Derolia. Axel Kruse. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Axel Kruse
Издательство: Bookwire
Серия: Die Abenteuer des Samuel Kors
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783864026959
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Gefangenen gelingt die Flucht aus dem Lager. Sie versuchen sich zum Raumhafen durchzuschlagen, um von dort mit der Lahmen Ente starten zu können. Hoffnung setzen sie in den Kaperkapitän Simon Piggott, da sich zwei seiner Besatzungsmitglieder ebenfalls in der Gruppe befinden. Die Gruppe wird vervollständigt durch eine auf dem Planeten eingeborene Frau, Nadarja. Die auf dem Planeten Sylvej eingeborene Spezies ist menschenähnlich, allerdings am ganzen Körper von einem weißen Pelz bedeckt. Außerdem weist sie je sechs Finger beziehungsweise Zehen an den Extremitäten auf. Die Flucht gelingt nicht, die Gruppe wird erneut inhaftiert und zur Hauptstadt Sylvejs zurückgebracht. Der Vizekönig, mittlerweile stark unter Druck stehend durch eine militärische Allianz der Derolianer und »freischaffender« Kaperfahrer, will Lysanges Kind als Geisel nutzen, um die Derolianer zum Abzug zu bewegen, unterstellt er doch, dass es sich bei dem Mädchen um die letztendliche Thronfolgerin Derolias handelt. Die Terraner haben mittlerweile ihre Truppen abgezogen, da die alles entscheidende Schlacht in einem anderen Sternsystem, dem von Arcole, stattfindet. Die Mannschaft des Kaperkapitäns Simon Piggott befreit die Geiseln in einem Handstreich in letzter Minute. Die Königin Derolias erklärt Carla, Lysanges Tochter, zu ihrer Erbin, da sie unterstellt, dass ihr Sohn das ungeborene Kind adoptiert hatte. Sie zwingt Lysange dazu, zusammen mit Carla ins Deroliansche Reich zu kommen, um das Mädchen dort auf ihre zukünftige Rolle vorzubereiten. Samuel Kors und Nadarja fliegen auf der Lahmen Ente neuen Abenteuern entgegen.

       Verhandlungen in der Taverne

      Die Zeitanzeige über der Bartheke, eigentlich fast von den dort auf einem Regal deponierten Flaschen verdeckt, sprang unerbittlich voran.

      Ich saß schon viel zu lange hier. Mein Geschäftspartner hatte mich versetzt, er hätte bereits vor einer geschlagenen Viertelstunde hier sein müssen.

      Ich versuchte locker zu bleiben, versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Wie zufällig berührte ich mit der Hand mein Ohr. Sofort erklang ihre Stimme.

      »Noch nichts in Sicht, Sam«, sagte sie. »Genieß dein Bier und warte noch ein wenig. Er hat sich halt verspätet.«

      Sie hatte leicht reden. Ich saß hier wie auf dem Präsentierteller. Jedem in der Taverne musste mittlerweile klar geworden sein, dass ich auf jemanden wartete. Jedem musste darüber hinaus klar sein, dass der Grund dafür eine Transaktion war. Und jedem war klar, dass bei einer Transaktion, die hier vor sich ging, nicht alles mit rechten Dingen zugehen konnte. Es musste demnach jeder hier mitbekommen haben, dass das, was ich zu verkaufen hatte, eine auch für andere interessante Fracht darstellte.

      Fracht, die mittels Konnossement übergeben wurde.

      Fracht, die mittels dieses einfachen Dokuments aus den Lagerhallen des Freihafens abgeholt und verladen werden konnte.

      Fracht, die dem gehörte, der das Konnossement vorlegte.

      Langsam führte ich meine Hand zu der Innentasche meiner Jacke, fühlte die dort steckende Datenkarte und legte meine Hand wieder auf den Tisch, neben mein Bierglas. Dann besann ich mich eines Besseren, ergriff das Glas, trank es aus und bedeutete dem Wirt, mir ein neues zu bringen.

      Ein Bier noch, sagte ich mir, dann würde ich aufstehen und gehen. Das Risiko, dass man mir die Frachtpapiere hier stahl, wurde mit jeder Minute größer. Trotz meiner Rückversicherung.

      »Beruhige dich«, flüsterte Nadarjas Stimme wieder in meinem Ohr. »Alles in Ordnung. Er kommt.«

      Mein Blick wandte sich zur Eingangstür, just in dem Moment, in dem sie von außen geöffnet wurde. Glück gehabt, es musste für die anderen Anwesenden so wirken, als ob die sich öffnende Tür meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte und ich nicht bereits vorher gewusst hatte, dass sie sich öffnen würde.

      Der Mann, es war ein Mensch, sah sich kurz um und steuerte dann zielstrebig auf meinen Tisch zu, der sich am hinteren Ende des Gastraums befand. Seine vor Fett – oder war es Gel? – triefenden Haare hingen ihm auf die Schultern. Er trug ein schäbiges altes Jackett und dazu eine Hose, deren Beine viel zu kurz waren. Seine spitz auslaufenden weißen Schuhe, taten ein Übriges dazu, ihn wie eine Lachnummer aussehen zu lassen.

      »Kapitän Kors«, begann er. »Es tut mir leid, dass ich Sie warten ließ. Ich wurde aufgehalten.«

      Das war offensichtlich ein Allgemeinplatz. Er hätte für meine Begriffe ruhig etwas konkreter sein können.

      Wortlos nickte ich ihm zu und deutete auf den Stuhl mir gegenüber. Er verstand den Wink und setzte sich.

      »Sie haben die Ware analysiert?«, fragte ich.

      Er nickte. »Erstaunlich. Genau, wie Sie sagten. Eine keimfähige Nuss. Woher …?« Ich schnitt ihm das Wort im Munde ab.

      »Damit hätte ich meinen Part unserer Vereinbarung erfüllt«, sagte ich. »Wo ist der Wechsel?«

      »Woher soll ich wissen, dass in dem Container die versprochene Ware ist?«, fasste mein Gegenüber nach. »Woher haben Sie eine solche Menge keimfähiger Boranüsse? Wie kommen Sie überhaupt an eine einzige keimfähige Nuss?«

      Ich stand auf. Für mein Bier warf ich ein Zehnkreditstück auf den Tisch, mehr als doppelt so viel, wie der Wirt als Preis aufgerufen hatte.

      »Ich muss nicht an Sie verkaufen«, antwortete ich und schickte mich an zu gehen.

      »Fünf Leute vor der Tür«, warnte mich Nadarja. »Drei Menschen, ein Hilo und ein Bortsu. Sehen nicht vertrauenserweckend aus. Lungern da plötzlich rum. Könnte sich um eine Eskorte handeln.«

      »Mist!«, entfuhr es mir.

      »Wie meinen?«, fragte mein Geschäftspartner irritiert.

      »Nichts«, entgegnete ich.

      »Sie wollen nicht mehr verkaufen?«

      Ich schüttelte den Kopf. »Sie wollen nicht kaufen«, sagte ich.

      Jetzt hatte ich ihn da, wo ich ihn haben wollte. Ich konnte die Gier in seinen Augen deutlich sehen. Wahrscheinlich überlegte er gerade, was denn einfacher für ihn sei: mir draußen die Frachtpapiere abnehmen zu lassen oder lieber hier drinnen den Vertrag zu erfüllen, mich in Sicherheit zu wiegen und dann draußen den Wechsel wieder einzukassieren.

      Ich würde mir die Frucht der Arbeit der letzten fünfeinhalb Jahre nicht so einfach nehmen lassen.

      »Geben Sie mir noch eine Chance!«, flehte er mich an.

      »Sie hatten sie vorhin«, sagte ich und machte den ersten Schritt, der mich in Richtung der Toilettentür brachte.

      Der Mann überlegte schnell, griff in seine Jackentasche und holte eine Datenfolie hervor.

      »Der Wechsel«, sagte er. Er hatte sich entschieden. Er wollte es nicht riskieren, dass ich eventuell einen Fluchtweg hatte, den er und seine Kumpane übersehen haben könnten. Da war es ihm lieber, den Preis zu zahlen. Im schlimmsten Fall machte er damit immer noch einen wahnsinnig guten Deal – und wer sagte denn, dass er mir den Wechsel nicht wieder würde abjagen können?

      Ich warf beiläufig einen Blick auf die Folie, die nun auf dem Tisch lag.

      »Wer sagt mir, dass der gedeckt ist?«, fragte ich.

      »Vertrauen gegen Vertrauen«, war seine Antwort.

      Wir hatten das vorher bis zum Erbrechen durchdiskutiert, Nadarja und ich. Wir waren zu dem Ergebnis gelangt, dass wir das Risiko würden eingehen müssen. Einhunderttausend Kredits waren kein Pappenstiel, aber eben auch nicht die Welt. Einen Wechsel zu fälschen, das sollte in der heutigen Zeit unmöglich sein, so versicherten es die Banken. Ich konnte ihn prüfen, indem ich ihn mit meinem Pad analysierte. Wenn sich dabei keine Unregelmäßigkeiten zeigten, würde ich ihn akzeptieren.

      Wenn er sich dann doch als ungedeckt herausstellen sollte, nun, dann hatten wir ein Zehntel unserer Ware verspielt. Viel, aber eben nicht alles. Und in spätestens einem Jahr hatten wir erneut so viel an Ware und ein Jahr weiter und noch eines …

      Sicher, irgendwann während dieser Zeit würden die Preise verfallen. Ich