Runter kommt man immer...Witzige Begebenheiten beim Erlernen des Skifahrens auf und neben der Piste. Silvia Urbschat. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Silvia Urbschat
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Биографии и Мемуары
Год издания: 0
isbn: 9783347070783
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      Ich fuhr den ganzen Vormittag hinter Claudia her und fiel höchsten 2 bis 4 mal hin. Begeisterung pur! Sogar der Schneepflug klappte! Ich hätte Singen können vor Glück.

      Doch dann lichtete sich der Nebel…

      Ich verkrampfte völlig. Nichts ging mehr. Ich sah den Berg und hatte Angst. Viele Anfänger werden diese Schrecksekunden nachempfinden können. Skifahren passiert nicht nur mit den Beinen, es ist auch Kopfsache!

      Am nächsten Tag die gleiche Situation. Wir waren in einem für uns neuen Skigebiet und wieder Nebel.

      Mein Mann kümmerte sich um unseren Hund, ich versuchte wieder, mich mit meinen Ski anzufreunden. Wir standen unterhalb eines Schleppliftes, dessen Ende man aber wegen des Nebel´s nicht sehen konnte. Mein Mann sagte: „Versuch es doch mal“, und meine Neugier war geweckt.

      Ich sollte es bereuen. Schon bei der Auffahrt wusste ich, das war ein Fehler. Die Piste war steil und ich wusste wirklich nicht, wie ich nun jemals wieder runter kommen sollte. Die Tränen flossen und ich quälte mich Meter für Meter abwärts. Ich verfluchte meinen Mann und meine eigene Entschlossenheit, aber all das nutzte nichts.

      Runter kommt man immer… aber das dauerte!

      Es war eine der Abfahrten, die ich nie vergessen werde. Doch meine blauen, für mich wohl etwas zu kurzen Ski kaufte ich. Ich liebte sie, weil ich damit auch kleinere Kurven fahren konnte. Sie blieben viele Jahre meine treuen Begleiter.

      Trotz Respekt versuchte ich es immer wieder, manchmal unter Tränen. Besonders, wenn ich mit den Worten losgeschickt wurde:

      „Der Berg ist ganz leicht, das schaffst du schon“.

      Man bedenke, gute Skifahrer sagen das immer, auch bei schwarzen Pisten! Die Männer aus unserer Gruppe fuhren jeden Berg und das auch bei jedem Wetter.

      So beschlossen sie, die doch anspruchsvollen Pisten in Spindlermühle in Angriff zu nehmen. Anke, ich und die Kinder waren nur als Maskottchen dabei. Bei solchen Bergen wurde mir schon beim Hinsehen schlecht. Kurt und Detlef fuhren mit dem Lift bergauf, wir warteten.

      Damit uns nicht langweilig wurde, ließen wir uns für die Kinder viel einfallen. Doch irgendwann hatte alles Spielen ein Ende. Nach einer Stunde warteten wir immer noch, da stimmte doch etwas überhaupt nicht! Die Kinder fingen an zu quengeln, unsere Füße waren Eisklumpen und die Männer noch immer nicht in Sicht.

      Nun wurde uns Angst, doch das wollten wir uns vor den Kindern nicht anmerken lassen. Was sollten wir machen, wenn sich jemand verletzt hatte? Als wir suchend um uns blickten, sahen wir plötzlich unsere Männer zu Fuß und aus einer völlig anderen Richtung auf uns zukommen. In solch einer Situation weiß man nicht, ob man laut schreien oder vor Freude heulen soll. Wir waren erst mal sprachlos.

      Die Männer lachten – wir nicht.

      Wie immer, wenn Detlef dabei war, hatten sie sich natürlich verfahren. Oben am Berg wussten sie nicht mehr, mit welchem Lift sie nach oben gefahren waren. Sie fuhren immer wieder verschiedene Berge hoch und runter ohne uns zu finden, bis sie schließlich aufgaben und zu Fuß durch den Ort auf uns zuliefen.

      Wir waren alle total fertig, dies war wieder ein Erlebnis der besonderen Art.

       Langlaufen kann man fast überall …

      Nach den anfänglichen Versuchen mit Langlaufski, ging das Fahren immer besser. So fuhren wir auch bei uns daheim im Thüringer Wald, oder im Harz immer wieder mal los, sobald es die Schneesituation erlaubte.

      Ich hatte das Gefühl, dass es bei uns leichter zu fahren ging als im Riesengebirge, denn die Loipen waren sehr gut präpariert und die Landschaft nicht ganz so bergig.

      Oder hatte ich etwa doch schon etwas gelernt?

      Auch im Bayrischen Wald gab es wunderbare Loipen. Hier verbrachten wir ein verlängertes Wochenende mit meiner Schwägerin Karin, Schwager Olaf, deren Kindern und anderen Verwandten. Wir wohnten in Finsterau in kleinen Finnhütten.

      Als wir ankamen, wurde uns schon erzählt, dass Karin und Olaf schon seit Stunden mit den Ski unterwegs waren. Sie waren gute Langläufer und wir erwarteten sie bald zurück. Doch die Zeit verging, es wurde dunkel.

      Karin und Olaf waren noch immer nicht da. Suchen konnten wir sie nicht, denn wir wussten ja nicht genau welche Wege sie genommen hatten. Sollten wir die Bergwacht anrufen?

      In Gedanken sahen wir schon den Hubschrauber nach ihnen suchen. Nach einer für uns unendlich langen Zeit kamen beide dann doch völlig erschöpft, aber unverletzt bei den Finnhütten an. Sie waren am Ende ihrer Kräfte und sogar Olaf gab zu, sich völlig verschätzt zu haben. Als es dunkler wurde, wussten sie im Wald teilweise gar nicht mehr wo sie waren.

      Und wer hat schon beim Langlaufen eine Taschenlampe dabei? Es war eine wirklich brenzlige Situation und auf keinen Fall zu unterschätzen. Wir waren froh und dankbar, alle wieder zusammen zu sein.

      Viele schöne Erlebnisse beim Langlauf hatten wir in Inzell. Dort waren wir mit Anke, Detlef und den Kindern dort die Zeit über Silvester 2000/2001.

      Wir hatten in einem Hotelkomplex Zimmer mit Küche gebucht, denn wir hatten ja vor, uns selbst zu versorgen. Es war abenteuerlich. Als wir die Küche im Zimmer suchten, ging bei uns das Gelächter schon los. Wir fanden sie nicht. Erst nach der Inspektion aller Schränke ging uns ein Licht auf. Hinter einer Schranktür befand sich „die Küche“, das heißt, Geschirr, zwei Töpfe, ein Wasserkocher und zwei kleine Kochplatten.

      Das war sehr lustig und wir haben nie wieder derartiges erlebt. Für unsere Zwecke reichte die Einrichtung, denn wir hatten ja insgesamt 2 Zimmer und damit 2 Küchen.

      Auch unser Berner Sennenhund Nestor begleitete uns, er hatte besonders viel Spaß am Schnee. Er grub sich förmlich darin ein und sprang beim Langlauf neben den Loipen einher. Schwierig wurde es nur bergab. Da wussten wir nie wer eher unten war, der Hund oder wir und manchmal lief Nestor auch quer über unsere Loipen. Er verursachte immer wieder mal Stürze, doch es gelang uns, auf die Beine oder Ski zu kommen.

      Wir verlebten schöne Tage und ein lustiges Silvesterfest. Dabei kamen Alpin-Skifahren und vor allem Langlauf nicht zu kurz.Es war wirklich herrlich und das Fahren klappte richtig gut.

      Von Inzell aus fuhren wir auch einen Tag nach Ruhpolding, wo wir die deutschen Biathletinnen beim Training beobachten konnten und noch ein nettes Gespräch mit Uschi Diesel hatten. Für uns als totale Fans gab es natürlich noch ein Erinnerungsfoto.

      Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch der Deutschen Meisterschaft im Eisschnelllauf in Inzell, dort sahen wir so bekannte Eisläuferinnen wie Claudia Pechstein, Gunda Niemann und Anni Friesinger.

      Wir waren begeistert!

      Doch dann ging es auch wieder zum Skifahren.

      Einen Tag verbrachten wir auf der Winkelmoosalm. Dort hatte ich Hunde-Dienst. Ich war froh, mich mal nicht so verausgaben zu müssen. Dachte ich! Nestor war total fit, ich weniger. Er tigerte durch den Schnee, die Nase nach unten und immer den dort häufig anzutreffenden Hundedamen nach.

      Ich hatte meine liebe Mühe. 55 kg Hund zu halten ist nicht so einfach, vor allem bei glattem Untergrund. Plötzlich befreite er sich aus seinem Halsband und sprang im tiefen Schnee den Berg hinab. Meine Reaktion kam sofort. Vor lauter Angst den Hund zu verlieren, stürzte ich mich mit einem Hechtsprung kopfüber auf Nestor.

      Zusammen rollten wir weiter bergab. Er erschrak und wollte sich mir entwinden, aber das setzte bei mir nochmal Kräfte frei.

      Nestor liebte mich sehr, deshalb hatte ich auch keine Bedenken, dass er mich verletzen könnte. Nach einem kleinen Kampf konnte ich ihm das Halsband wieder überstreifen. Schließlich hatte ich ihn wieder an der Leine. Das war eine Aktion!

      Die Leute ringsum freuten sich mit mir und ich war fix und alle. Die kleinen Hundedamen, die meinen Nestor so wuschig gemacht hatten, befanden sich jetzt alle auf den Armen ihrer Frauchen.

      Dies war der einzige Moment, in dem ich mir auch mal so einen „Handtaschenhund“ gewünscht hätte.