Toronto. Jan Liedtke. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jan Liedtke
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783961192380
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Tage durch

      Der Garten ist perfekt dafür

      Entweder hinter die Holzhaufen

      oder nach da hinten

      Bis zum Bauchnabel Gras

      drei Meter hoch die Sonnenblumen

      In der Schule

      haben wir uns in den Pausen getroffen

      Mit Jungs konnte ich nichts anfangen

      Ständig wollten sie jemanden fertig machen

      Brillen klauen

      Treten

      Verfolgungsjagden über den Schulhof

      Bis einer aufgibt

      flennt

      Ich wollte

      dass sie mich in Ruhe lassen

      Sie haben mich Weiberheld genannt

      Das mochte ich

      Mit 15 warn wir richtig verliebt

      zusammen

      für alle sichtbar

      wenn wir im Kino den Film verpassen

      weil wir rumknutschen

      zu Konzerten von ULTRA

      in die Garage gehen

      mit siebzig Leuten in einer Wohnung tanzen

      uns bei Vollmond im Park betrinken

      Zwölf Sternschnuppen zählen

      TOMWo gehst du hin

      KATJAIn die Biblo

      TOMWas issen das fürn Video

      KATJALovestory langweiligste Schnulze von / allen

      TOMHab ich auch mal gesehen

      KATJAWollte meine Mutter sehen Wollte sich an irgendwas erinnern

      TOMWas machste danach kann ich vielleicht mitkommen / vielleicht

      KATJADanach danach geh ich mit Martin zu Leuten Kommst also besser nicht mit

      TOMKönn wir uns mal treffen wie / früher

      KATJAWillste mich in den Garten von deiner Omi einladen Versteckspielen Wie früher is nich Ich bin jetzt 15

      TOMWerd ich auch bald

      KATJAUnd wo guckst du jetzt hin

      TOMIn die Bäume Ich gucke den Wind an

      KATJAWind ist durchsichtig

      TOMIrgendwie sieht man den Wind doch

      KATJAGuck mal meine Titten an Gefallen dir meine Titten schon

      TOMJa klar

      KATJAIch bin eine Frau Zwei Jahre blute ich schon wie verrückt jeden Monat Du könntest mir ein Kind machen

      TOMWir sind doch selbst noch Kinder

      KATJAWir sind keine Kinder Ich bin kein Kind Fass mich an Kein Kind meh FASS MICH AN Hast anfassen noch nicht gelernt Hast noch nichts zum anfassen

      TOMKann er nicht verstehen Soll in mein Zimmer die Bilder sehn was ich sehe wenn ich die Augen schließe Beim malen hör ich meinen Puls durch nen Verstärker Meine Augen sind Mikroskope Kann man sich nicht irren Katjas Gesicht ein Meter Zwei Meter groß Später werde ich sie zehn Meter groß malen ein Wandgemälde mitten in Toronto

      Seit Mutter weg ist

      hat er die Fresse nicht aufgekriegt

      mich aus dem Bett geholt

      Als wenn nichts wäre

      In die Badewanne gesetzt

      Zu viel Schaum gemacht

      Das Frühstück hat gedauert

      Zwei Stunden reinwürgen

      Seine Augen haben gedreht

      Auswege gesucht

      probiert Tränen aufzustauen

      Ich hab aus dem Fenster gesehen

      die ganzen Tage

      Er ist nicht zur Arbeit gegangen

      die konnten nicht mit ihm rechnen

      die haben’s verstanden

      Ich hab ihn gefragt

      Fünfzig-

      Hundertmal am Tag

      Sie ist weggefahren weit weg

      Irgendwann morgens aufgewacht

      kapiert

      dass es wahr ist

      gehört

      dass er würgt

      Hat mich auch krank gemacht

      Kalter Schweiß

      Schüttelfrost

      Ich hab die Tür aufgemacht

      Er vor der Badewanne

      im schwarzen Anzug

      frisch rasiert

      Nach Aftershave und Kotze

      Riecht seine Haut

      Er sieht mich an

      Seine Augen sind ausgefranst

      Lächelt

      und lächelt

      TOMMach mir was zum Frühstück

      Nach der Zahnbürste will ich

      Tost

      Superlangetoast

      Kakao Papa

      Papa

      Ich will rein

      Ich will zur Zahnbürste

      VATERGleich

      TOMIch muss mal

      VATERGleich warte

      TOMWas machst du Ich hör nicht was du machst

      VATERNichts Rasieren

      TOMDa kann ich daneben Zähnputzen

      VATEREs dauert einen Augenblick

      TOMZu lang Mach auf

      VATERGleich fertig

      TOMAlso piss ich ins Wohnzimmer Was flennst du schon wieder Immer flennst du

      VATERWegen ich denk / an

      TOMMama ruft nicht mehr an

      VATERWird nicht anrufen

      TOMMama kommt nicht auf Besuch

      VATERKommt nie mehr

      TOMUnd so was passiert oft Normal passiert das

      VATERGehört dazu

      TOMDu siehst schlecht aus Schaffst du mir Frühstück zu machen

      VATERBitte schaff das selbst Ich muss los Gleich schon los

      TOMDu willst verflennt zur Arbeit gehen Du siehst ganz schlecht aus Papa

      VATERHeute ist wichtig

      TOMKannst