Sinn. Anja Hilling. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anja Hilling
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783961191802
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hab das genau überlegt. Erst dachte ich ein Buch. Dostojewski vielleicht. Dann. Ein Gutschein. Theater. Vielleicht mag der so was. Jetzt ist in der Tasche eine Flasche. Tequila. Braun. Vier Orangen und auch Zimt. FredDer Bäcker geht und Phöbe. Phöbe hat Tommi im Nacken. Sie streckt ihn. Den Nacken die Wirbelsäule und ganz sanft dreht sie sich um. PhöbeIch dreh mich um und Tommi ist mit anderen Dingen beschäftigt. FredPartybrötchen. PhöbeEr nimmt den Teig raus knetet ihn wirft ihn. Kleine Kugeln jetzt auf den DJ. Der DJ rührt sich nicht. Er wird beschossen und bewegt keine Wimper. FredDas ist nur Brot. Brot stinkt nicht und tut nicht weh. PhöbeEine Kugel fällt in seine Armbeuge. Er lässt sie da. Kurz. Dann isst er sie auf. FredWas hast du gedacht. PhöbeIch hab gedacht. Zart. Er ist zart. Aber seine Haare sehen scheiße aus. FredAls sie Tommi die Flasche gibt. Sagt er. Tequila ist gut. PhöbeTequila fehlt immer. Sagt er. FredDie Orangen und den Zimt lässt sie in der Tasche.

      PhöbeTommi geht weg. Aber nur um mir einen Teller zusammenzustellen. Kotelett und Würstchen. FredDas mit dem Fleischteller. Das müsste sie freuen. So nah war sie ihrem Traum noch nie gekommen. Phöbe Aber ich freu mich nicht. Ich weiß nicht was passiert ist. Die Musik hat sich verändert. Die Melodie die Bässe. In der Kastanie geht eine Lichterkette an. Ich seh hin. Ich denke. Das dann ist Fred. Sein Gesicht ist blau. Im Monitorlicht. Sein Blick aber fliegt drüber weg. Über den Monitor über die Klappstühle. Könnte es sogar über die Hecke schaffen aufs Nachbargrundstück sein Blick. Wenn nicht ich da stehen würde. Getroffen würde. Von der stillen Strecke seines Blicks. Er lächelt nicht. Keine Bewegung. Nur seine Finger schieben Schalter runter und rauf. Seine Augen sind hell und kalt. FredTommi kommt mit Kotelett zurück. PhöbeWürstchen kommen später. Sagt er. FredAber du. Du siehst mich an. Nicht ihn. PhöbeDu bist es. Der mich ansieht. So ein Blick. Da wird mir schlecht von. FredDen Teller hast du trotzdem genommen. PhöbeDas dann ist Fred. Das sag ich zu Tommi. Woher kennt ihr euch. Frag ich ihn. Und Tommi. Tommi lacht. FredDas ist mein Cousin. Sagt Tommi. Wir sind verwandt was denkst du denn. PhöbeIch denke. Er kommt sich toll vor auf seiner Wurzel. Dein Cousin. Ich glaube. Er starrt mich an. Das sag ich Tommi. Ganz ehrlich. FredTommi lacht. Er sagt. Ja klar. Fred starrt dich an. Dann nimmt er sie an der Hand und das. Das war nicht so wie es sein sollte. Sein Griff zu lasch. Zwischen ihren Zähnen ein Kotelettfaden. Sie sollte glücklich sein. Aber sie wird nur jemandem vorgestellt. PhöbeFred.

      FredTommi sagt. Fred. Das ist Phöbe. Und ich. PhöbeDu lächelst. Dein Lächeln ist blau hinter einem Computer. Dein Blick ist gesenkt jetzt nicht mehr hoch. Als ob du müde wärst oder verlegen So jemand wie dich hab ich noch nie gesehen. Ich kann nicht glauben dass du mich nicht ansiehst. Jetzt. Wo es erlaubt wäre. Ich kann nicht aufhören auf deine Wimpern zu sehen. Dicht und hell. Hasenwimpern. FredTommi sagt. Phöbe denkt du starrst sie an. Aber eigentlich. Sagt Tommi. Eigentlich ist sie es. Die dich anstarrt. PhöbeUnd das. Das macht dich so stolz. FredJa. PhöbeEr hebt den Blick. Fred. Und die Stille seiner Augen fließt und flutet hinter meinen Schläfen. Ich könnte kotzen. Ich werfe den Kotelettknochen an den Stamm der Kastanie. Ist der blind oder was. Bist du blind oder was. FredTommi geht. Er sagt. Ich lass euch mal allein. Phöbe sieht ihn eine Kippe aus der Tasche ziehen oder ein Brötchen und es ist ihr ganz egal. Sie sieht zu mir. Sie legt mir eine Hand auf den Arm. Fest nicht sanft. Ihre Finger sind fettig ihre Stimme laut. PhöbeDas dann ist eure Art von Humor oder was. Das dann findet ihr witzig. FredLass mich mal in Ruh. Ja. Phöbe. PhöbeEr sagt meinen Namen. Und seine Stimme ist freundlich. FredHolst du mir was vom Grill. Ich find da ja nicht hin. PhöbeIch glaub dir kein Wort. FredSie macht einen Schritt auf mich zu. Sie ist mir ganz nah. So nah dass ihr Atem durch meine Wimpern fegt. PhöbeWelche Farbe hat mein T-Shirt. FredIch muss hier auflegen. Ich hab zu tun. PhöbeViel Glück mit dem Grill. FredRot. PhöbeGenau. Rot du Arsch. FredRot wie Liebe Rosen Tomaten. Hat man mir erzählt. PhöbeHör auf. FredHör du auf. PhöbeMein T-Shirt ist rot. FredGeraten. PhöbeDu bist nicht witzig. FredWas willst du. Einen Hund einen Stock. Einen Computer der spricht mit mir. PhöbeDu bist blind. Richtig blind. FredMorgen leg ich im Bergdorf auf. PhöbeWo ist das denn. FredDas fragst du mich. PhöbeDu kannst mich mal. FredKommst du. PhöbeNein. FredDu musst unbedingt kommen. PhöbeOb ich komm oder nicht. Du würdest mich sowieso nicht erkennen. FredDu könntest Hallo sagen. PhöbeHallo. FredIch würde dich immer erkennen. PhöbeWelche Farbe haben meine Augen. FredKeine Ahnung.

      PhöbeIch habe blaue Augen. Manchmal auch türkis. Das sind Schmuckstücke meine Augen. Die muss man gesehen haben. Meine Augen. Die sind das Schönste an mir. Schon immer. Selbst als ich noch Pickel hatte und fettiges Haar und dicker war. Selbst da haben die aus meinem Gesicht gefunkelt. Haben mir Schönheit versprochen. Mich mit Märchenweisheit bestochen. Prinzessin. Jedes Märchen braucht schlechte Phasen. Phasen. In denen das Schöne sich Zeit nimmt. Bis es sich von innen nach außen kehrt. So sind die. Meine Augen. Blau türkis und verheißungsvoll. Fred. Er hat keine Ahnung davon. Alle Welt bleibt an meinen Augen hängen. Wird eingezogen von ihrem Ozeanstrahl und er. Er sagt. Blau. Blau wie Himmel wie Schlümpfe wie Bodenfeuer. Blaues Essen fällt ihm nicht ein. Und Türkis. Türkis lässt sich schwer beschreiben da hört es auf. Weiter kommen wir nicht. Meine Augen sind schön. Für ihn sind sie Verschwendung. Seine Augen. Ich sag ihm. Grell. Fast farblos. Wenn es dich interessiert. Aschblau taubenblau fast grau. Er ist enttäuscht. Ich hab gelogen. Was ich eigentlich sagen wollte. Ich wollte sagen. Deine Augen sind hell. Heller als meine heller als Licht. Deine Augen sind das Hellste was ich je gesehen hab. Sie ziehen mich nicht rein. Sie leuchten mich aus leuchten alles aus. Ich wollte sagen. Mit dir hätte ich keine Angst mehr in der Dunkelheit. Weil du würdest jeden Waldweg erhellen jeden Keller jedes Herz. So was wollte ich sagen. Was weiß ich was in mich gefahren war. Vielleicht hab ich die Erkältung schon gespürt. Ich hab das nicht gewollt mir nicht vorgestellt und nicht gewünscht. Aber ich wusste ich würde morgen da sein. Da wo er auflegt.

      FredGanz ehrlich. Sie ist da gewesen. Im Bergdorf. Und ich hab es nicht gemerkt. Ich hab erst viel später davon erfahren. Da hat es mich nicht mehr gefreut. PhöbeEs ist voll. Als erstes seh ich Beate. Sie küsst einen Jungen mit gelben Haaren. Ihre Haut ist weiß seine dunkel. Der Kuss ist schön. Ruhig. Gegen die Musik. Gegen die Bewegung im Raum. Augen zu. Wenn Beate die Augen öffnet wird sie überrascht sein. Mich wird sie nicht sehen. In dieser Ecke. Ich sehe Fred an. Er steht wieder auf irgendeiner Wurzel. Den Kopf schief. Licht in Hasenwimpern. Ich bewege mich nicht. Ich stell mir das Gegenteil vor. Mich auszuziehen. Nackt zu tanzen zu seiner Musik. Wilde Pirouetten. Man könnte über mich lachen. Schreien. Oder applaudieren. Er würde sich über den Lärm wundern. Nicht über mich. Später. Wenn er erfahren würde. Wie ich getanzt habe. Wie ich vergewaltigt wurde. Oder abgeführt. Da würde er sich vielleicht wundern. Später. Nie sofort. Erst mal würde er für einen guten Übergang sorgen. Von einem Lied zum nächsten. Sein Pferdeschwanz berührt seinen Mundwinkel. Fred küssen. Das geht nicht. Er kennt das nicht. Wird das nie kennen. Die Überraschung über mein Gesicht nach dem Kuss. Ich will ihn ansehen. Ein letzter Blick. Dann nichts wie raus hier. Sein Kopf senkrecht jetzt und sein Blick trifft mich. Quer durch den Raum zwischen die Augenbrauen. Ein heller Strahl drückt mich an die Wand. Die Wand ist feucht. Schweiß von der Decke. Mir ist kalt. Beate spricht mich an. Beate sagt. Du siehst scheiße aus Phöbe. Sie glaubt