lauwarm. Sergej Gößner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sergej Gößner
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783961194827
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Mindestens viermal Sex, vier Söhne, vier zukünftige Männer. Apropos Männer:

      Ringen, im englischen Wrestling, im französischen lutte und im koreanischen 씨름을하다 (gespr.: ssileum-eulhada) ist ein Kampf- und Kraftsport mit Ganzkörpereinsatz ohne weitere Hilfsmittel. Unter Anwendung von bestimmten Griffen und Schwüngen nach genau festgelegten Regeln ist es das Ziel, den Gegner mit beiden Schultern auf den Boden zu drücken oder ihn nach Punkten zu schlagen. Ringen gilt als die älteste Sportart der Welt. Malereien, welche ringende Männer darstellen, wurden in unzähligen Höhlen entdeckt – weltweit. In Libyen – 6000 v. Chr., in der Mongolei – 7000 v. Chr., in Frankreich – 13.500 v. Chr.

      Mein Vater war Ringer. Olympiateilnehmer, Vizeweltmeister, mehrfacher deutscher Meister. Mein Großvater war Ringer, mein Onkel war Ringer, und meine Brüder haben gerungen. Ständig. Es ging um die Fernbedienung, die letzte Milchschnitte, um Aufmerksamkeit. Meistens aber ging es um nichts oder den Spaß, den man daran hat. Ich hatte keinen. Ich fand’s lästig, dass alle einen ständig rumwerfen, schultern oder hochheben wollten. Armzug, Kopf-Hüftschwung, Beinschraube. Ich kann mich wirklich nicht erinnern, dass ich jemals Spaß beim Ringen mit meinen Brüdern hatte. Ich möchte nicht lügen, vielleicht hatte ich Spaß, irgendwann mal, aber ich kann mich wirklich nicht erinnern. Ich war gerne dabei. Als Kind war ich gerne dabei. In der Halle, bei einem Mannschaftskampf oder Turnier. So viele Menschen, die rumstehen und sich unterhalten. Massen von schrecklich lauten Riesen. Ständig werde ich übersehen, angerempelt und umgeschubst. Immerhin, ich darf mich frei bewegen, darf zwischen den Kämpfen mit den anderen Kindern auf der Ringermatte rumturnen. Und wenn ich Lust auf ein Schnitzelbrötchen oder eine Fanta hab, bestell ich mir das einfach im Vereinsheim und lass anschreiben. Das geht nur, weil ich einer der Söhne meines Vaters bin. Alle hier kennen meinen Vater. Klar, mir ist auch langweilig, zwischendurch, und eigentlich ist mir das alles zu viel. Auf der Matte rumtollen möchte ich gar nicht. Denn auch hier wollen alle ständig ringen. Armzug, Kopf-Hüftschwung, Beinschraube. Und alle Erwachsenen sehen mich nicht, rempeln mich an und schubsen mich um. Aber diese ganzen Strapazen lohnen sich für diesen einen Moment, ganz zu Beginn der Veranstaltung, wenn es dann endlich losgeht, alle fertig sind mit Smalltalk, Tratschen und diesem erwachsenen Zeug. Die letzten Zuschauer betreten die Halle und nehmen ihre Plätze ein, das Licht erlischt, alles wird noch ein allerletztes Mal still. Und dann: Musik! Unfassbar laut. Eye of the Tiger von Survivor. – Herzklopfen. Ganzkörpergänsehaut. Am Ende der Finsternis, weit hinten, am anderen Ende der Halle öffnet sich eine Tür – Licht! – Eye of the Tiger und buntes Licht! – die Ringer treten auf. Applaus, Jubel, komplette Extase. Ein Ringkämpfer nach dem anderen betritt die Halle und läuft an den Mattenrand, wo sie sich nach und nach nebeneinander aufstellen. Bei dem ein oder anderen wird das Publikum noch lauter, als es ohnehin schon ist. Man kann erhören welcher Kämpfer wie beliebt ist. Und dann betritt endlich mein Vater die Halle. Und bei ihm, bei meinem Papa – MEINEM PAPA – rasten alle erst so richtig aus und singen seinen Namen im Chor! Alle kennen seinen Namen! Und rufen ihn! Meinen Papa! Papa! Also seinen Vornamen. Der für mich wahnsinnig fremd klingt, aber ich weiß, dass mein Papa so heißt und alle natürlich genau ihn meinen! Ich sitze unten vor der Zuschauertribüne, nah an der Matte, wo immer alle Kinder auf dem Boden sitzen, und ich bin so – ich weiß nicht – stolz? Aufgeregt. In jedem Fall aufgeregt. Und ich spreche leise vor mich hin und feuere ihn an. „Papa, Papa, Papa.“ Am liebsten würde ich ihn rufen, wie die Anderen, und zu ihm rennen, mich von ihm auf seine Schultern setzen lassen und gemeinsam mit ihm bejubelt werden. Aber das kann ich nicht. Ich trau mich nicht. Für mich ist er eh toll, und das weiß er auch. Er sollte das wissen. Für einige hier ist er ein Idol, ein Star, ein Held! Für mich ist er mein Papa. Das ist so schon spektakulär genug. Ganz ohne Sporthalle, Schnitzelbrötchen, buntes Licht und Eye of the Tiger.

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