Im Land des Feindes. Marthe Cohn. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marthe Cohn
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783731761396
Скачать книгу
wird noch verhört.« Zitternd setzte sich mein Vater auf einen Stuhl »Sie haben mich in denselben Raum wie sie gebracht und mich unter Drohungen aufgefordert, sie zum Reden zu bringen. Sie wollten alles über Degouts Hof wissen. Sie wollten, dass sie Monsieur Degout verriet, aber sie weigerte sich. Ich habe ihnen gesagt, dass sie nichts wüsste. Ich habe wirklich alles versucht, um die Situation zu entschärfen. Ich habe sogar angeboten, dass sie mich statt ihrer festhalten sollten, aber sie haben einen Brief von Stéphanie auf dem Bauernhof gefunden. Irgendjemand hatte seinen Bezugsschein für Tabak bei uns vergessen und sie hat ihn an Monsieur Degouts Adresse geschickt und den Brief mit ihrem Namen unterschrieben.«

      Bezugsscheine für Tabak waren während des Kriegs eine beliebte Tauschware und der betreffende Flüchtling war sicher überglücklich, als er seinen zurückbekam. Aber in ihrer Gutmütigkeit hatte sich meine Schwester verraten und damit der SS ungewollt den Beweis geliefert, dass Monsieur Degout Flüchtlingen half. Warum hatte sie nur diesen Brief unterschrieben?

      »Wird sie durchhalten, Papa?«, fragte ich, weil ich mir um ihre Gesundheit Sorgen machte.

      »Sie hat einen starken Willen«, antwortete er mit brüchiger Stimme. »Sie weigert sich, Monsieur Degout zu verraten. Ich habe versucht, sie dazu zu bringen, die Wahrheit zu sagen, etwas entgegenkommender zu sein und die Deutschen glauben zu machen, dass sie zu so etwas überhaupt nicht fähig wäre, aber sie hat nicht mitgespielt. Sie blieb stur. Sie hat ihnen gesagt, dass sie lieber sterben würde, als einen Unschuldigen zu verleumden.« Er hielt inne und ließ den Kopf sinken.

      »Aber, Marthe, sie ist so schrecklich müde«, fuhr er kaum hörbar fort. »Sie haben sie gezwungen, während des ganzen Verhörs zu stehen. Einmal wollte sie sich am Schreibtisch abstützen, weil sie so erschöpft war, und da haben sie sie angebrüllt und ihr befohlen, sich gerade hinzustellen.«

      Meine Augen füllten sich mit bitteren Tränen. Ich schwor mir, niemals zu vergessen, was Hipp und seine Männer Steph angetan hatten. Niemals.

      Das Klima in Frankreich verschlechterte sich täglich. Elf Tage nach Stéphanies Verhaftung wurde allen Juden im besetzten Teil Frankreichs, die älter als sechs Jahre waren, befohlen, einen gelben Stern zu tragen. Rabbi Elie Bloch riet uns, ihn als Auszeichnung zu sehen. Wir könnten doch stolz auf unser Judentum sein. Aber seine aufmunternden Worte konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass es eine weitere Demütigung für uns war. Jeder von uns bekam einen grellgelben sechseckigen Stern aus Stoff, mit dem Wort JUIF oder JUIVE darauf. Er musste sorgfältig abgetrennt und mit der Hand auf jedes neue Kleidungsstück aufgenäht werden. Sicherheitsnadeln waren verboten. Wenige Tage nach Inkrafttreten dieser Verordnung wurde Rosy, damals gerade mal sechzehn, auf der Straße von den Deutschen angehalten. Sie drohten ihr an, sie zu verhaften. Ihr »Verbrechen« bestand darin, dass sie sich mit Druckknöpfen beholfen hatte. Zum Glück kam sie mit einer Verwarnung davon.

      Eigentlich sollte der Stern dazu dienen, dass wir öffentlich geächtet wurden, aber das Gegenteil war der Fall, denn wenn wir mit unseren gelben Abzeichen durchs Viertel liefen, überquerten ganze Familien der katholischen Gemeinde extra die Straße, um uns zu begrüßen; die Männer lüfteten sogar die Hüte, und alle äußerten sich missbilligend über die Diskriminierung, der wir ausgesetzt waren. Rabbi Bloch hatte recht: Der Stern war eine Auszeichnung, auf die wir stolz sein konnten.

      Im Krankenhaus verbot mir der Verwaltungsleiter, den Stern an meiner Schwesterntracht zu tragen, obwohl die jüdischen Patienten dazu gezwungen waren. »Bei uns gibt es so etwas nicht«, sagte er mit vor Wut blitzenden Augen.

      Aber der Stern war mein geringstes Problem; Stéphanie ging mir nicht aus dem Sinn. Als politische Gefangene wurde sie ins Gefängnis von Poitiers gebracht, wo auch Fred inhaftiert gewesen war, aber diesmal bekamen wir keine Besuchserlaubnis. Am 10. Juli 1942 wurde sie einundzwanzig und statt in unserem Wohnzimmer mit Dédé Walzer zu tanzen, saß sie krank und allein im Gefängnis. Wir warteten verzweifelt auf Neuigkeiten. Kurz darauf erzählten uns Frauen, die man entlassen hatte, dass unsere kluge Stéphanie trotz ihrer Jugend und ihrer angegriffenen Gesundheit ihre inoffizielle Anführerin geworden war.

      »Sie war die Mutigste von uns allen«, meinte eine Frau lächelnd. »Jeden Deutschen, der auch nur in ihre Nähe kam, ließ sie ihre Verachtung spüren. Sie hat uns in Arbeitsgruppen eingeteilt und lässt Ihnen ausrichten, dass es ihr gut geht.«

      Ich dachte an meine stille, sanftmütige Schwester und wunderte mich über die plötzliche Verwandlung. Zu Hause hatte sie nie etwas von einer Anführerin an sich gehabt, aber die Kriegsumstände hatten sie offenbar verändert. Ich fragte mich, wie ich mich wohl an ihrer Stelle verhalten würde.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAQABMQExAAD/4QD2RXhpZgAATU0AKgAAAAgABwESAAMAAAABAAEAAAEaAAUA AAABAAAAYgEbAAUAAAABAAAAagEoAAMAAAABAAIAAAExAAIAAAAeAAAAcgEyAAIAAAAUAAAAkIdp AAQAAAABAAAApAAAAAAAAOzvAAAAxwAA7O8AAADHQWRvYmUgUGhvdG9zaG9wIENTNSBNYWNpbnRv c2gAMjAxNzoxMTowMyAxNjo0MjowNQAABJAEAAIAAAAUAAAA2qABAAMAAAABAAEAAKACAAQAAAAB AAAHMKADAAQAAAABAAALuAAAAAAyMDE3OjExOjAyIDExOjM0OjI4AP/hEFVodHRwOi8vbnMuYWRv YmUuY29tL3hhcC8xLjAvADw/eHBhY2tldCBiZWdpbj0i77u/IiBpZD0iVzVNME1wQ2VoaUh6cmVT ek5UY3prYzlkIj8+IDx4OnhtcG1ldGEgeG1sbnM6eD0iYWRvYmU6bnM6bWV0YS8iIHg6eG1wdGs9 IlhNUCBDb3JlIDUuNC4wIj4gPHJkZjpSREYgeG1sbnM6cmRmPSJodHRwOi8vd3d3LnczLm9yZy8x OTk5LzAyLzIyLXJkZi1zeW50YXgtbnMjIj4gPHJkZjpEZXNjcmlwdGlvbiByZGY6YWJvdXQ9IiIg eG1sbnM6eG1wPSJodHRwOi8vbnMuYWRvYmUuY29tL3hhcC8xLjAvIiB4bWxuczp4bXBNTT0iaHR0 cDovL25zLmFkb2JlLmNvbS94YXAvMS4wL21tLyIgeG1sbnM6c3RSZWY9Imh0dHA6Ly9ucy5hZG9i ZS5jb20veGFwLzEuMC9zVHlwZS9SZXNvdXJjZVJlZiMiIHhtbG5zOnN0RXZ0PSJodHRwOi8vbnMu YWRvYmUuY29tL3hhcC8xLjAvc1R5cGUvUmVzb3VyY2VFdmVudCMiIHhtbG5zOmRjPSJodHRwOi8v cHVybC5vcmcvZGMvZWxlbWVudHMvMS4xLyIgeG1sbnM6cGhvdG9zaG9wPSJodHRwOi8vbnMuYWRv YmUuY29tL3Bob3Rvc2hvcC8xLjAvIiB4bWxuczpwZGY9Imh0dHA6Ly9ucy5hZG9iZS5jb20vcGRm LzEuMy8iIHhtcDpNb2RpZnlEYXRlPSIyMDE3LTExLTAzVDE2OjQyOjA1KzAxOjAwIiB4bXA6Q3Jl YXRlRGF0ZT0iMjAxNy0xMS0wMlQxMTozNDoyOCswMTowMCIgeG1wOk1ldGFkYXRhRGF0ZT0iMjAx Ny0xMS0wM1QxNjo0MjowNSswMTowMCIgeG1wOkNyZWF0b3JUb29sPSJBZG9iZSBQaG90b3Nob3Ag Q1M1IE1hY2ludG9zaCIgeG1wTU06SW5zdGFuY2VJRD0ieG1wLmlpZDo2RTE2RkYyRDRBMjA2ODEx OEE2RENENTJFNkREQzBEQyIgeG1wTU06UmVuZGl0aW9uQ2xhc3M9InByb29mOnBkZiIgeG1wTU06 RG9jdW1lbnRJRD0ieG1wLmlkOjIxNDk0N0I4MUIyMDY4MTE4MjJBODU4MDEyMjg5M0ZDIiB4bXBN TTpPcmlnaW5hbERvY3VtZW50SUQ9InhtcC5kaWQ6NkE5QTAyQTI0NzIwNjgxMTgyMkE5OEM5QTU1 NzQ2RUMiIGRjOmZvcm1hdD0iaW1hZ2UvanBlZyIgcGhvdG9zaG9wOklDQ1Byb2ZpbGU9InNSR0Ig SUVDNjE5NjYtMi4xIiBwaG90b3Nob3A6Q29sb3JNb2RlPSIzIiBwZGY6UHJvZHVjZXI9IkFkb2Jl IFBERiBMaWJyYXJ5IDEwLjAuMSIgcGRmOlRyYXBwZWQ9IkZhbHNlIj4gPHhtcE1NOkRlcml2ZWRG cm9tIHN0UmVmOnJlbmRpdGlvbkNsYXNzPSJwcm9vZjpwZGYiIHN0UmVmOmRvY3VtZW50SUQ9Inht cC5pZDoyMTQ5NDdCODFCMjA2ODExODIyQTg1ODAxMjI4OTNGQyIgc3RSZWY6aW5zdGFuY2VJRD0i dXVpZDpmNzJmZjJiZC0xN2U5LWFjNDYtODI3Zi1iZmRkYTY3NWU0MTUiIHN0UmVmOm9yaWdpbmFs RG9jdW1lbnRJRD0ieG1wLmRpZDo2QTlBMDJBMjQ3MjA2ODExODIyQTk4QzlBNTU3NDZFQyIvPiA8 eG1wTU06SGlzdG9yeT4gPHJkZjpTZXE+IDxyZGY6bGkgc3RFdnQ6c29mdHdhcmVBZ2VudD0iQWRv YmUgSW5EZXNpZ24gQ1M2IChNYWNpbnRvc2gpIiBzdEV2dDpwYXJhbWV0ZXJzPSJmcm9tIGFwcGxp Y2F0aW9uL3gtaW5kZXNpZ24gdG8gYXBwbGljYXRpb24vcGRmIiBzdEV2dDpjaGFuZ2VkPSIvIiBz dEV2dDp3aGVuPSIyMDE3LTExLTAyVDExOjM0OjI4KzAxOjAwIiBzdEV2dDphY3Rpb249ImNvbnZl cnRlZCIvPiA8cmRmOmxpIHN0RXZ0OmFjdGlvbj0iY29udmVydGVkIiBzdEV2dDpwYXJhbWV0ZXJz PSJmcm9tIGFwcGxpY2F0aW9uL3BkZiB0byBhcHBsaWNhdGlvbi92bmQuYWRvYmUucGhvdG9zaG9w Ii8+IDxyZGY6bGkgc3RFdnQ6YWN0aW9uPSJkZXJpdmVkIiBzdEV2dDpwYXJhbWV0ZXJzPSJjb252 ZXJ