Masaryk. Adolf Jens Koemeda. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Adolf Jens Koemeda
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783905896503
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nicht dein Ernst!

      Er zuckte mit den Schultern. – Ich denke, sagte er, – fragen, nur fragen darf man doch?

      Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange. – Das stimmt, fragen kann man schon, da hast du Recht.

      Und jetzt mache ich, einen mittelgroßen Sprung, Herr Durbach. Etwa zwei Monate. Der Grund: keine besonderen Ereignisse.

      Unsere vielen Briefe und E-Mails gingen munter hin und her; keiner gab nach, wir blieben also bei unserem bevorzugten Stil.

      Mit der Zeit fand ich es aber gut so. Pavel legte seiner Briefpost nach wie vor ein paar Fotos bei, damit machte er in erster Linie der Mama eine große Freude. Er schrieb zum Beispiel, was er im Kino gesehen hatte und uns empfehlen könnte, und was er gerade lese.

      Das nächste Treffen, Anfang Sommer. Mama plante ohnehin eine Reise nach Vojtyn, und ich dachte, in dem Fall werde ich mitfahren, ja, ich freute mich darauf; die Einladung von Pavels Mutter ging an uns beide.

      Pavel hatte allerdings eine andere Idee: Er komme wieder zu uns, er habe in Deutschland ein paar Einkäufe zu erledigen und von der Grenze sei es zu mir nicht mehr so weit.

      Ich war einverstanden. Und neugierig natürlich auch.

      Er wollte am Freitag aufkreuzen und mich zu Hause abholen. Aperitif bei uns, fragte ich mich. Möglich. Aber nicht ideal. Der Vater würde zur Begrüßung herunterkommen, und dann könnte sich alles in die Länge ziehen. Ich reservierte lieber beim «Hirschen»; ein kleines Restaurant, das zum Bayrischen Hof gehörte, dem einzigen Vier-Sterne-Hotel in unserer Stadt. Das hielt ich für notwendig, denn am Freitag gehen viele Menschen aus, und ich wollte nicht, dass unser erstes Abendessen mit einer langen Lokalsuche und einer Verstimmung beginnen würde.

      Pavel kam für seine Verhältnisse pünktlich; nur eine Viertelstunde Verspätung. Ins Haus lud ich ihn nicht ein, eben, wegen des Vaters.

      Ich setzte mich zu ihm ins Auto, schnallte mich an und wollte ihn zum «Hirschen» navigieren. Er fand aber diese Idee nicht so toll, denn dort seien vor allem Stammgäste, eher höhere Jahrgänge; er habe in erster Linie ans «Santa Lucia» gedacht.

      – Wie du meinst, sagte ich. – Ich kenne die Pizzeria. Ich befürchte allerdings, die Unterhaltung kann dort schwierig sein – zu voll und zu laut.

      – Ach, nicht so düster, Laura. Es ist erst halb sieben. Wir schauen mal!

      Warum eigentlich nicht, dachte ich. Absagen können wir immer noch.

      Na ja, nicht das, was ich mir wünschte. Meine Befürchtung hat sich leider erfüllt: voll, ziemlich laut und die Tische besetzt; man lotste uns sofort an die Bar. Ein paar mir bekannte Typen saßen schon auf den Hockern und winkten. Nur kurz, teilte uns der Patron mit. Zehn, fünfzehn Minuten … höchstens.

      – Nein, Pavel, sagte ich, – hier fühle ich mich nicht wohl, nicht einmal unterhalten könnten wir uns bei diesem Lärm. Komm, gehen wir!

      Er zuckte mit den Schultern. – Wie du meinst. Heute ist halt Freitag.

      – Zum «Hirschen»?

      – «Hirschen»?

      – Ja, dort habe ich für uns reserviert.

      Pavel war nicht begeistert, er ließ mich aber einsteigen, und wir fuhren los.

      Auch dieses Lokal war bis auf zwei oder drei Plätze besetzt und trotzdem deutlich ruhiger als «Santa Lucia»: Hohe Zimmerdecken, viele Pflanzen, dicke Vorhänge; man konnte sich gut unterhalten.

      Pavel war in Hochform, er sprach viel, vor allem über Politik; dazwischen erzählte er hie und da Witze. Das war mir in diesem Augenblick recht, denn unter der Woche musste ich die meiste Zeit ohnehin nur reden.

      Nach Hause gingen wir kurz vor elf, wir waren beinahe die letzten Gäste.

      6

      Im «Hirschen»

      Moment! Alles auslassen, Herr Durbach, was im «Hirschen» diskutiert wurde, möchte ich doch nicht; jetzt, nach einer Mini-Schreibpause, sehe ich das klar. Ich blättere etwa zwei Stunden zurück.

      Nach kurzem Überlegen bestellten wir noch eine zweite Flasche, Mährischen Weißwein aus Znojmo; wegen der nahen Grenze waren tschechische und mährische Weine überrepräsentiert. Pavel trank deutlich mehr als ich und auch beim Sprechen behielt er einen stattlichen Vorsprung; seine Monologe waren immer häufiger mit Witzen garniert – die meisten habe ich gleich vergessen, an einen kann ich mich allerdings gut erinnern:

      Ein Mann kommt in die Apotheke. Er verlangt Hodenlack. Wie, was, was möchten Sie haben, Hodenlack?, fragt der Apotheker. Ja, richtig, sagt der Kunde, Hodenlack. Ich war gerade beim Arzt und er meinte, mein Cholesterinwert sei zu hoch, ich sollte unbedingt Eier streichen.

      Pavel lachte laut, ich gar nicht, denn ich kam im ersten Moment nicht nach. Erst ein wenig später sagte ich, na ja, ich hab schon Besseres von dir gehört. Er kicherte weiter. – Dieser ist gut, nicht wahr, dieser ist sehr gut! Ein Medizinerwitz, die hast du doch gerne, einen hast du vorher selbst erzählt.

      – Ja, aber …

      – Kein aber, Laura, gib zu, dieser ist gut … ha ha!

      – Bitte, übertreibe jetzt nicht, die Menschen drehen sich um.

      – Sollen sie! Wir sind doch ein lustiges und aufgestelltes Paar. Nicht hässlich und noch relativ jung …

      – Gesund auch, Pavel, ja, ja, einverstanden. Aber trotzdem nicht so laut, wir sind nicht alleine im Lokal. Ich bitte dich!

      Er wischte sich die Lachtränen weg und goss uns wieder ein.

      Ich schaute mich um. Zwei, drei Männer kannte ich, nur so, von früher her, wir hatten, glaube ich, nichts miteinander. Sie guckten zu uns, ich versuchte, den Blickkontakt zu vermeiden. Eine große Grüßerei – von einem wusste ich, der würde daraus gleich eine Show machen – wollte ich im Augenblick nicht haben.

      Pavel besah die Nachtischkarte.

      – Etwas Süßes? Nein, danach ist mir nicht. Oder … eher eine Käseplatte, Laura?

      – Für mich bitte nicht. Dazu müsste ich Brot haben. Du weißt doch, meine unglückselige Brotallergie – die Glutine.

      Pavel nickte verständnisvoll und studierte weiter die Mehlspeisekarte. Ich saß still und studierte auch: seine Hände, sein Haar, sein Gesicht. Viele Gedanken zogen mir dabei durch den Kopf.

      Wie ist das eigentlich? Sind wir wirklich ein lustiges, junges – oder relativ junges – Paar?

      Warum diese Anspielung? Worauf wollte er hinaus? Eine tschechisch-schwejksche-Ironie? Warum gerade in diesem Augenblick? Oder lege ich, fragte ich mich selbstkritisch weiter, etwas hinein, was er gar nicht so gemeint hatte?

      – Und? Hast du etwas Interessantes gefunden?

      – Nee. Oder höchstens einen Bananensplit. Aber nur, wenn du mich dabei unterstützt.

      – Danke Pavel, jetzt bin ich ziemlich satt.

      – Okay, lassen wir es also. Übrigens … die Preise hier sind wirklich überrissen.

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