Reich der Drachen. Морган Райс. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Морган Райс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Серия: Das Zeitalter der Magier
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9781094306131
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oder Förster; vielleicht waren sie Wilderer. Wer auch immer sie waren, Nerra würde ihnen wahrscheinlich begegnen, wenn sie weiterlief. Dieser Gedanke behagte ihr nicht, das Risiko, dass sie mehr sahen, als sie sollten, gefiel ihr nicht. Also schlug sie sich in eine neue Richtung, ohne ein bestimmtes Ziel zu haben. Sie kannte den Wald gut, sodass sie sich keine Sorgen machte, sich zu verlaufen. Sie ging einfach weiter – und nun entdeckte sie Stechpalme und Birke, Schöllkraut und wilde Rosen.

      Und etwas anderes.

      Nerra hielt inne, als sie eine Lichtung erblickte, die aussah, als wäre etwas Großes hier entlang gezogen, Äste waren abgebrochen, der Boden zertrampelt. War es ein Eber gewesen oder gar ein ganzes Rudel? Gab es irgendwo einen Bären, der groß genug war, sodass eine Jagd Sinn machte? Nerra konnte jedoch keine Bärenspuren zwischen den Bäumen sehen oder überhaupt irgendetwas, was darauf hindeutete, dass etwas zu Fuß durchgekommen war.

      Mitten in der Lichtung  konnte sie ein Ei sehen, das seitlich im Gras lag.

      Sie erstarrte und musterte es erstaunt.

      Das kann nicht sein.

      Selbstverständlich gab es Geschichten und die Galerien des Schlosses hatten einige versteinerte Exemplare, denen kein Leben mehr innewohnte.

      Aber das … es konnte nicht wirklich sein …

      Sie ging näher heran, und jetzt begann sie, die schiere Größe des Eis in sich aufzunehmen. Es war riesig, so groß, dass Nerras Arme kaum ausreichen würden, hätte sie versucht, es zu umarmen. Groß genug, dass kein Vogel es hätte legen können.

      Es war ein sattes, tiefes Blau, fast schwarz,und mit goldenen Adern, die wie Blitze über einen Nachthimmel liefen. Als Nerra ganz vorsichtig versuchte, es zu berühren, fühlte sie, dass die Oberfläche seltsam warm war, so wie es kein Ei hätte sein sollen. Das bestätigte, genau wie alles andere, was sie sah, was sie gefunden hatte.

      Ein Drachenei.

      Das war unmöglich Wie lange war es her, dass jemand einen Drachen gesehen hatte? Und selbst in den Geschichten, die man hörte, erzählte es von großen geflügelten Tieren, die über den Himmel flogen, nicht von Eiern. Drachen waren niemals hilflose, kleine Dinge. Sie waren riesig und schrecklich und unmöglich. Aber Nerra konnte sich nicht vorstellen, was das sonst sein könnte.

      Und jetzt liegt die Wahl bei mir.

      Sie wusste, dass sie jetzt nicht einfach weggehen konnte, da sie das Ei hier gesehen hatte, verlassen, ohne Anzeichen eines Nestes, wie ein Vogel sein Gelege legen würde. Wenn sie das tat, bestand die Chance, dass irgendetwas einfach kommen und das Ei essen und die Kreatur darin zerstören würde. Das, oder es würde Leute geben, und sie hatte keinen Zweifel daran, die es verkaufen würden. Oder aus Angst zermalmen. Die Leute konnten manchmal grausam sein.

      Sie konnte es auch nicht mit nach Hause nehmen. Man stelle sich vor, sie ginge mit einem Drachenei in der Hand durch die Tore des Schlosses. Ihr Vater würde es ihr sofort abnehmen lassen, wahrscheinlich, damit Meister Grey es studieren konnte. Bestenfalls würde man die Kreatur in einen Käfig sperren und an ihr herumexperimentieren. Im schlimmsten Fall … Nerra schauderte bei dem Gedanken, dass das Ei von Gelehrten des Hauses des Wissens zerlegt wurde. Sogar Medicus Jarran würde es wahrscheinlich auseinandernehmen wollen, um es zu studieren.

      Wo dann?

      Nerra versuchte nachzudenken.

      Sie kannte den Wald so gut wie den Weg zu ihren Gemächern. Es musste einen Ort geben, der besser wäre, als das Ei einfach im Freien zu lassen …

      Ja, sie kannte genau den Ort.

      Sie schlang die Arme um das Ei, die Hitze drückte sich seltsam gegen ihren Körper, als sie es anhob. Es war schwer und für einen Moment befürchtete Nerra, sie könnte es fallen lassen, aber sie schaffte es, ihre Hände zusammenzuklammern und begann, durch den Wald zu laufen.

      Es dauerte eine Weile, bis sie die Stelle gefunden hatte, sie hielt nach den Espen Ausschau, die den kleinen Ort markierten, an dem sich die alte Höhle befand, umgeben von den vor langer Zeit schon von Moos überwucherten Steinen. Inmitten des Waldes war die Höhlenöffnung, an der Seite eines kleinen Hügels. Nerra konnte vom Boden aus erkennen, dass nichts beschlossen hatte, die Höhle als Lager zu nutzen. Das war gut; Sie wollte ihr kostbares Mitbringsel nicht an einen Ort bringen, wo es in ganz neuer Gefahr wäre.

      Die Lichtung ließ die Vermutung zu, dass Drachen keine Nester bauten, aber Nerra baute dennoch eines für das Ei, sammelte Zweige und Äste, Unterholz und Gras und verwob dann alles langsam zu einem einfachen Oval, auf dem sie das Ei zur Ruhe legen konnte. Sie schob das ganze Gebilde zurück in die dunkle Hälfte der Höhle und vertraute darauf, dass es von außen nicht entdeckt werden konnte.

      „Da“, sagte sie zu ihm. „Du bist jetzt in Sicherheit, zumindest bis ich herausgefunden habe, was ich mit Dir machen soll.“

      Sie suchte Äste und Blätter zusammen, die den Eingang bedecken sollten. Sie nahm Steine und rollte sie vor den Eingang, jeder von ihnen war so groß, dass sie ihn kaum bewegen konnte. Sie hoffte, es würde ausreichen, um all die Dinge fernzuhalten, die versuchen könnten, hineinzukommen.

      Sie war gerade fertig, als sie ein Geräusch hörte, erschrocken drehte sie sich um. Dort zwischen den Bäumen war der Junge, den sie zuvor gesehen hatte. Er stand da und starrte sie an, als versuche  er, zu verstehen, was er gesehen hatte.

      „Warte“, rief Nerra ihm zu, aber der Schrei genügte, um ihn zu verschrecken. Er drehte sich um und rannte weg. Nerra fragte sich, was genau er gesehen hatte und wem er es erzählen würde.

      Sie hatte das bange Gefühl, dass es zu spät war.

      KAPITEL SIEBEN

      Prinzessin Erin wusste, dass sie nicht hier sein sollte, auf dem Ritt durch den Wald Richtung Norden zum Sporn. Sie sollte im Schloss sein und ihr Kleid für die Hochzeit ihrer älteren Schwester anprobieren – doch alleine bei dem Gedanken daran sträubten sich ihr die Nackenhaare.

      Stattdessen fielen ihr all die wichtigeren Dinge ein – was sie als Nächstes erwarten könnte und warum sie gegangen war. In jedem Fall jedoch befand sie sich lieber auf diesem Ritt, bekleidet mit einer Tunika, einem Wams und einer Hose, als dort Anziehpuppe zu spielen, während Rodry sich mit seinen Freunden über sie lustig machte, und Greave rummopperte und Vars … Erin schauderte. Nein, besser hier draußen zu sein und etwas Nützliches zu tun, etwas, das beweisen würde, dass sie mehr als nur eine Tochter war, die es zu verheiraten galt.

      Sie ritt durch den Wald und sog die Pflanzenpracht entlang des Weges in sich auf, obwohl das mehr Nerras Passion war als ihre. Sie ritt an stattlicher Eiche und Weißbirke vorbei, sah die Schatten, die sie warfen, und versuchte, nicht daran zu denken, dass diese Schatten für jemanden, der sich verstecken wollte, die perfekten Gelegenheiten boten.

      Ihr Vater wäre wahrscheinlich wütend auf sie, weil sie ohne Begleitung aus dem Haus gegangen war. Prinzessinnen mussten beschützt werden, würde er ihr sagen. Sie gingen nicht alleine an Orte wie diesen, wo der Wald sich vor ihnen zu verdichten schien und der Weg kaum mehr als ein Trampelpfad war. Dies war jedoch nicht der einzige Grund, aus dem er wütend wäre. Er glaubte wahrscheinlich, dass sie das Gespräch mit ihrer Mutter nicht gehört hatte, das sie praktisch dazu gebracht hatte, in den Stall zu rennen.

      „Wir müssen einen Ehemann für Erin finden“, hatte ihre Mutter gesagt.

      „Einen Ehemann? Eher noch würde sie weitere Schwertstunden verlangen“, hatte ihr Vater geantwortet.

      „Und genau das ist der Punkt. Ein Mädchen sollte solche Dinge nicht tun und sich selbst in diese Gefahr bringen. Wir müssen einen Ehemann für sie finden.“

      „Nach der Hochzeit“, hatte ihr Vater gesagt. „Es werden viele Adlige zum Festmahl kommen und für die Jagd. Vielleicht finden wir einen jungen Mann, der einen passenden Ehemann für sie abgibt.“

      „Möglicherweise müssen wir eine Mitgift anbieten.“

      „Dann werden wir das tun. Gold, ein Herzogtum, was auch immer für meine Tochter am besten ist.“

      Der