Ein Buch für Keinen. Stefan Gruber. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stefan Gruber
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Афоризмы и цитаты
Год издания: 0
isbn: 9783347043282
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eingeführter Begriff, der Muster bezeichnet, die aus kleineren Kopien ihrer selbst bestehen. Ein bekanntes computergeneriertes Bild aus der Mathematik ist die durch Iteration (= die Ergebnisse eines Rechenschrittes sind die Ausgangswerte des nächsten Rechenschrittes) erzeugte »Mandelbrot-Menge«. Aus der Natur wird häufig der Romanesco Blumenkohl als populäres Beispiel für eine fraktale Struktur genannt. So bildet der Romanesco eine spitz zulaufende Rose, die aus spitz zulaufenden Röschen besteht, die wiederum aus spitz zulaufenden Röschen bestehen. Der Begriff »Fraktal« wird von mir übernommen und auf historische, geistige und metaphysische Selbstähnlichkeiten ausgedehnt.

      2 Weder »Menschliches, Übermenschliches« noch »Ecce nihil« waren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser vierten Auflage von »Ein Buch für Keinen« geschrieben bzw. veröffentlicht worden.

      3 Der Geschichtsphilosoph Oswald Spengler charakterisierte die abendländische Kultur als fausti abgeleitet von Faust, dem Namen der Hauptfigur in Goethes gleichnamigem Werk.

      4 – mit dem Subkapitel »Der Anfang«, das wiederum alle anderen Subkapitel in sich trägt.

       Das Große Arkana

       Inhalt

      I Der Anfang

      Der Anfang

      Das Pentagramm

      Der Kreis

      Der Phoenix

      Das Ende

      II Das Pentagramm

      Das Pentagramm

      Der Kreis

      Der Phoenix

      Das Ende

      III Der Kreis

      Der Kreis

      Der Phoenix

      Das Ende

      IV Der Phoenix

      Der Phoenix

      Das Ende

      V Das Ende

      Das Ende

       Zum Gedenken an

      Meinen Bruder Thomas Gruber (* 1986, † 2011)

      Meine gute Freundin Julia Höring (* 1986, † 2008)

      I. Der Anfang

      Der Anfang

       Im Anfang war die Schuld, und die Schuld war bei Gott, und Gott war die Schuld. Dieselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dieselbe gemacht, und ohne dieselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.

      Abgewandeltes Zitat aus Johannes 1,1 ff.

      Im Anfang ist und ist nicht das göttliche Eine. Das göttliche Eine ist jener Zustand und Nichtzustand, in dem Sein und Nichtsein zu einer ungeschiedenen Einheit verschmolzen sind. Weder existiert dieses Eine, noch existiert es nicht. Weder existiert Gott, noch existiert er nicht. Das göttliche Eine ist vielmehr der Zustand des »nicht Realisierten« oder »realisierten Nichts«, des »Noch-Nicht-Seins« und »Nicht-Mehr-Seins«. Diese Einheit ist informationslos, weil sie Alles und Nichts gleichsam verkörpert. Doch körperhaft ist sie nicht. Es gibt kein Außen, keine Systemgrenze und kein ausdifferenziertes Innen und demnach auch keine Unterschiede, die Information konstituieren. Es gibt außerhalb und innerhalb dieser Einheit nicht einmal das Nichts, durch das sich das Eine als abgegrenzt erfahren und definieren könnte; keine Relation, durch das es sich unterscheiden könnte, indem es sich als getrennt davon erfährt. Ohne Referenz kann ein Ding nicht beschrieben oder definiert werden. Es gibt keine Grenze zwischen Objekt und Subjekt. Ohne Referenz kann es nicht wechselwirken und sich als Negation begreifen - als das, was dieses Außen nicht ist. Ohne Referenz existiert das göttliche Eine nicht – es wirkt nicht in Wirklichkeit und ist irreale Realität. Nichtsein/Sein, Leere/Existenz und Null/Eins sind hier ununterschieden und eins (null). Man kann sich die Leere als Summe aller unendlichen Varianten des Seins »vorstellen«. Doch sobald man auch nur versucht, sich diese Leere vorzustellen, zerstört man sie. So wie die Summe aller Spektralfarben weiß ist, so ist die Summe aller unterschiedlichen Formen des Seins das Nichtsein. Sein und Leere sind damit eins und ungeschieden. Dieses göttliche Eine stand nicht am Beginn oder Anfang aller Zeiten. Es ist zeitlos und – ohne äußeres Milieu, das als Referenz für das innere Ausmaß dienen könnte – auch raumlos. Weder war dieses göttliche Eine jemals, noch hörte es jemals auf zu sein. Es hat keinen Beginn und es hat kein Ende. Und das Sein, das sich manifestiert, ist ebenso nur Ausdruck dieser göttlichen Einheit, die für sich selbst gesehen Dynamik und Stillstand zugleich ist, in raumlosen Raum der zeitlosen Ewigkeit. Das Sein existiert nur für ein Teilsystem innerhalb dieser Einheit. Die Einheit selbst aber ist und ist nicht immer Leere und Sein zugleich. Diese Einheit ist unvorstellbar, unbegreifbar und unbeschreibbar. Damit wir uns ihr aber so weit wie nur menschenmöglich annähern können, wollen wir ihr das Konzept der Schuld zuweisen. Die Schuld ist nicht die göttliche Einheit. Sie ist nur ein Begriff, der seine Berechtigung im Laufe des Buches erfährt – wobei der Leser immer im Hinterkopf behalten sollte, dass ein Begriff, ja bereits das Nachdenken über die Einheit, diese spaltet und damit von uns abtrennt. Nur wenn wir nicht sind, wenn wir also tot sind, sind wir eins mit der Einheit, dann, wenn wir sie nicht beschreiben können, weil wir uns nicht mehr reflektieren. Diese Paradoxie ist dem Einen immanent, und sie gilt nicht nur für uns. Sie gilt auch für das Konzept von Gott. Auch Gott IST die Leere als Summe allen Seins, und damit nicht existent. Er ist und erfährt sich erst durch die Teilung seiner selbst, nach der jeder Pol nach Ausgleichung strebt.

      Das Kapitel »Der Anfang« steht damit für die Beschreibung der Basis des Buches, an der es schließlich zugrunde geht.

      Das Pentagramm

       Das Königreich gleicht einer Frau, die einen Krug voller Mehl trug. Während sie auf einem weiten Weg ging, brach der Henkel des Kruges, das Mehl rann hinter ihr auf den Weg. Sie bemerkte es nicht, sie hatte kein Unheil wahrgenommen. Als sie in ihr Haus kam, stellte sie den Krug nieder und fand ihn leer.

      Aus dem apokryphen Thomas-Evangelium

      Das Eine ist ungeschieden und damit unwandelbar. Die Teilung des Einen, die Spaltung des Einen in unterscheidbare Einzelteile kann immer nur von »innerhalb« des Einen durch ein Teilsystem – einen »Beobachter« – geschehen. Das Eine als Ganzes bleibt dabei aber immer ALLES – Sein und Nichtsein, wobei das Nichtsein wiederum die Summe allen Seins ist. Das Eine ist damit für sich selbst ungeschieden und gleichzeitig aus Sicht eines Beobachters, als Teil des Einen, unterschieden. Anfang und Ende des Einen sind verschmolzen: Es gibt keinen Anfang und kein Ende – beide geben sich die Hand, ohne dass dazwischen ein Konzept von Zeit existieren würde. Um uns der Entstehung des Seins aus dem göttlichen Einen und innerhalb des göttlichen Einen anzunähern, bedarf es wiederum der Sprache, die für sich selbst genommen niemals die Wahrheit abbilden kann, aber Werkzeug ist, um ein Gefühl für das Eine zu transportieren. Um das Eine auch nur annähernd zu begreifen, dürften wir nicht darüber nachdenken. Ohne darüber nachzudenken, können wir es aber nicht beschreiben und wollten wir es beschreiben, dann könnten wir es nicht als das