Was hier geschrieben steht, soll lediglich eine Anregung sein, den Kräften der Natur und dem in uns wohnenden Selbstheilungsvermögen etwas mehr Vertrauen zu schenken.
Heilpflanzen, Meditation und Selbstverantwortung sind auch das Thema des amerikanischen Mediziners Andrew Weil, den ich schon lange persönlich kenne und schätze. In Harvard ausgebildet und als Professor für holistische, integrative Medizin am Arizona College of Medicine tätig, hat Weil in den USA regelrechten Kultstatus. Während eines Symposions bei der Schweißfurth-Stiftung (München) sagte er, er sei überzeugt, dass, wenn man den Menschen das Wissen um die Heilkräuter und deren Wirkung nicht vorenthalten würde, wenn die Kinder schon in den Schulen darüber lernen würden, dann erübrigten sich schätzungsweise 65 Prozent der Arztbesuche. Anstatt sich zum passiven, duldenden Patienten machen zu lassen, sollte der mündige Kranke an seiner Heilung aktiv mitarbeiten. Das würde die Arbeitslast der gestressten Mediziner mindern und den Krankenkassen sehr viel Geld sparen. »Vernunft statt Tabletten« ist der Titel eines seiner Bücher.
Das bedeutet aber nicht, dass man kompetente Ärzte oder Heilpraktiker nicht zurate ziehen sollte. Christine und ich sind weder Heilpraktiker noch Ärzte, und wir sind auch nicht befugt, medizinische Ratschläge zu erteilen. Dieses Buch sollte nur Mut machen, Selbstverantwortung für sein Leben und seine Gesundheit zu übernehmen.
DIE NATUR HILFT!
VON CHRISTINE STORL
Pflanzen können mehr, als wir glauben – manche Pflanzenbegeisterte sind sogar davon überzeugt, dass Pflanzen ein höheres Bewusstsein besitzen als Menschen. Urgeschichtlich gesehen haben die Pflanzen es Tieren und Menschen überhaupt erst ermöglicht, auf der Erde zu leben, indem sie Sauerstoff zum Atmen schufen. Dann gaben sie uns auch noch zu essen. Aber damit noch nicht genug – sie schenkten uns auch lebendiges, frisches Wasser! Bevor die Pflanzen die Erde eroberten, gab es nur vereinzelte Frischwasserquellen sehr tief unter der Erde. Wenn man sich all dies ins Bewusstsein ruft, verwundert es nicht, dass die alten Schriften aus Indien, etwa die Veden, die Pflanzen als unsere eigentlichen Mütter bezeichnen.
Wenn wir uns also hilfesuchend an die Pflanzen wenden, unterstützen sie uns dabei, gesund zu werden. Pflanzen können sogar wahrnehmen, was um sie herum geschieht, und angeblich auch erkennen, welche Krankheiten die Menschen in ihrer Umgebung plagen. Laut Linwood Tallbull, Sohn des Cheyenne-Medizinmanns Bill Tallbull, helfen uns die Pflanzen schon, wenn wir sie nur berühren und liebevoll wahrnehmen. Sogar Wissenschaftler bestätigen inzwischen, dass Pflanzen mehr Bewusstsein haben, als die wissenschaftliche Sichtweise früher bereit war einzuräumen. Es ist auch interessant, dass oft, wenn eine Krankheit sich ausbreitet, auf einmal Heilpflanzen in der Umgebung wachsen, die bei dieser Krankheit helfen können.
Weil unsere Familie seit über drei Jahrzehnten abgelegen mitten in der Natur lebt, habe ich bei vielen gesundheitlichen Problemen Heilung aus der Natur gesucht und wurde nie enttäuscht. Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass der Mensch mit Vernunft und Hilfe aus der Natur sehr viel mehr selber heilen kann, als mancher vielleicht glaubt. Natürlich ruft man bei ernsthaften Erkrankungen und in Notfällen einen Arzt. In diesem Buch gebe ich weiter, welche natürlichen Heilmittel aus dem Pflanzenreich, manchmal auch nur Wasser und Heilerde, uns immer wieder geholfen haben – es ist als Anregung gemeint, die eigene Gesundheit, wann immer möglich, selber in die Hand zu nehmen.
Dieses Buch widme ich meinen Kindern
und den Enkelkindern, die ich gerne
noch hier auf der Erde begrüßen möchte.
ACKERSCHACHTELHALM, ZINNKRAUT
Equisetum arvense
Wo wächst er?
Auf trockenen bis mäßig feuchten, gern lehmigen Böden, sonnig. Auf Äckern, im Garten, am Wiesenrand
Wann sammeln?
Möglichst junge Wedel von Mai bis August
Was verwenden?
Gesamtes Kraut (grüne Wedel)
Vorrat?
Ackerschachtelhalm lässt sich trocknen für den Wintervorrat.
Auf der Südseite des Hauses trocknen die Holzvorräte.
ACKERSCHACHTELHALM
Ackerschachtelhalm stärkt die Knochen. Er enthält reichlich Kieselsäure, die bei Arterienverkalkung reinigend wirkt, die Gelenkschmiere aufbaut und das Bindegewebe festigt.
Schon so manches Mal waren wir sehr froh, dass wir nur schnell in den Garten laufen mussten, um ein paar Wedel für einen starken, blutstillenden Sud zu pflücken. Immer wieder zieht sich einer aus der Familie bei der Arbeit auf dem Hof eine blutende Wunde zu – meistens ist es Wolf.
NOTFALLPFLANZE
Wir heizen ja fast ausschließlich mit Holz und vor einigen Jahren war er dabei, an der Kreissäge Äste auf die richtige Länge für den Herd zu sägen. Er liebt diese Arbeit an der frischen Luft, sie bedeutet Entspannung für ihn und einen Ausgleich zum Sitzen am Schreibtisch. Wenn er merkt, dass er müde wird, hört er eigentlich vorsichtshalber auf, denn eine falsche Bewegung – das ist ihm stets bewusst – kann sehr gefährlich sein. Auch diesmal wollte er für den heutigen Tag aufhören und die Säge ausschalten. Während er nun mit der rechten Hand gerade den Schalter betätigen wollte, geriet er mit der Linken, in der er noch einen Fichtenast hielt, zu nah an das noch rotierende Sägeblatt. Der Ast wurde mit Wucht zurückgeschleudert, und ein hakenförmiges, messerscharfes Holzstück – es sah aus wie ein Haifischzahn – erwischte seinen Mittelfinger und riss eine tiefe Wunde ins Fleisch. Bevor das Blut aus der Wunde schoss, konnte er den Knochen sehen. Wolf presste das Stück Fleisch mit der anderen Hand fest und lief ins Haus, wo wir sofort eine Abkochung vom Ackerschachtelhalm zubereiteten. Im Eiswürfelbad kühlten wir die Flüssigkeit herunter, bis sie eine erträgliche Temperatur hatte, und badeten die Hand darin. Das Wasser wurde zunächst rot wie Rote-Bete-Saft, aber bald hörte das Bluten auf. Der Schachtelhalm hatte wieder einmal seine Wirkung getan.
Währenddessen hatte ich schon starken Schafgarbentee gekocht (>) und in eine weite Schale gegossen, darin badeten wir die Hand dann immer wieder, auch in den darauffolgenden Tagen – immer wieder in frisch gebrühtem Tee. Denn auch die Schafgarbe ist blutstillend und dank ihrer Gerbstoffe und ätherischen Öle auch wundheilend. Ein paar Tage nach diesem Unfall musste Wolf schon verreisen und ein Seminar halten. Dort traf er einen befreundeten Arzt, der sich ebenfalls auf Naturheilkunde versteht. Er packte frisch gepflückte, ganz fein geschnittene Spitzwegerichblätter auf die Wunde, wickelte einen Verband drum herum, und es dauerte nicht mehr lange, bis der Finger vollkommen ausgeheilt war.
SCHNELLE KNOCHENHEILUNG
Wolfs betagte Mutter rief eines Tages an und fragte nach Rat, sie hatte sich im Pflegeheim den Arm gebrochen. Er war schon eingegipst und man konnte nicht mehr mit Beinwell – den wir sonst immer bei Brüchen verwenden – heran. Wolf empfahl ihr dann, Ackerschachtelhalmtee zu trinken.
Der