Die großen Western Classic 39 – Western. Alexander Calhoun. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alexander Calhoun
Издательство: Bookwire
Серия: Die großen Western Classic
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740963071
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Mister …«

      »O’Toole.«

      »Möglich. Warum nicht O’Toole. Jeder kann so heißen, wie er sich nennt«

      Der Rancher fuhr in die Höhe, als hätte ihn eine Tarantel gebissen. »Was wollen Sie damit sagen?«

      Conan lächelte ihn treuherzig an.

      »Nichts, Rancher, wirklich nichts. War nur so ’ne Redensart.«

      »Nun ja, natürlich.« O’Toole schlug nach einer Stechmücke, die ihn beharrlich umkreiste. »Entschuldigen Sie, falls ich unhöflich war. Schließlich sind wir Ihre Gäste und für Ihre Gastfreundschaft dankbar.«

      Conan beobachtete den Mexikaner. Cal kaute noch auf der Beleidigung herum wie auf Bitterholz. Conan wandte seinen Blick wieder ab und bedachte den Rancher mit einem dünnen, genau abgemessenen Lächeln.

      »Es hilft Ihnen nichts, wenn ich sie noch mal herbeirufe. Die gestohlenen Gäule rücken sie nicht mehr heraus. Anscheinend wollen sie nicht mit Ihnen verhandeln, oder Ihre alten Kühe liegen ihnen wie ungekochte Mokassins im Magen. Indianer leiden häufig an Magenverstimmung, Rancher. Sie sollten das wissen.«

      »Der verdammte Kerl will uns auf den Arm nehmen!«, brüllte Calderón de la Barka wütend, aber er ließ die Hand vom Revolverkolben, wie O’Toole es ihm befohlen hatte.

      Conan drehte seinen Kopf, bekam Linda im Blickfeld, stolperte mit den Augen förmlich über ihre Kurven und Vorsprünge und wünschte, das Mädchen wäre anderswo. Etwa auf der untergehenden roten Sonne oder den rosa Wölkchen am Horizont. Seinetwegen auf dem Mond, jedoch auf der Rückseite des Erdtrabanten, damit er die weiblichen Superformen nicht mehr sehen konnte.

      Aus der nahen Prärie kam ein schnaufendes Getöse, das von einem stechenden Geruch begleitet wurde.

      »Um Himmels willen, was ist denn das?« Cal fuhr herum, und jetzt sauste seine Hand zum Halfter.

      »Nur zwei Bisonbullen, die wegen einer Kuh in Streit geraten sind«, sagte Conan grinsend, zwinkerte der rot werdenden Linda zu, presste dem Mexikaner den Gewehrlauf in den Rücken und fuhr fort: »Wir beide geraten doch nicht in Streit, was, Cal, mein Amigo? Das würde dir Strauchdieb auch schlecht bekommen. Ganz gleich, wie du es anstellst, ich werde immer eine Idee schneller sein als du. Lass also deine Kanone stecken, Bruderherz.«

      Calderón de la Barkas Hand stockte. Langsam hob er beide Hände in Schulterhöhe und drehte den Kopf ein wenig. Halb über die Schulter sagte er: »Du verkennst das, du verdammter Gringo. Noch will ich dir nicht ans Leder – noch nicht. Aber der Tag wird kommen, so oder so, und dann wird sich erweisen, wer der Schnellere von uns beiden ist.«

      »Soll mir recht sein«, antwortete Conan und senkte den Gewehrlauf. So manche Donnerbüchse war schon losgegangen, ohne dass es ihr Träger wollte. »Marschiert ins Camp und verhaltet euch ruhig, wenn ihr nicht von den Comanchen skalpiert werden wollt. Ich gehe mich derweil ein bisschen umsehen.«

      Er gab Linda mit einem Kopfzeichen zu verstehen, was er vorhatte. Sie senkte die Lider und sah danach in eine andere Richtung.

      Conan McCloud ging davon.

      *

      Der Büffeljäger hatte einen ganz besonderen Sinn für drohende Gefahren. Er hatte ihn in der Wildnis überleben lassen, ruhiger war er aber dadurch keineswegs. Und jetzt überfiel es ihn wieder mit großer Heftigkeit.

      Linda hatte bei Anbruch der Dunkelheit keine Lust verspürt, mit Conan zu gehen, und er hatte noch weniger Lust, ihr den Trip zu seinem verborgenen Tal einzureden, doch O’Toote hatte sie geschickt dazu gezwungen.

      Conan zuckte die Achseln. Für ihn war das nicht wichtig. Der Mexikaner schien dagegen enttäuscht, dass das Mädchen mit dem Büffeljäger ging. Vielleicht hing er mehr an Linda, als es für beide gut war.

      Conan hatte so ziemlich den gesamten Dialog zwischen seinen Gästen mitbekommen und wurde vorsichtig. Bevor er loszog, überprüfte er sorgfältig seinen Revolver und entnahm seinem Gepäck einen zweiten Colt, den er in den Gürtel schob. Das Gewehr vergaß er sowieso nie, denn gegen einen angreifenden Bison war ein Revolver nutzlos.

      Conan McCloud war also mit Linda in der grauen Dämmerung eingetaucht, und sofort danach stimmte der Rancher das hohe Lied seiner Verdachtsmomente wieder an.

      »Der verdammte Bastard weiß alles«, sagte er. »Wir müssen ihn so schnell wie möglich loswerden und von hier vertreiben.«

      Calderón sprang auf, als sei unter seinem Sitzfleisch eine Spiralfeder explodiert. Sein braunes Gesicht wies graue Flecken auf. Energisch schüttelte er den Kopf.

      »Nicht so, wie du dir das denkst, Fitz – nein, niemals so. Mit einem Mord will ich nichts zu tun haben. Schau mal, Fitz, soweit brauchen wir nicht zu gehen. Jedenfalls nicht bei einem Verrückten. Der läuft nicht herum und erzählt sein Wissen prahlerisch weiter. Wo auch? Sechzig Meilen im Umkreis findet er keinen, der zuhören kann.«

      »Und wie kriegen wir ihn von der Bühne?«

      Cals Hand klatschte auf das Halfter.

      »So, nicht anders. Aber nicht von hinten und nicht für ihn unvorbereitet. Auge in Auge werden wir uns gegenüberstehen, wie es sich gehört.«

      »Und wenn er dich tötet?« Mit einer Handbewegung setzte er hinzu: »Dann bin ich mit dem Weibsbild allein, und du wirst mir, bevor du nach oben abschwirrst, sagen müssen, wie ich das Ding ohne dich drehen soll.«

      Cal reagierte genauso, wie er sich das vorgestellt hatte. Der verdammte Ehrenkodex der Revolvermänner stand ihm bei seinem Vorhaben im Wege und würde durch nichts zu beseitigen sein. Er maß den Dürren mit kalten Augen.

      »Ist das an Vorschlägen alles, was du vorzubringen hast?«, fragte er eisig.

      »Du könntest ihn fragen, ob er bei uns mitmachen will«, schlug Cal vor.

      O’Toole schüttelte langsam den Kopf. Seine Augen bewegten sich dabei nicht. Es war ein merkwürdiger Eindruck, den er damit hervorrief.

      »Wir haben genug Dummköpfe unter uns. Mindestens einen. Der bist du, Cal. Du.«

      »Warum bin ich ein Dummkopf, kannst du mir das erklären?«

      »Du sitzt in Sunray«, herrschte ihn O’Toole an. »Seit vielen Wochen wusstest du, dass er dort seine Felle verkauft, die er in diesem Gebiet jagt. Und getan hast du nichts, nicht einmal mich hast du benachrichtigt.«

      »Okay, mein Fehler, wenn’s einer ist. Und was hast du getan? Das Mädchen mitgeschleppt. Diese blöde Gans verdirbt uns mit ihren blöden Allüren völlig das Konzept. Oder hast du die Kuhaugen nicht gesehen, die sie dem Büffeljäger macht?«

      »In der Tat, nein«, sagte O’Toole höhnisch. »Von Kuhaugen habe ich wirklich nichts beobachten können. Im Gegenteil, mir war am Nachmittag, als hätte sie ihm am liebsten die Augen ausgekratzt. Hm, vielleicht liegt es auch daran, dass du in sie verliebt bist, und Dinge siehst, die nicht gegeben sind. Reiß dich zusammen, du Flasche!«

      Verzweifelt suchte der Mexikaner nach einem Ausweg aus seinem Dilemma, einen wenigstens kleinen moralischen Halt. Aber der dicke Rancher ließ sich auf keine Argumente ein.

      »Was zu tun ist, tue ich sofort, und du hilfst mir dabei. Vergiss nicht, dass uns der heuchlerische Halunke die Pferde von seinen roten Freunden hat klauen lassen. Wenn er zur Hölle fährt, haben wir Pferde. Seine.«

      »Aber das ist doch …«

      »Spar dir’s, Cal, es interessiert mich nicht. Möchte wissen, was der Kerl hier treibt.«

      »Büffel jagen.«

      »Du bist noch ein größerer Idiot, als ich dachte. Mann, bist du dämlich! Der und Büffel jagen. Der tut doch nur so und hüllt sich in den Deckmantel eines Jägers. Aber in Wirklichkeit hat der ganz etwas anderes vor.«

      »Und was denkst du?«

      »Bin ich allwissend? Möglicherweise ist er ein Gesetzesmann, einer von den Rangers,