Ich muss lachen. Typisch Katharina.
„Ja, wird so gewesen sein. Fragt sich nur, ob wir Gefangene oder Gäste sind.“
„Finden wir es heraus!“ Katharina springt auf und geht zur einzigen Tür in dem Raum. Sie ist nicht abgeschlossen, aber Katharina verharrt nach dem Öffnen. Dann macht sie die Tür wieder zu. „Zwei Wachen. Bewaffnet.“
„Also beides.“
„Sieht ganz danach aus. Wenigstens wissen die jetzt, dass wir wach sind. Vielleicht passiert dann mal was.“
Sie kommt zu mir und zieht mich an sich. Durch das dünne Kleid kann ich ihren Körper deutlich spüren, außerdem berühren sich unsere nackten Füße. Das ist ja die Höchststrafe in der augenblicklichen Situation. Wenn es wenigstens einen Schlüssel gäbe …
„Wir könnten die Zeit nutzen“, sagt Katharina leise, mit ihren Lippen an meinem Mund.
„Und wenn sie reinkommen?“
„Wir sind doch im Lustlager, schätze ich.“
„Haha.“
„Hast du denn gar keine Lust?“
„Und ob! Immer nach dem Aufwachen!“
„Jetzt sage ich haha. Erinnerst du dich, nach der Explosion im Zug? Da hattest du definitiv keine!“
„Das war was anderes“, erwidere ich grinsend.
„Wirklich?“ Fast wie von selbst liegen plötzlich ihre Hände auf meinem Po, erkunden die Fingerspitzen das, was sich da sonst noch befindet.
„Katharina ...“, flüstere ich und mein Widerstand schwindet rapide.
„Jaaa ...?“
Ich will ihr gerade mitteilen, dass wir vielleicht die Betten vor die Tür schieben könnten, als jene aufgeht und die zwei Wachen eintreten, gefolgt von einer Frau und einem Mann.
Sowohl Katharina als auch ich starren die Frau an. Sie ist klein, schlank, sieht jung aus, hat kurze, grüne Haare und rote Augen. Das ist aber nicht einmal das, was uns so fasziniert. Auch nicht unbedingt auch ihre wirklich großen Brüste, zumal wir wissen, dass diese in dieser Welt einen Vorteil bedeuten. Was unsere Blicke am meisten bannt, ist ihr Kleid. Es ist dunkelrot, ohne Ärmel und es ist deutlich zu sehen, dass sie nichts darunter trägt. Gar nichts. Nada. Und dass sie rasiert ist.
Oh Mann.
Ich sehe Katharina an, sie erwidert meinen Blick. Mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Wir heißen euch willkommen“, sagt der Mann. Er ist unauffälliger. Etwas größer als ich, mittleren Alters und leicht beleibt. Nur seine schlangengelben Augen irritieren ein wenig. Okay, die hellroten Haare vielleicht auch. Aber nicht so sehr wie die Augen. Andererseits haben wir uns auch an Sarahs weiße Augen gewöhnt.
„Mein Name Sartok, ich leite dieses Lustlager“, fährt Gelbauge fort. „An meiner Seite Lamooko, meine Stellvertreterin und die wissenschaftliche Beraterin.“
Wissenschaftliche Beraterin?! Die?! Hallo?!
„Seid ihr Lustwandler?“
Okay, diesmal sind wir etwas besser vorbereitet. Die Frage ist ja aus deren Sicht durchaus berechtigt. Wir fallen von oben und sterben nicht. Jedenfalls nicht endgültig. Das könnte schon auf Lustwandler hinweisen.
Und sie wissen nichts von den Ereignissen oben. Zumindest noch nicht. Aber das spielt keine Rolle zum jetzigen Zeitpunkt.
„Nein“, sagt Katharina. Ich starre sie entgeistert an. Hallo?
„Wir sind zur Hälfte Lustwandler und wurden von ihnen verstoßen. Dürfen wir bei euch bleiben?“
„Ihr seid Mischlinge?“, fragte Lamooko begeistert. „Ich wusste es! Ich wusste es, dass es so was geben muss! Darf ich euch untersuchen? Bitte, bitte! Danach dürft ihr euch frei im Lustlager bewegen!“
Katharina und ich sehen uns erneut an. Sie deutet ein kaum wahrnehmbares Lächeln an und ich denke darüber nach, welche Strafe für ihr Vergehen angebracht wäre. Stundenlanges Küssen vielleicht. Oder so.
„Was genau ist mit Untersuchen gemeint?“, erkundige ich mich dann und zwinge mich, den Blick oben, bei ihren Augen, zu halten. Das ist echt wie in einem Porno hier. Es ist ausgeschlossen, dass ihr nicht klar ist, wie viel von ihr zu sehen ist.
„Allgemein und eure Orgasmusfähigkeit!“
„Unsere Orgasmus...?“
„Ja, genau! Als Lustwandler müsst ihr sehr orgasmusfähig sein, auch als Mischlinge! Zumindest nach meiner Theorie! Das würde ich gerne untersuchen!“
„Aha“, erwidert Katharina. „Wie … wie äußerst sich denn diese Orgasmusfähigkeit denn so?“
„Durch viele Orgasmen! In kurzer Zeit! Ich habe von Schlaf zu Schlaf mindestens zehn Orgasmen! Ihr bestimmt noch mehr!“
Okaaay … Das ist eine Herausforderung, sogar für uns.
„Klar, kein Problem!“, sagt Katharina.
Was?! Hallo?! Will sie etwa auch nur noch mit Ausrufezeichen reden? Das ist bestimmt eine schädliche Nebenwirkung von täglich mindestens zehn Orgasmen! Mann!
Katharina nimmt meine Hand und fährt fort: „Aber nur mit ihr.“
Oh, oh.
Lamooko mustert uns nachdenklich, dann wirft sie einen Blick auf Sartok, der mit den Achseln zuckt.
„Also gut! Hauptsache, ich kann meine Tests machen!“
„Was willst du denn testen?“, frage ich, nachdem ich mich endlich von meinem Schock erholt habe. „Ich meine, wie? Zählst du die Orgasmen?“
„Ich messe sie!“
„Du misst sie? Etwa mit so einem Lodi-Ding?“
„Es ist verboten, einen Orgasmus zu haben, ohne Sexuon zu spenden! Aber keine Sorge, wir nutzen keine Lodi mehr!“
„Nicht? Was denn sonst?“
„Wir gehören zu den ersten, die Sudis nutzen dürfen! Keine Kabel, keine zusätzlichen Geräten! Die Bettdecken funktionieren als Sudi!“
Ich atme tief durch. Das ist der zugleich verrückteste und geilste Albtraum, den ich je hatte und den ich wahrscheinlich je haben werde.
„Seid ihr einverstanden? Sonst müssten wir euch einsperren, vielleicht sogar erschießen und dann untersuchen! Kommt, folgt uns!“
Damit dreht sie sich um und verlässt das Zimmer. Immer noch händchenhaltend, folgen wir ihr, und uns der Leiter des Lustlagers und die bewaffneten Wachen. Diese wären für uns keine große Herausforderung, aber sie werden nicht die einzigen Bewaffneten im Lager sein. Außerdem wüssten wir im Moment nicht einmal, wohin wir gehen sollten, um nach einer blauhaarigen Widerstandskämpferin zu suchen. Wobei, allmählich könnte ich mir Sarah auch als Kollegin von Lamooko vorstellen …
Katharina mustert mich amüsiert.
„Was? Du hast ja wenigstens Erfahrung!“
„In was?“
„Na, beim Sex Zuschauer zu haben. So als Pornostar.“
„Oh, das nagt aber ganz schön an dir.“
„Eigentlich nicht. Also, es nagt nicht. Aber ich werde es nicht so schnell vergessen.“
„Na denn. Außerdem, du hast dafür halbnackt auf Tischen getanzt. Das ist dann kein großer Schritt mehr zum öffentlichen Sex.“
„Äh ...“
„Ja, was denn?“
„Ach, nichts.“