Jeden Tag aufs Neue glücklich. Anna von Rüden. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anna von Rüden
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Личностный рост
Год издания: 0
isbn: 9783833867675
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Rammstein, der sich manchmal in seiner Musik so grell, blutrünstig, martialisch und provokant gibt, habe ich damals als sehr feinsinnigen, äußerst zuvorkommenden und höflichen Menschen kennengelernt. Ich weiß, dass er auch Gedichte schreibt, und für mich sind seine Lieder eigentlich Liebeslieder, wenn auch recht schrille.

      Unglaublich stolz war ich, als er sich dafür einsetzte, dass mein Name im Abspann des Videos erscheint, was sonst nicht üblich ist. Ich bin schon heute gespannt, was meine Enkel sagen, wenn ich ihnen das Video irgendwann vorführe. Noch sind sie viel zu klein und würden sich bei den gruseligen Szenen sicher ängstigen.

      Wenn ich nach so einem Dreh oder Shooting nach Hause komme, möchte ich erst mal allein in meiner Wohnung sein. Ich brauche immer eine Zeit, um von der einen in die andere Welt zu kommen. Aber am nächsten Morgen darf es dann gern wieder losgehen mit meinem anderen Leben.

      4 + 4 + 11: Die Formel für das große Glück

      Zu diesem anderen Leben gehören vor allem meine Familie, meine vier wunderbaren Kinder und inzwischen elf zauberhafte Enkel im Alter von drei Monaten bis elf Jahren. Ich freue mich immer, wenn ich alle höre oder sehe. Bei uns geht es meist fröhlich und vor allem laut zu. Und manchmal bin ich richtig traurig, wenn die ganze große Familie nach einem wunderbaren gemeinsamen Nachmittag von dannen zieht und plötzlich wieder Stille herrscht. Früher waren meine Kinder mein Motor, heute sind die Enkelkinder mein Lebenselixier. Ich übernachte häufig bei ihnen und schlafe dann gern gemeinsam mit ihnen in einem Zimmer. Und wenn ich dann mal in der Nacht aufwache, gibt es für mich nichts Schöneres, als ihr ruhiges Atmen zu hören. Das ist für mich wie Musik, wie die allerschönste Musik.

      Um meinen Schwiegertöchtern den schnellen Wiedereinstieg in den Job nach der Geburt zu ermöglichen, habe ich eigentlich alle Enkelkinder in den ersten zwei oder drei Lebensjahren, bevor sie in die Kita kamen, bei mir zu Hause betreut. Rosa, heute elf Jahre alt, war mein erstes Enkelkind. Sie ist die Tochter meines Sohnes Wilhelm und seiner Frau Ilka. Rosa kam bereits mit sechs Wochen zu mir. Und obwohl ich ja selbst vier Kinder großgezogen hatte, musste ich mich erst einmal wieder an so ein kleines Wesen gewöhnen. Mir fiel auf, dass ich viel vorsichtiger war als mit meinen eigenen Kindern, aber auch deutlich ruhiger und gelassener.

      Als Rosa auf die Welt kam, war das für mich etwas ganz Besonderes. Auf einmal war ich Großmutter! Mit Großmutter assoziiert man ja meist eine etwas zittrige Person voller Güte und Abgeklärtheit. So habe ich mich allerdings nie gesehen. Als ich Rosa zum ersten Mal im Arm hielt, verspürte ich ein ganz besonderes Gefühl: dass ich nach meinen Kindern nicht nur ein Kind halte und auch nicht „nur“ das meiner Kinder, sondern auch mein Kind. Es war wie ein riesengroßes Geschenk vom eigenen Kind. Dabei habe ich eine ganz starke Verbundenheit zu meinem Sohn und meiner Enkelin gespürt. Ich durfte Rosa bereits wenige Stunden nach ihrer Geburt halten. Und ich habe dabei ein Gefühl verspürt, das sich am ehesten mit dem nach den Geburten meiner Kinder vergleichen lässt: einen Flow, eine warme Welle, ein unglaubliches Glücksgefühl. Die Geburten meiner Enkel haben mich zudem noch mal sehr geerdet und mich dem Leben gegenüber demütig fühlen lassen. Ich empfinde jeden Einzelnen von ihnen immer und immer wieder als kleines, großes Wunder.

      Über Anna …

      „Ich finde meine Oma sehr hübsch. Ihr Gesicht mag ich besonders, weil sie immer so strahlt. Und ihr Lachen finde ich richtig schön.

      Das Schönste für mich ist es, wenn wir gemeinsam ins Kino gehen und ganz viel Eis und Popcorn futtern. Cool finde ich auch, dass es bei ihr oft Limo und Cola gibt – zu Hause trinken wir nämlich nur aufgesprudeltes Wasser.“

      Enkelin Rosa, 11

      Heute versuche ich, meinen Enkeln das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Man könnte auch sagen, ich verwöhne sie. Dazu stehe ich voll und ganz, ich genieße das. Da entsteht eine ungeheure innere Freude, die ich inzwischen elffach zurückbekomme. Einmal in der Woche gibt es für alle eine große Tüte mit Süßigkeiten. Dann gibt es Zucker, so viel wie in die Kleinen reinpasst. Das habe ich übrigens auch schon bei meinen Kindern so praktiziert. Meine Söhne, meine Tochter und Schwiegertöchter lassen mich in diesem Punkt des Verwöhnens auch gewähren und haben dabei großes Vertrauen in mich. Umgekehrt würde ich in Sachen Erziehung nie versuchen, die Elternrolle zu übernehmen, und halte mich an ihre Richtlinien. Nie würde ich die Eltern vor den Kindern kritisieren. Überhaupt bin ich mit Kritik sehr sparsam. Zum einen, weil meine Kinder und Schwiegerkinder das alles richtig gut machen, zum anderen, weil sie ihre Erfahrungen in Sachen Erziehung selbst machen müssen.

      Ich finde es herrlich, erneut Kinder aufwachsen zu sehen, aber es ist auch eine große Erleichterung, sie abends wieder abgeben zu können und ruhige Nächte zu haben. Wie zu meinen Kindern habe ich auch zu meinen Enkeln ein großes Vertrauen. Ich packe sie nie in Watte und hocke auch nicht wie eine Glucke auf ihnen. Vor allem war mir immer wichtig, dass sie genug Luft bekamen – in jedem Sinn.

      Nachdem Rosa mit drei Jahren in die Kita gekommen war, übernahm ich nahtlos die Betreuung ihres Bruders Anton. Anton war in meinen Augen immer ein besonders pflegeleichtes Kind. Er konnte mit Begeisterung stundenlang im Sandkasten sitzen und mit seinen Förmchen spielen. Ich muss gestehen, dass ich den Spielplatz selbst auch liebe. Ich setze mich gern zusammen mit den Kindern auf die Wippe oder schaukle mit ihnen auf dem Schoß gen Himmel.

      Mit Antons Schwester Greta hatte ich es dagegen schon ein wenig schwerer. Sie ist mit einem extremen Dickkopf auf die Welt gekommen. Das hat sich auch bis heute nicht geändert. Es gab da schon großartige Szenen im Bikini-Haus in Berlin, einer ganz besonderen Shopping-Mall. Wir gehen dort gern in ein bestimmtes Café. Ich trinke einen Cappuccino, Greta bekommt ein Tässchen mit Milchschaum, Zimt und Kakaopulver, einen sogenannten Kinder-Cappuccino. Wenn es ihr auf dem Rückweg vom Einkaufszentrum zur U-Bahn nicht schnell genug ging, warf sie sich schon mal auf den Boden und zog die ganz große Show ab. Schreien, Schluchzen, Augenrollen, knallrote Bäckchen. Erst wenn sie genügend Zuschauer für ihr Spektakel hatte, wurde sie ruhiger. Ich schaute mir das Ganze immer sehr entspannt an. Ich wusste ja, dass sie sich wieder einkriegen würde und ein Schimpfen sie nur zusätzlich angestachelt hätte.

      Über Anna …

      „Oma Anna holt mich freitags immer vom Schwimmkurs ab. Dann darf ich mir am Automaten in der Schwimmhalle Lollis kaufen. Danach spielen wir dann bei ihr zu Hause mit dem Puppenhaus und den Mäusen. Die Oma ist nett, und am liebsten an ihr mag ich die Süßigkeiten. Und sie kann richtig leckere Spaghetti mit Tomatensauce kochen. Manchmal gehen wir auch zusammen Sushi essen. Das mit Orange in der Mitte mag ich am liebsten.“

      Enkelin Greta, 5

      Besonders mein ältester Sohn Johannes hat meine Begeisterung für eine richtig große Familie wohl von mir geerbt. Gemeinsam mit seiner Frau Nina hat er fünf wunderbare, muntere Kinder: Paul (11), Theo (7), Sophia (5), Hermine (3) und die kleine Wilma Rosi (9 Monate).

      Hermine sollte ich genau wie ihre drei älteren Geschwister auch für eine Zeit betreuen. Ihre Mutter ist Ärztin und wollte relativ bald nach der Geburt wieder in ihren Job zurück. Hermine trägt den Namen meiner Mutter, und das ist wohl ein Zeichen. Denn wie in früheren Zeiten mit meiner Mutter hatten es auch die kleine Hermine und ich anfangs nicht leicht miteinander. Während alle anderen Enkel sehr gern zu mir kamen, wollte Hermine partout nicht bei mir bleiben. Sie schrie bereits fürchterlich, wenn sie mich nur sah. Auf Knopfdruck ging die Sirene los. Und keiner wusste so genau, warum sie sich wirklich vor mir ängstigte.

      Hermine kam deshalb in die Kita zu ihrer älteren Schwester Sophia – und kaum ein halbes Jahr später hatte sich unser Verhältnis grundlegend gewandelt: Wir verstehen uns mittlerweile mehr als prächtig!

      Für mich war die Kinderbetreuung als wichtige Entlastung meiner Schwiegertöchter gedacht. Sie haben alle lang studiert und hart daran gearbeitet, beruflich da hinzukommen, wo sie jetzt stehen, sodass ich sie von Herzen gern unterstützt habe. Denn ich weiß, wie schwer es für Mütter oft ist, nach einer längeren Babypause im Arbeitsleben wieder Fuß zu fassen. Ohne Unterstützung von außen und eine gute Organisation lässt sich ein anspruchsvoller Job heute mit Kindern kaum vereinbaren. Meine Schwiegertochter Nina beispielsweise bekam von einer