Tod einer Bikerin. Klaus Heimann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Klaus Heimann
Издательство: Bookwire
Серия: Krimi
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958131958
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darüber mündete unvermeidlich in meiner Frage an Erich – bis dahin waren drei Lagen Schnaps gelaufen: »An was für einem Fall arbeitet ihr denn gerade?«

      Erich seufzte. »Frag lieber nicht. Wir stecken fest.«

      »Immer noch diese Geschichte in Werden?«

      An unserem letzten gemeinsamen Abend hatte Erich davon erzählt. Es hatte lange nichts darüber in der Zeitung gestanden.

      »Genau. Wir kriegen den Burschen nicht weichgeknetet. Bald sind wir gezwungen, ihn laufen zu lassen.«

      Erich meinte den Lebenspartner der Frau, die ermordet worden war. Die Polizei war von einem Nachbarn, der ein lautes, schussähnliches Geräusch gehört hatte, zum Tatort gerufen worden. Sie hatten den Mann schnarchend im Schlafzimmer vorgefunden, mit beinahe drei Promille Alkohol im Blut. Die Frau hatte nebenan im Wohnzimmer auf dem Sofa gelegen. Ihr Blutalkohol war ebenfalls beträchtlich gewesen. Sie hatte eine Schusswunde auf der Stirn getragen.

      »Habt ihr seit unserem letzten Treffen irgendetwas Neues herausgebracht?«, erkundigte Ecki sich.

      »Was wisst ihr denn?«

      »Dass beide besoffen waren, dass sie von Hartz IV lebten, keine Schmauchspuren an Händen und Kleidung des Mannes – er hat also nicht geschossen –, nichts gestohlen, am Tatort blieben keine Gegenstände zurück, die dem Täter gehören. Auch keine Patronenhülse. Fällt dir noch etwas ein?« Ecki sah mich fragend an.

      »Nein. Korrekt wiedergegeben wie ein Notizbuch. Mehr habe ich mir auch nicht gemerkt.«

      Erich nahm sein Bierglas in die Hand und starrte in den zusammengesunkenen Schaum. »Wir wissen, dass die Frau ein Motorrad besaß. Eine rote Honda, konnten wir ermitteln. Die ist verschwunden. Auf ihrem Bankkonto gab es keine auffälligen Bewegungen. Volle vier Jahre sind wir zurückgegangen. In ihrem Umfeld nur unauffällige, harmlose Geister. Viele Kontakte besaß sie sowieso nicht.«

      Ich schaltete mich ein. »Und auf seinem Konto?«

      »Keine größeren Abhebungen oder Einzahlungen. Völlig unverdächtig.«

      »Lagen auffällige Mengen Bargeld in der Wohnung herum?«

      »Nein. Jedenfalls nicht zu dem Zeitpunkt, als wir sie inspiziert haben.«

      »Zwielichtige Gestalten, mit denen der Mann befreundet ist?«

      »Das ist allem Anschein nach ein Einzelgänger. Keine Kontakte zu Verwandten, keine echten Freunde. Jedenfalls konnten wir niemanden ausfindig machen, der ihn gut genug kennt, um ihm einen unbescholtenen Leumund auszustellen.«

      »Was bietet sich als Motiv an? Diebstahl scheidet wohl aus. Eiversucht etwa? Habt ihr schon in diese Richtung geforscht?«

      »Bis jetzt alles Fehlanzeige.«

      Ecki nuckelte an seinem Bierglas. »Ihr seid nicht zu beneiden, ihr von der Kripo. Unsereins muss sich die Birne nicht so zermartern. Musst nur entscheiden, wen du einkassierst und wen nicht.«

      »Gib’s zu. Wenn es brenzlig wird, hältst du doch möglichst Abstand«, neckte ich Ecki.

      Das fand mein Kumpel gar nicht lustig. »Kannst du unmöglich! Wenn die Durchgeknallten aggressiv werden, entstehen immer Situationen, in denen sie deinem Arsch nahekommen. Verstecken is nich.«

      Ich merkte, dass mein Kommentar schlecht angekommen war.

      »Tschuldigung, Ecki. Das weiß ich natürlich. War ein doofer Spruch.«

      »Prost!«

      Ecki stieß mit seinem vollen Glas bei mir und Erich an und leerte es in einem Zug. Wir zogen nach. Guido hatte es bemerkt und zapfte bereits wieder Neue.

      Meine Neugier war lange nicht gestillt. »Sag, Erich, wie steht es denn mit den Aussagen dieses Lebensgefährten? Du hast gesagt, er gibt wenig von sich?«

      »Der gibt bereitwillig zu allem Auskunft, was nicht direkt mit dem Mord zusammenhängt. Zum Tatzeitpunkt, behauptet er, war er zu besoffen, um irgendetwas mitzukriegen.«

      Ecki lachte trocken auf. »Ha. Klar, bei drei Promille. Das ist Kampftrinker Meisterklasse!«

      Ich ließ nicht locker. »Habt ihr ihn in der Kartei?«

      »Arnfried Nußbaum heißt er. Keine Einträge. Nur wegen zu schnellen Fahrens. Mit der Kiste des Opfers. Die Frau hieß Gertrud Fenger.«

      Tief in meinem Gedächtnis klingelte etwas, als Erich den Namen des Mannes nannte. Einen kurzen Augenblick horchte ich dem Klingeln nach. Vergeblich. Es wurde leiser und verstummte.

      »Wie ist der Täter deiner Meinung nach in die Wohnung gelangt?«, fragte ich stattdessen.

      »Du wirst es nicht glauben. Sie haben einen Schlüssel unter der Fußmatte.«

      »Da sucht heute wirklich keiner mehr. Das hält niemand mehr für möglich, so einen Leichtsinn«, spottete ich. »Und wie ist der Mörder ins Haus gekommen?«

      »Ich spreche von der Haustür. Da lag der Schlüssel unter der Fußmatte. Die Wohnungstür war geschlossen, als die Kollegen eintrafen.«

      »Wo der Haustürschlüssel liegt, könnte natürlich jedermann beobachtet haben, der zufällig vorbeiging.«

      »Nur, wenn die Enkel des Nachbarn nach Hause kamen. Du musst wissen, dass die Kinder tagsüber von den Großeltern betreut werden. Die Erwachsenen im Haus besitzen allesamt eigene Schlüssel. Der unter der Matte war die Idee vom Vater der Kinder. Acht und zehn Jahre sind sie alt. Aber du hast recht: Die Kids haben garantiert kein Geheimnis um diesen Schlüssel gemacht.«

      Ich legte die Stirn in Falten.

      Eine schlechte Angewohnheit, der ich immer dann fröne, wenn ich Witterung von einem ungelösten Geheimnis aufnehme.

      Im Dienst wussten alle sofort: Sigi kaut an einem Fall.

      »Ist der Mörder gewaltsam in die Wohnung eingedrungen oder hat ihm jemand von innen geöffnet?«

      »Als die Kollegen zum Tatort kamen, war sie - wie gesagt - geschlossen. Der Säufer drinnen im Schlafzimmer hat weder auf ihr Sturmschellen noch auf Rufen reagiert. Sie mussten die Tür aufbrechen. Falter hat später herausgefunden, dass dies der einzige Versuch war, sie mit Gewalt zu öffnen. Wir wissen bis heute nicht, wie der Täter hineingelangt ist.«

      »Es ist aber sicher, dass er durch die Wohnungstür kam?«

      »Das Haus besitzt keine Balkone. Er hätte eine Leiter anlegen müssen und durch ein Fenster klettern. Es waren keine Spuren dieser Art festzustellen.«

      Hartmut Dreute von der Spurensicherung, wegen seiner Leidenschaft für präparierte Schmetterlinge von Insidern auch »Falter« genannt, war ein guter Mann. Wenn das sein Untersuchungsergebnis war, waren jedwede Zweifel unangebracht.

      »Seid ihr sicher, den Umgang und die Vergangenheit des Pärchens ausreichend unter die Lupe genommen zu haben? Oder schlummert da noch etwas?«

      »Sigi, hallo! Wir stehen hier in einer Kneipe und lassen uns volllaufen. Wir sitzen nicht an unseren Schreibtischen im Präsidium und basteln Tatszenarien.«

      »Da liegt Erich richtig«, sprang Ecki meinem ehemaligen Kollegen zur Seite.

      Eine kleine Gesprächspause entstand. Jeder hing den eigenen Gedanken nach.

      Plötzlich fragte Ecki: »Meint ihr, die Frau hat ihren Mörder selber in die Wohnung gelassen?«

      Erich zuckte die Schultern. »Könnte sein. Davon weiß Arnfried Nußbaum angeblich ebenfalls nichts. Er habe aber niemandem geöffnet. Er sei alkoholbedingt außer Gefecht gesetzt gewesen.«

      »Besaß die Ermordete Hämatome an den Armen oder am Oberkörper?«, fasste ich nach.

      »Nein.«

      Ecki hatte den Hintergrund meiner Frage nicht kapiert. »Warum ist das wichtig?«

      »Na, da sie unverletzt war, deutet doch alles darauf hin, dass sie den