab es noch vier schwere Epidemien bis zum Ende des zweiten Weltkriegs 1946. Eine Besonderheit der Spanischen Grippe war, dass sie weniger die Älteren, sondern vor allem 15- bis 40-Jährige betraf.

      Der Influenzavirus A/H1N1 der Spanischen Grippe gilt aufgrund genetischer Verwandtschaft als die Mutter der Influenza-Pandemien der Nachkriegszeit. Die meisten Pandemien bis zum heutigen Tage waren Subtypen der Spanischen Grippe und es ist davon auszugehen, dass weitere Subtypen folgen werden. Darin liegt der Hauptgrund, weshalb Forscher, Virologen und Ärzte die Angst vor jeder neuen Pandemie hochhalten: Sie befürchten, ein ähnlicher Virustyp könnte sich ebenso verheerend auswirken wie die Spanische Grippe. Die Betrachtung der nachfolgenden Pandemien wird zeigen, dass die Angst gänzlich unbegründet ist. Die Risikobewertung seitens der Experten erfolgte bisher hauptsächlich durch das Mikroskop mit Blick auf die Struktur der Erreger. Wir heben den Blick und beziehen die Umstände mit ein, unter welchen die Viren in Erscheinung traten.