Die junge Gräfin 21 – Adelsroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Die junge Gräfin
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740961312
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geschaut hatte. Ich verhinderte das, an diesem Tag hatten wir einen fürchterlichen Krach miteinander. Ich hatte im übertragenen Sinne das Gefühl, dass ich von der Sonne sprach und er vom Mond. Ich verließ, eine Meisterleistung für mich, Schloss Warenthien, und weil es zu spät war, um nach Hause zu fahren, wohin ich eigentlich eh nicht wollte, weil ich den Krach mit meinen Eltern voraussehen konnte, mietete ich mich irgendwo unterwegs in einer Pension ein. Dieses spanische Blatt nahm ich mit auf mein Zimmer, blätterte schließlich darin …«

      Sie brach ihren Satz ab.

      Nein, das durfte nicht wahr sein! Musste Gundis gerade jetzt Tee trinken, wo es begann spannend zu werden?

      Am liebsten hätte Alexandra ihr den Keks aus der Hand genommen, nach dem sie jetzt auch noch griff und daran herummümmelte.

      Rautgundis ließ sich alle Zeit der Welt.

      »Und dann?«, wollte Alexandra wissen, die es vor lauter Neugier nicht mehr aushielt. »Was passierte dann?«

      Rautgundis blickte sie an.

      »Du ahnst es schon, oder?«, erkundigte sie sich lächelnd.

      »Mein Gott, Gundis, ich hab so eine Idee. Aber ich bin keine Hellseherin …, hast du in dieser Zeitung etwas über Miguel gelesen?«

      Rautgundis nickte.

      »Nicht nur das. Es war ein langer Artikel über ihn, versehen mit mehreren Fotos, davon zwei großformatige.«

      Sie lehnte sich zurück, blickte zur Seite, hinaus in den Park.

      Gundis sah irgendwie so glücklich und zufrieden aus, dass Alexandra es in diesem Augenblick nicht wagte, sie aufzufordern, weiterzusprechen, obschon sie vor lauter Neugier geradezu brannte.

      Erst als Gundis weiter ihren Gedanken nachhing, ganz weit weg zu sein schien, räusperte Alexandra sich ganz diskret.

      Vergebens!

      Gundis reagierte nicht, ihr Gesicht hatte etwas ganz Weiches, Verletzliches, Zärtliches.

      Es waren schöne Gedanken, denen sie da nachhing, und Alexandra wollte davon auch etwas erfahren.

      »He, Gundis, ich bin auch noch da«, riss sie ihre Freundin aus ihren Träumereien, »und ich warte ganz gespannt auf die Fortsetzung der Geschichte.«

      Gundis wandte sich ihr wieder zu, blickte sie fragend an. Es war ganz offensichtlich, dass sie den Faden verloren hatte.

      »Der Artikel über Miguel, die Fotos«, half Alexandra ihr auf die Sprünge.

      »Ach ja, nun …, ich las die Story, sah mir die Fotos an, und auf einmal war all meine Liebe für ihn wieder übermächtig. Auf einem der Fotos schien er mich anzusehen und mir zuzurufen: Los, trau dich!«

      Oh Gott, das hörte sich an wie ein Roman! Alexandra spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam.

      »Und hast du dich getraut?«, erkundigte sie sich.

      Gundis nickte.

      »Ja, sofort, ohne zu überlegen. Wenn ich erst mal darüber nachgedacht hätte, dann hätte mich vermutlich mein Mut verlassen, ich hätte allem keine Bedeutung beigemessen und wäre am nächsten Morgen reumütig zu Guntram zurückgekehrt … So fühlte es sich für mich an wie ein Wink des Schicksals, wie eine Vorsehung …, denn mal ganz ehrlich, Alexandra. Warum bin ich in die Buchhandlung gegangen? Warum habe ich ausgerechnet diese Zeitung gekauft? Und warum gab es gerade in dieser einen langen Artikel über Miguel?«

      Sie blickte Alexandra beschwörend an.

      Sie erwartete überhaupt keine Antwort, sondern fuhr fort: »Es war so, als habe mir das Schicksal einen Rettungsring zugeworfen. Ich konnte ihn ergreifen oder nicht …, ich habe zugegriffen. Und weißt du, was das Allerschönste ist?«

      Alexandra zuckte die Achseln.

      »Du wirst es mir sagen.«

      Rautgundis nickte, ihr Gesicht hatte sich mit einer leichten Röte überzogen, ihre Augen glänzten.

      »In dem Augenblick als ich anrief, war Miguel gerade zur Tür hereingekommen. Er war zurück von einer USA-Reise …, gibt es ein perfekteres Timing?«

      »Nein, Gundis, gibt es nicht. Es ist unglaublich. Aber bitte, erzähl weiter.«

      »Miguel konnte es nicht glauben, meine Stimme zu hören. Aber er war außer sich vor Freude, und sofort war zwischen uns die frühere Vertrautheit. Es war so, als hätten wir uns vor einer Stunde zum letzten Mal gesehen, wir redeten und redeten. Ich vergaß darüber ganz, dass ich von einem Handy aus telefonierte, und die teuren Auslandseinheiten nur so tickten. Ich werde eine gigantische Handyrechnung erhalten. Aber das war mir so was von egal, ist es auch jetzt noch.«

      Wieder versank sie in rosarote Gedanken, und wieder musste Alexandra sie daran erinnern, in die Gegenwart zurückzukehren.

      »Weiter, Gundis, was geschah danach?«

      »Ich wäre am liebsten sofort zu Guntram gefahren und hätte die Verlobung gelöst, aber meine Eltern sollten es zuerst erfahren. Ich fuhr also am nächsten Tag nach Hause, wurde frostig von meinen Eltern empfangen, die vom Krach mit Guntram natürlich wussten, mein Verhalten unmöglich fanden und mich aufforderten, mich unverzüglich bei Guntram zu entschuldigen. Unverzüglich, Alexandra, sie waren so kalt, so herrisch. Da war es für mich auf einmal ganz leicht, ihnen zu sagen, dass ich das nicht tun würde, dass ich Guntram nicht heiraten würde … Das Theater, das sie machten, kannst du dir ja wohl vorstellen, und als ich ihnen sagte, dass ich zu Miguel nach Spanien fliegen wollte, da …«, sie zuckte die Achseln. »Sie haben versucht, ihre ganze Macht über mich auszuspielen. Als sie merkten, dass sie diese verloren hatten, dass ich meinen eigenen Weg gehen wollte, meinem Herzen folgen, da wurden sie eiskalt …, lange Rede kurzer Sinn. Sie haben mich, wie man so schön sagt, verstoßen. Sie enterben mich, wenn sie das nicht schon getan haben. Ich soll mich bei ihnen niemals mehr blicken lassen …, nicht nur bei ihnen, das gilt für die ganze Familie.«

      Entsetzt blickte Alexandra ihre Freundin an.

      »Um Himmels willen, Gundis, das klingt ja ganz entsetzlich«, bemerkte sie.

      Rautgundis nickte.

      »Das ist es auch, Alexandra, und es tut ganz schrecklich weh. Auch wenn sie mich dressiert haben wie einen Hund, der Männchen machen muss wenn sie es wollen, so sind es doch noch immer meine Eltern. Ich habe alles versucht, um sie zu besänftigen, ich habe freiwillig auf alles verzichtet. Der Kontakt zu ihnen wäre mir trotz allem wichtig gewesen. Sie waren unerbittlich. Für sie zählte nur die Hochzeit mit Guntram, die unstandesgemäße Verbindung mit Miguel bedeutete – Cut! – einer für immer. Ab sofort haben wir keine Tochter mehr waren ihre letzten Worte, als ich Sevelen verließ.«

      Jetzt war es Alexandra, die nicht sofort etwas sagen konnte.

      Es war so unvorstellbar für sie, dass Eltern so herzlos sein konnten.

      »Du hast einen hohen Preis gezahlt, Gundis«, sagte sie. »Was wirst du jetzt tun?«

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