CATHRINE. Ich bitte sie drum. Das ist ja noch ärger, als eine öffentliche Kirchen-Busse!
HERR SCHEINFROMM. Freylich: Heyrathet sie aber meinen Vetter: so kriegt sie einen Mann, der gar nicht angenehm ist, und denn wird sie also nicht anders, als mit Göttlichen Beystande und Mitwürckung einer übernatürlichen Gnade lieben können; so werden sie denn in einer heiligen Vereinigung leben, und keine verderbte Lüste kennen.
CATHRINE. Das gesteh ich! Wie Herr Magister? So bald sich in der Liebe zweyer Eheleute ein wenig natürliche Liebe mischet; so ists Sünde?
HERR SCHEINFROMM. Ja, meine Tochter! Alles was die Natur uns befiehlt zu thun; alle Empfindungen, die von ihr kommen, als was nicht bloß die Göttliche Gnade in uns wircket, das ist Sünde.
CATHRINE. Warum denn das?
HERR SCHEINFROMM. Je darum: Weil die gantze Natur in ihrer Quelle, in ihrem Wesen, und in ihrer inneren Beschaffenheit verderbt ist. Ein Ungläubiger, der seinem Vater unzähliche Wohlthaten thut, der darf nicht dencken, daß er was Gutes thue: Sünde thut er. Eine Mutter die ihre Kinder liebt; eine Frau, die ihrem Manne treu ist, wenn sie es nicht bloß durch die Krafft einer übernatürlichen Gnade thut, so sündigt sie.
[46]CATHRINE. Das ist ja betrübt. So werden wir auf die Art lauter Affen und Meerkatzen heyrathen müssen, die wir nur durch eine übernatürliche Beyhülffe lieben können. Wahrhafftig, ich weiß nicht, ob dieser Glaube die Leute glücklich macht. Aber es schadet nicht; gehn sie nur zur Frau Glaubeleichtin, denn sie erwartet sie.
HERR SCHEINFROMM. Ich gehe; aber vergesse nicht das eure zu thun.
CATHRINE. Sorgen sie nur nicht.
HERR SCHEINFROMM. Seht ihr hier wohl den Ring? Ich habe ihn von einer Frau bekommen, daß ich ihn zum Allmosen anwenden soll.
CATHRINE. Der Ring ist aller Ehren wehrt.
HERR SCHEINFROMM. Nun, wenn ihrs hübsch macht – – – ihr seht ihn wohl – – ich verwahre ihn vor euch. (Er steckt ihn ein.)
CATHRINE. Sie verwahren ihn vor mich? Gewiß, ich bin ihnen sehr verbunden.
HERR SCHEINFROMM. Nun ich will hineingehen. Noch einmahl thut euer bestes. (Geht ab.)
CATHRINE. Gut, gut. Ich verwahre ihn vor euch – – – ich verwahre ihn vor euch – – – Das ist ein alter Filtzhut! Aber zum Schelme bist du mir noch lange nicht listig genug.
[47]Dritter Auftritt.
Jungfer Luischen, (welche die Thüre eröffnet) Herr Liebmann, Cathrine.
JUNGFER LUISCHEN. Cathrine! ist niemand mehr da? kan ich Herr Liebmannen weglassen?
CATHRINE. Kommen sie! kommen sie nur alle beyde! ich habe ihnen schöne Historien zu erzehlen.
HERR LIEBMANN. Was denn?
JUNGFER LUISCHEN. Was ists?
CATHRINE. Ists nicht wahr, daß sie sich beyde lieb haben?
HERR LIEBMANN. Ich dencke, ihr wisst es wohl.
CATHRINE. Ja, aber geht es nicht gantz natürlich zu?
JUNGFER LUISCHEN. Was heist du Natur? Unsere Liebe ist rein, untadelich, und so, wie sie unter zweyen Leuten seyn soll, die ihrer Eltern Einwilligung haben.
CATHRINE. Glauben sie es nicht.
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