Jakob und das Glück. Dieter Lutze. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dieter Lutze
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960741404
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...“

      „Aber das ist doch richtig klasse. Ich meine ... äh ... dass du nicht an der Ostsee bist, sondern hier. Ich find’s cool.“

      „Warum?“, wollte Emma wissen und blinzelte schmunzelnd.

      Simon erkannte, dass Emma ihm gegenüber nicht abgeneigt reagierte, und sein Herz sprang vor Freude.

      „Solch einen Zufall kann man nennen, wie man will“, gab Simon nach einer längeren Pause von sich, „aber ich glaube, dass du bestimmt einen schönen Urlaub erleben wirst.“

      „Aber nur, wenn du jeden Tag zu mir geschwommen kommst“, brachte Emma leise über ihre Lippen, die sich langsam auf Simons Wange zubewegten ...

      *

      Jakob und das Glück

      Bei anderen Kindern ist alles ganz einfach. Sie wachsen bei einer Frau im Bauch heran, dann werden sie geboren und die Frau nimmt sie mit nach Hause, sie ist deren Mutter. Und wenn sie Glück haben, sind da noch ein Vater und Geschwister oder vielleicht sogar ein Hund.

      ***

      Warum ist das bei mir anders und so kompliziert?

      Wo ist meine Mutter und wo ist mein Vater? Von Geschwistern kann auch keine Rede sein. Aber so ganz hoffnungslos ist mein Fall doch nicht. Ich habe einen Hund.

      Wie kam das alles?

      Also, ich wohne in einem Heim, aber das ist nicht schlimm. Die Frau Schneider ist sehr lieb zu mir. Ich glaube, sie mag mich besonders und war auch dafür verantwortlich, dass ich zu einem Hund kam.

      Das war so:

      Eine Frau und ein Mann kamen zu mir ins Heim und wollten, dass ich bei ihnen zu Hause wohnte. Im Bauch der Frau konnten wohl keine Kinder wachsen, hatte ich irgendwie mitbekommen. Herr Franz, der Heimleiter, stellte mir die Frau und den Mann vor. Es wurde einiges besprochen, was ich nicht so genau verstand. Die Frau schaute zu mir mit einem breiten Lächeln und der Mann nickte immer zu dem, was die Frau sagte.

      Ich fand beide doof und habe nicht viel gesprochen. Herr Franz verkündete dann, dass ich für eine bestimmte Zeit zu der Frau und dem Mann nach Hause ziehen sollte.

      Es war nicht schlecht bei den beiden. Ich hatte ein Zimmer mit vielen Spielsachen. Dazu einen Schreibtisch für die Schulaufgaben und ein schönes Bett. Aber am tollsten fand ich Freddy, den Hund der Frau und des Mannes. Freddy war ein Jack Russell Terrier und fünf Jahre alt.

      Ich war neun Jahre alt und habe mich sofort in Freddy verliebt. Mit ihm zusammen zu sein, war für mich das Allergrößte.

      Frau Ludwig und Herr Ludwig, so hießen die Leute, denen der Hund gehörte und bei denen ich insgesamt acht Wochen wohnte, haben viel getan, damit ich mich wohlfühlte. Aber es gab etwas, ich kann es nicht beschreiben, das mich hinderte, Mama und Papa zu ihnen zu sagen. Den beiden ging es wohl genauso und das breite Lächeln von Frau Ludwig wurde immer seltener. Das war aber kein Problem. Ich fand es sowieso blöd.

      Irgendwann wurde mir klar, wenn ich nicht bei den beiden blieb, würde ich auch Freddy verlieren. Es tat richtig weh, wenn mich der Gedanke daran erfasste. Ihn wollte ich nicht verlieren. Immer öfter hatten wir gemeinsam riesigen Spaß und Freude am Herumtollen.

      Nach den acht Wochen kam ich wieder ins Heim zurück. Frau und Herr Ludwig konnten mir doch keine Mutter und kein Vater sein. Frau Ludwig verlor ihr Lächeln ganz und Herr Ludwig blickte nur noch stumm drein.

      Herr Franz war von meiner Rückkehr nicht begeistert, aber Frau Schneider konnte mich verstehen. Am schlimmsten war der Abschied von Freddy. Er fehlte mir und ich dachte oft an ihn, ja, ich habe manchmal sogar geweint.

      Einmal nachts kam Frau Schneider zu mir und wollte wissen, warum ich weinte. Ihr habe ich dann alles über Freddy und mich erzählt. Wenn ich schon keine Mutter und keinen Vater hatte, konnte ich dann nicht wenigstens Freddy bei mir haben? Frau Schneider strich mit der Hand über mein Haar, gab mir einen Gute-Nacht-Kuss und ging.

      So ging es etwa noch vier Wochen lang. Ich konnte nur an Freddy denken und in der Schule bekam ich schlechtere Noten.

      „Warum habe ich kein Glück?“ Dieser Gedanke spukte mir immerzu durch den Kopf und dann kam der Tag, der alles veränderte.

      Herr Ludwig tauchte mit Freddy bei mir im Heim auf. Freddy konnte sich gar nicht beruhigen. Er sprang an mir hoch und stupste mich immerzu, bis wir beide am Boden lagen und ich vor Lachen kaum noch Luft holen konnte.

      Herr Ludwig lächelte diesmal sogar und gestand mir, dass auch Freddy unter unserer Trennung litt. Er sei traurig geworden und habe mich oft in der Wohnung gesucht.

      Frau Schneider und Herr Ludwig blickten einander an und nickten sich zu, als hätten sie eine Abmachung getroffen.

      Und dann kam von Herrn Ludwig das Größte. Er erklärte mir, dass ab sofort Freddy mir gehöre. Frau Schneider hätte sich bei ihm dafür eingesetzt.

      Ich konnte es nicht fassen und war überglücklich.

      Freddy konnte nicht zu mir ins Heim ziehen, aber an den Wochenenden darf ich mit ihm so oft zusammen sein, wie ich möchte. Und sollte ich das Glück haben, dass mich jemand als Kind mit Hund bei sich aufnehmen möchte, dann darf ich Freddy sogar mitnehmen.

      Manchmal kann alles so einfach sein.

      *

      Herr Wolf braucht Hilfe

      Herr Fuchs und Herr Wolf sind Freunde. Sie treffen sich manchmal und dann reden sie über dieses und jenes und tauschen ihre Erlebnisse aus. Aber oft enden solche Begegnungen im Streit, da sich Herr Wolf von Herrn Fuchs nie etwas sagen lässt. Nach dem letzten Treffen hatte sich Herr Fuchs vorgenommen, nie wieder mit seinem Freund zu sprechen.

      Herr Wolf hatte über das karge Leben des Herrn Fuchs gespottet.

      „Was, Sie haben noch niemals von einem jungen Lämmchen gekostet? Mit Ihren Mäusen, die Sie fangen, hätte ich gerade mal abends was zu knabbern. Oh, ich liebe kleine Rehkitze oder aber ein junges Lämmchen vom Hofe des Bauern Huber. Das lobe ich mir im Gegensatz zu Ihrer Schmalkost, haha ... Herr Fuchs.“ Damit ließ er Herrn Fuchs stehen und schlenderte immer noch hämisch grinsend davon.

      „Blöder Kerl“, dachte sich Herr Fuchs und ging seines Weges. „Vielleicht bekommt er mal großen Ärger mit Bauer Huber. Aber ich halte mich da raus, dazu bin ich viel zu schlau. Ob das immer so gut geht mit seiner Jagerei? Und immerhin ist er auch schon älter ...“

      Seitdem sind sich beide nicht wieder begegnet.

      An einem sonnigen Tag nun denkt sich Herr Fuchs, dass er wieder einmal bei Herrn Wolf vorbeischauen könnte. Der wohnt ganz tief im Wald hinter den drei Schluchten in der Nähe des verborgen gelegenen Waldsees. Nur ganz wenige Tiere trauen sich in diese Gegend. Niemand weiß so ganz genau, wo Herr Wolf haust, außer Herrn Fuchs.

      Unterwegs hat er Glück und fängt zwei unvorsichtige Mäuse, die er aber erst später fressen möchte. Als er die drei Schluchten durchquert hat, gelangt er zum Bau von Herrn Wolf. Er klopft an die Tür und ruft nach seinem Freund.

      Eine leise, wimmernde Stimme antwortet: „Wer ist da?“

      „Ich bin es, Herr Fuchs.“

      „Kommen Sie herein, die Tür ist offen“, erklingt die leise Antwort.

      Herr Wolf liegt im Bett und sieht elend aus.

      „Was ist mit Ihnen geschehen, Herr Wolf?“

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