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Ein geiler Tag auf der Yacht | Erotische Geschichte
von Artur Baer
Artur Baer ist Österreicher und hat mittlerweile wirklich eine Menge erlebt. Beruflich im technischen Feld tätig, ist er ansonsten stark den Künsten und Wissenschaften zugeneigt. Trotz einer langen Periode als Unternehmer hat er nie seine Leidenschaft für die Schriftstellerei vernachlässigt. Sein Werk umfasst mittlerweile Sachbücher, Satiren und Romane, Geschichten und Gedichte.Sein Lebensmotto lautet: „Jeder Mensch sollte die Freiheit haben, alles zu tun, das ihn erfreut, solange er damit keinen Schaden anrichtet.“
Lektorat: Marie Gerlich
Originalausgabe
© 2020 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: Razoomanet @ shutterstock.com
Umschlaggestaltung: Matthias Heubach
ISBN 9783964770837
www.blue-panther-books.de
Ein geiler Tag auf der Yacht von Artur Baer
Das Ehepaar Bühler ist grundsolide – und wohlhabend. Das erlaubt den beiden, sich eine eigene kleine Segeljacht zu leisten, mit der sie in den besten Wochen des Jahres im Mittelmeer kreuzen. Obwohl sie aus einem kleinen, an Bergen reichen Binnenland stammen, deren Bewohner für ihr bedächtiges Temperament, ihre verhaltene, überlegende Sprechweise und ihre Seriosität und Diskretion in Bankangelegenheiten bekannt und geschätzt sind, haben sie es im Laufe der Jahre zu einiger seemännischer Geschicklichkeit gebracht.
Sie pflegen regelmäßig in einem der kleinen Küstenorte Station zu machen. Das sind diese unzähligen kleinen Orte mit Hafen, mit jener unverwechselbaren Atmosphäre und dem Geruch nach Motoröl und Fisch. Typisch für diese kleinen Häfen sind die vielen kleinen Privatjachten und Fischerboote, die Angler an den Ufermauern, die alten Männer mit den Baskenmützen – welche in Gruppen vor kleinen Lokalen sitzen und mit unbeschreiblich stoischem Blick das Geschehen auf der Straße betrachten –, die schwarz gekleideten Frauen und die vielen bunten Touristen.
In so einem Ort waren die Bühlers mal wieder vor Anker gegangen. Zu ihren schönsten Stunden gehörte es, am Abend eines der kleinen Restaurants zu besuchen, um Gerichte aus Lammfleisch, Fisch oder anderen, schwer bestimmbaren Seeungeheuern zu genießen und den Abend mit einigen Gläsern Rotwein zu beschließen.
Dieser Abend war irgendwie besonders stimmungsvoll. Sie saßen in der Ecke eines Gasthausgartens, welche von einer üppig wuchernden Schlingpflanze überdacht war, von der immer wieder kleine grüne Samenkörner auf den Tisch rieselten. Abgesehen von dieser kleinen Verdrießlichkeit war der Abend unvergleichlich. Die Sonne zauberte ein feuriges Farbenspiel in den Himmel und vom Meer wehte ein kühler Wind herüber. Der Abend war voll samtener Ruhe, welche auch durch das monotone Zirpen der Zikaden nicht gestört wurde.
Je länger der Abend dauerte, desto fröhlicher wurden die Bühlers. Sie plauderten angeregt, was ungewöhnlich war, denn wenn man wochenlang zusammen auf einem Schiff lebt, ohne einander aus dem Weg gehen zu können, geht einem irgendwann der Gesprächsstoff aus.
Herr Bühler lobte das Essen und fragte seine Frau: »Findest du nicht auch, dass Essen die schicklichste Art ist, sich selbst zu befriedigen?«
Die beiden kriegten sich kaum ein vor Lachen und Frau Bühler bemerkte: »So kreativ und lüstern kenne ich dich ja gar nicht.«
Worauf Herr Bühler eine launige Antwort aus dem Ärmel schüttelte: »Ich bin unbestritten solch ein fürchterlicher Sittenstrolch.«
Darauf alberten sie noch einige Zeit weiter und Frau Bühler fand den Abend »wunderbar schwülstig«, und fügte kichernd hinzu, es gebe heute »keine steife Brise wie gestern«.
Dann steigerte sich Herrn Bühlers Kreativitätsanfall und er gab weitere frivole Sprüche von sich, worauf Frau Bühler quietschend lachte und Herrn Bühler einen »literarischen Wüstling« nannte.
Allmählich waren die Seeungeheuer vertilgt und der Rotwein nachgefolgt, sodass die Bühlers sich aufmachten, zu ihrer Jacht zurückzukehren. In fröhlich gelöster Stimmung schlenderten sie zum Landungssteg, kletterten in die Kajüte und es dauerte nicht lang, bis sie wie jeden Abend vereint in ihrer Koje lagen und lasen. Herr Bühler hatte diesmal, einer unbewussten Regung folgend, zu einem Taschenbuch gegriffen mit dem Titel: »Frivole Geschichten aus drei Jahrhunderten«.
Er vertiefte sich in eine Geschichte über einen Klavierlehrer, der die erwachsene Tochter einer vornehmen Familie unterrichtete. Es war für den jungen Mann unübersehbar, dass die ausnehmend schöne Bürgerstochter ihn von Unterrichtsstunde zu Unterrichtsstunde verliebter anblickte. In ihr brannte eine Sehnsucht, wie sie nur in einer erwachsenen jungen Frau brennen kann, der man jahrelang die Erfüllung ihrer natürlichen Bedürfnisse vorenthalten hatte. Den jungen Mann hatte es ebenso erwischt – die Nähe ihres warmen, schlanken Körpers, der Duft ihrer Haut, ihre unvergleichliche Art, ihn anzulächeln, brachten sein Blut in Wallung.
Herr Bühler dachte: Wie zurückhaltend man damals über die schönste Sache der Welt geschrieben hat. Heute würde es heißen: Sie brummte wie ein Fagott und sein halber Kreislauf war mit seinem Gemächt beschäftigt.
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