Ortsbesichtigung. Hans Drawe. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hans Drawe
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347124837
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schenkte er zu Weihnachten eine elektrische Eisenbahn,

      mit der er selbst so lange spielte, bis sie zu Bruch ging.

      Im Sommer fuhren wir mit seinem weißen offenen

      Amischlitten

      quer durch Deutschland,

      und Tante Helga hatte mehrere »Männeraffären«.

      Zwei Jahre später schrie sie Onkel Larry

      unter dem Weihnachtsbaum an:

      »Ich hab' mich nur mit dir eingelassen,

      weil wir was zu fressen brauchten.

      Ich habe mich für die Familie geopfert.« –

      Larry lachte:

      »Sie will mir heimzahlen, dass ich als Ami alles hatte,

      was sie brauchte«, sagte er.

      »Ich habe ihren Stolz verletzt.«

      Griff nach seiner Flinte

      und schoss Tante Helga in die Stirn.

       Mein Vater

      Mein Vater ist ein Elfeinhalbender.

      Er bekommt keine Kriegerpension.

      Er hätte den Krieg ein halbes Jahr lang

      weiterführen müssen,

      um eine Vaterlandsrente zu bekommen.

      Mein Vater hat fürs Vaterland

      ein Bein und einen Arm geopfert.

      Er ist Elfeinhalbender

      und liebt das Vaterland jetzt nicht mehr.

       Meine Mutter

      Auch meine Mutter glaubt nicht mehr ans Vaterland.

      Meine Mutter glaubt nur noch an ihre Kinder.

      Sie hat meinen Vater immer mit Blumen

      an den Frontzug gebracht.

      Meine Mutter war auch mal eine junge Frau,

      die ans Vaterland geglaubt hat. –

      Meine Mutter ist für mich ein Geschichtsbuch.

       Meine Schwester

      Meine Schwester schreibt mir,

      dass ein Mann über sie gekommen ist,

      bei dem sie Glück empfunden hat,

      und der sich ihretwegen scheiden lassen will.

      Meine Schwester schreibt mir:

      Ich komm' von dem Kerl nicht mehr los.

      Mein Vater schreibt: Der Kerl ist verkommen.

      Meine Mutter: Deine Schwester wirft sich weg.

      Meine Schwester schreibt: Du, der schreibt Gedichte,

      lies die mal.

       Mein Onkel Anton

      Mein Onkel Anton war KPD-Mann.

      Mein Onkel Anton ist erschossen worden.

      Datum: 24. 12. 1966.

      Die beiden Täter gehörten einer Nazivereinigung

      an.

      Der Richter hat sie ins Irrenhaus gesteckt.

      Neulich las ich,

      dass sie als geheilt entlassen wurden.

       Mein Onkel Friedrich

      Wir sind schon immer sozial gewesen,

      sagt mein Onkel Friedrich.

      Und wir sind schon immer national gewesen.

      Und den Hitler,

      den haben auch wir nicht gewollt. –

      Aber der Russe gehört hintern Bug.

       Manchmal hab' ich Angst

      Manchmal hab' ich Angst,

      dass mein Sohn größer wird.

      Was wird er dich fragen, denk' ich.

      Ich hab' weder einen Weltkrieg mitgemacht,

      noch fahr' ich Mercedes oder hab' ein Haus.

      Ich hab' nur das, was man eben so braucht:

      Einen Elektroherd, einen Fernseher, eine Waschmaschine

      und zusammengeramschte alte Klamotten

      in der Bude.

      Und es gibt Leute, die sagen: Der, das ist eine

      verkrachte Existenz.

      Was wird dein Sohn dich fragen, wenn er größer

      ist,

      denk' ich.

      Und manchmal hab' ich Angst um meinen Sohn.

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