Sie mögen südfranzösischen Rotwein– probieren Sie Barbaresco
Südfrankreichs Rote kommen in allen Arten und Formen daher – alles hängt von der Rebsortenmischung, dem Terroir und den Absichten des Erzeugers ab. Doch beim Gedanken an diese Weine fällt mir als Erstes ein Aroma von Garrigue ein, von Kräutern und Steinen und der ganzen Wildheit dieser Landschaft, zusammengehalten von einem festen Tanningriff. (Ich weiß, nicht alle Weine entsprechen diesem Ideal.) Auch im Barbaresco finden Sie Kräuter und Tannine, aufgefrischt mit Säure und einer festen, aber geschmeidigen Kirsch-Steinobst-Note. Im Abgang findet sich oft auch ein Hauch von Sauerkirschen, nur um Sie daran zu erinnern, dass es ein Italiener ist.
Sie mögen St-Émilion – sehen Sie sich noch einmal Rioja an
Weine aus St-Émilion werden in unterschiedlichen Stilen bereitet, gemeinsamer Nenner aber ist der Fokus auf Merlot – im Idealfall eleganter, mineralischer Merlot, kein suppiger, seifiger Merlot. Darin finden Sie geschmeidige Tannine, jede Menge Finesse und runde Fruchtnoten von Pflaumen und Früchtekuchen. Rioja ist stilistisch so wandelbar, dass man eigentlich überhaupt nicht sagen kann, wie er genau schmeckt, aber es gibt einen Stil, der dem St-Émilion erstaunlich ähnlich ist. Er wird in französischer Eiche ausgebaut, nicht in amerikanischer, und hat deswegen nicht die offensichtlichen Vanillenoten, die man gern mit Rioja assoziiert. Bei dieser sehr subtilen Ausprägung von Rioja wird zudem die Erdbeerfrucht der Tempranillo-Traube von einen Schuss Garnacha gemildert, mit Glück vielleicht auch von etwas veilchenduftigem Graciano.
Sie mögen Dolcetto – probieren Sie Malbec von hohen Lagen
Dolcetto ist im Piemont der Wein für alle Tage, während Barbaresco für Samstage und Barolo für Sonntage reserviert ist – so in der Art. Es ist ein frischer Wein mit dunklen Fruchtaromen, aber nicht übermäßig füllig und mit einem Anflug von Bitterkeit; mit seiner typisch italienischen Säure wirkt er wunderbar erfrischend. Auch Malbec wurden Säure und flotte Tannine in die Wiege gelegt. Es ist die Traube von Cahors, die in Argentinien ein glückliches zweites Leben begonnen hat, und wir fangen erst an zu erkennen, wozu sie dort imstande ist. Je weiter oben in den Anden die Reben angebaut werden, um so mehr entstehen Weine von überzeugender Präsenz: höherer Säure- und niedrigerer Alkoholgehalt, dichte Tannine und strahlende Frucht. Perfekt für alle Tage, einschließlich Sonntag.
Sie mögen Chianti – probieren Sie griechische Rotweine
Italienische Säure – wir sprachen bereits darüber. Warum auch nicht? Sie ist appetitanregend und passt hervorragend zum Essen. Chianti hat die schöne Dichte der Sangiovese-Traube, mit einer Note, die an Tee erinnert – und Säure. Auch griechische Rotweine haben Säure. Ich will hier keine bestimmte Traubensorte hervorheben, da viele Weine Verschnitte sind und ich ja auch nicht weiß, über was Sie möglicherweise stolpern, aber halten Sie sich eher an einheimische griechische Sorten als an Cabernet-Verschnitte. Die am häufigsten angebauten finden Sie im Kapitel »Rebsorten« ab >. Griechische Rotweinsorten sind normalerweise aromatisch und säurereich mit reifen Noten dunkler Früchte. Die Ähnlichkeit liegt auf der Hand.
Rebsorten
In den vergangenen zwei Jahrzehnten vollzog sich allenthalben ein grundlegender Wandel, von dem nur die Weinländer mit der längsten Tradition ausgenommen waren. Mit einem Schlag wurden die Namen einer Handvoll Rebsorten zur geläufigen Bezeichnung für die verschiedenen Weine. In den alten Weinländern dagegen, insbesondere in Frankreich und Italien, bezeichnet man alle seit Langem renommierten Weine weiterhin mehr oder weniger genau nach ihrem Herkunftsgebiet, weniger nach der Traube, aus der sie gekeltert wurden.
Gegenwärtig liegen die beiden Bezeichnungsmöglichkeiten im Wettstreit miteinander. Am Ende dürfte sich die Herkunftsbezeichnung gegenüber der Rebsorte wieder durchsetzen, zumindest für Qualitätsweine. Im Augenblick allerdings ist die Traubensorte und ihr Geschmack für viele Weinfreunde der einfachste und wichtigste Bezugspunkt – ungeachtet der Tatsache, dass der Geschmack oft durch die Eichenholzkomponente nicht unerheblich verändert wird. Käme es nur auf das Traubenaroma an, dann wäre dieses Buch um einiges schmaler.
Gleichwohl spielt die Traubensorte eine wichtige Rolle, und darüber Bescheid zu wissen kann helfen, neue Geschmacksnuancen zu entdecken und Vergleiche zwischen den Regionen anzustellen. Daher ist auch der zuerst in Kalifornien entstandene Begriff »sortenreiner Wein« sinnvoll, unter dem man Wein versteht, der grundsätzlich aus nur einer Traubensorte bereitet wurde.
Bei mindestens sieben Sorten – Cabernet Sauvignon, Pinot noir, Riesling, Sauvignon blanc, Chardonnay, Gewürztraminer und Muscat – sind Geschmack und Duft so eindeutig, dass sie zu internationalen Unterscheidungskategorien geworden sind. Dasselbe gilt für Merlot, Malbec, Syrah, Sémillon, Chenin blanc, Pinot blanc, Pinot gris, Silvaner, Viognier, Nebbiolo, Sangiovese, Tempranillo … Hier nun folgen die besten bzw. beliebtesten Rebsorten
ANMERKUNG: Alle Verweise auf Rebsorten und deren Synonyme in anderen Kapiteln dieses Buchs beziehen sich auf dieses Kapitel.
Trauben für Rotwein
Agiorgitiko (Aghiorgitiko) Griechische Sorte; ursprünglich aus der Nemea-Region, heute aber fast überall angebaut. Vielseitig und köstlich, von weich und charmant bis dicht und alterungswürdig. Unbedingt probieren.
Aglianico Süditalienische Traube, aus der u. a. der Taurasi bereitet wird: dunkle, tiefgründige Weine, derzeit sehr in Mode.
Aragonez Siehe TEMPRANILLO.
Auxerrois Für Rotwein siehe MALBEC. Die weiße Auxerrois hat einen eigenen Eintrag bei den Trauben für Weißwein.
Băbească neagră Die traditionelle »schwarze Großmuttertraube« aus der Moldau-Region liefert rubinrote Weine mit leichtem Körper.
Babič Rotweinsorte aus Dalmatien, wächst in steinigen Lagen an der Küste bei Šibenik. Enormes Potenzial für hohe Qualität.
Baga Portugiesische Rotweintraube (Bairrada). Dunkel, tanninreich – großes Potenzial, aber schwierig im Weinberg.
Barbera Weit verbreitete Rebsorte in Italien, am besten im Piemont. Viel Säure, wenig Tannin, Kirschfrucht. Weine gibt es von seriös mit Barriqueausbau bis halbsüß und perlend. Auch in Kalifornien und Australien in Mode; vielversprechend in Argentinien.
Blauburger Österreichische Kreuzung von BLAUEM PORTUGIESER mit BLAUFRÄNKISCH. Einfache Weine.
Blauburgunder Siehe PINOT NOIR.
Blauer Portugieser Mitteleuropäische Sorte, v. a. in Deutschland (Rheinhessen, Pfalz, meist für Rosé), Österreich, Ungarn. Leichte, fruchtige Rotweine, die in ihrer Jugend leicht gekühlt getrunken werden. Nichts zum Einkellern.
Blaufränkisch (Kékfrankos, Lemberger, Modra Frankinja) Im österreichischen Mittelburgenland weitverbreitet. Mittelschwere Weine mit pfeffriger Säure, einer charakteristisch salzigen Note sowie Beeren- und Eukalyptusaromen. Häufig mit CABERNET SAUVIGNON oder ZWEIGELT verschnitten. Heißt in Deutschland Lemberger, in Ungarn Kékfrankos, in Slowenien Modra Frankinja.
Boğ azkere Tanninreiche türkische Sorte, liefert körperreiche Weine.
Bonarda Mehrdeutiger Name. Im italienischen Oltrepò Pavese nennt man so die Croatina und erzeugt milden, frischen roten Frizzante und Stillwein aus ihr. In der Lombardei und der Emilia-Romagna