Vor vielen Jahren erzählte ich die Geschichte Leas auf einer Konferenz für Studenten. Während meiner Rede bemerkte ich eine junge Frau im Publikum, die ein sehr hübsches Gesicht hatte – zumindest die eine Seite war hübsch, aber die andere wurde von einem sehr großen Muttermal entstellt. Als ich meine Rede beendet hatte, stand sie sofort auf, kam im Hörsaal nach vorn und zeigte den Zuhörern ihr Gesicht. Dann sagte sie in etwa Folgendes: „Zum ersten Mal in meinem Leben möchte ich heute etwas über mein Vertrauen in Gott sagen. Dieser wunderschönen Geschichte von Lea zuzuhören hat mir geholfen, dahin zu kommen, wo ich ganz ohne Fatalismus akzeptieren kann, wie ich bin, und dem Herrn vertrauen kann, fähig zu sein, mit den Folgen klarzukommen.“ Es gab kein trockenes Auge mehr im Saal, und ich stellte mir die Frage, ob ich selbst in meinem Vertrauen zum Herrn so weit gekommen war.
Währenddessen glühte Rahel jedoch vor Eifersucht. Im Gegensatz zu Lea genoss sie Jakobs ganze Liebe und Aufmerksamkeit, doch sie hatte nicht das, was Lea hatte – Kinder. Ihr gutes Aussehen und ihr aufmerksamer Ehemann waren kein Ausgleich für das Fehlen von Kindern. In ihrem verzweifelten Wunsch nach eigenen Kindern, verlangte sie diese von Jakob, der sehr wütend auf sie wurde. Sie bot ihm ihre Magd Bilha als Leihmutter an und bekam auf diesem Weg zwei Söhne, Dan und Naphtali. Um nicht übertrumpft zu werden, bediente sich Lea der gleichen Taktik und bot Jakob ihre Magd Silpa an, und so wurden Gad und Aser geboren. Die Geschwisterrivalität eskalierte, als Ruben seiner Mutter Lea einige Liebesäpfel (Alraunwurzeln) mitbrachte, die in dieser Zeit als Aphrodisiaka angesehen wurden. Rahel verhandelte mit Lea: Lea könnte in dieser Nacht mit Jakob schlafen, wenn sie Rahel die Liebesäpfel gäbe. Lea konfrontierte Jakob mit ihrem „Handel“, er ging darauf ein, und Issaschar wurde geboren. Dann bekam Lea einen weiteren Sohn, Sebulon, gefolgt von Dina, der einzigen Tochter in der Familie, von der uns berichtet wird.
Schließlich wird uns ausdrücklich gesagt, dass Gott eingriff und Rahels Mutterleib öffnete, mit oder ohne Liebesäpfel, und sie gebar ihren ersten Sohn, Joseph. Sein Name bedeutet „Er füge hinzu“ und zeigt ihren Wunsch nach weiteren Söhnen. Sie würde schließlich noch einen weiteren Sohn bekommen, Benjamin, der auch eine wichtige Rolle in Josephs Leben spielen wird.
1 Friedrich von Logau „Göttliche Rache“, Sinngedichte III, 2,24.
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