Abb. 3.1: Sorgenkette inklusive möglicher Zwischenschritte.
Patient*innen mit einer Sozialen Angststörung bleiben dabei eher im Hier und Jetzt und nehmen für die konkrete Situation das Schlimmste an (z. B. »Ich werde mich beim Referat versprechen, alle werden mich auslachen«).
Obgleich soziale und generalisierte Ängste häufig parallel vorliegen (
Hinweise und Fragen zur Differenzialdiagnostik der Generalisierten Angststörung
Bei der Abklärung der Differenzialdiagnostik sind folgende Fragen relevant (wenn Antwort bejaht, Diagnose der Generalisierten Angststörung andenken):
1. Liegen weitere ausgeprägte Ängste vor? Sind diese ähnlich stark wie die sozialen Ängste?
Bei mehreren, ähnlich stark ausgeprägte Ängsten, die eher »frei flottierend« berichtet werden (z. B. eine Zeit lang Angst vor Prüfungen, abends immer wieder Angst, dass den Eltern etwas passiert, auf Berichte in den Medien hin Angst vor Kriegen oder Naturkatastrophen etc.).
2. Wird eine ausgeprägte körperliche Angstreaktion berichtet?
Mindestens vier vegetative, atembezogene, psychische, Anspannungs- und/oder allgemeine Symptome müssen für die Diagnose einer Generalisierten Angststörung nach ICD-10 vorliegen. Körperliche Symptome sind in der Regel stärker ausgeprägt (Szafranski et al., 2014). Zur besseren differenzialdiagnostischen Abklärung innerhalb der Angststörungen ist ein strukturiertes klinisches Interview (
3.2.2 Tiefgreifende Entwicklungsstörungen: Autismus-Spektrum-Störungen
Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) wurden im Rahmen der Neuentwicklung des DSM-5 (APA, 2013) überarbeitet, sodass im Folgenden von dieser Klassifikation statt der des ICD-10 (WHO, 1994) ausgegangen wird. Für die ICD-11 wird eine ähnliche Überarbeitung erwartet. Die Symptomatik der ASS zeichnet sich aus durch qualitative Einschränkungen der sozialen Interaktion und Kommunikation (z. B. keine wechselseitige Kommunikation, eingeschränkte Gestik und Mimik, wenig Blickkontakt) sowie restriktive, repetitive Verhaltensweisen, Interessen oder Aktivitäten (z. B. Händeflattern, Echolalie, starke Bindung an Objekte, Spezialinteressen). Die Symptome bestehen in der Regel bereits seit der frühen Kindheit und gehen bei höherem Schweregrad meist mit einer (teilweise starken) intellektuellen Beeinträchtigung einher (APA, 2013). In der Differenzialdiagnostik können insbesondere Schwierigkeiten in der Abgrenzung der Sozialen Angststörung von der ASS vom Schweregrad 1 (ehemals hochfunktional) entstehen. Bei geringerem Schweregrad liegt die kognitive Gesamtbegabung meist im normalen Bereich und Kinder imponieren eher mit Auffälligkeiten in der Interaktion, Kommunikation und speziellen Interessen. Kinder mit Sozialer Angststörung wirken jedoch ebenfalls im sozialen Kontakt oft ungeschickt, halten wenig Blickkontakt und zeigen scheinbar wenig Interesse am Gegenüber zu haben (Towbin, Pradella, Gorrindo, Pine & Leibenluft, 2005). Differenzialdiagnostisch muss daher geprüft werden, ob Spezialinteressen vorliegen, wie lange die Schwierigkeiten schon bestehen sowie ob generell ein Kompetenzdefizit in der sozialen Interaktion vorliegt. Kinder mit Sozialer Angststörung zeigen im Kontakt in der Regel eher ein Performanzdefizit, d. h. in vertrauten Kontakten verhalten sie sich durchaus sozial kompetent. Beachtet werden sollte jedoch, dass auch Kinder mit ASS häufig von sozialen Ängsten berichten (White, Oswald, Ollendick & Scahill, 2009), da sie wissen, dass sie »anders« wirken und häufig negatives Feedback erhalten. Es muss somit geklärt werden, ob gegebenenfalls beide Störungsbilder vorliegen.
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