Rückruf Null. Джек Марс. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Джек Марс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Серия:
Жанр произведения: Шпионские детективы
Год издания: 0
isbn: 9781094313122
Скачать книгу

      Null fand das alles erst heraus, als sie schon ihre Taschen packte. Doch da war es schon zu spät, um sie aufzuhalten, obwohl er dies natürlich dennoch versuchte. Er schaffte es nicht, sie davon abzubringen.

      Jetzt war sie in ihrem zweiten Jahr und obwohl die Bande zwischen Vater und Tochter fast aufgelöst waren, blieb Maria, so gut wie sie konnte, mit Maya in Kontakt und informierte Null. Er wusste, dass sie die Klassenbeste war, bei allem, was sie tat, glänzte und die Bewunderung der Fakultät auf sich zog. Er wusste, dass sie auf große Taten zuschritt.

      Er wünschte sich nur, dass es nicht dieselbe Karriere wäre, die den Tod ihrer Mutter verursacht und die Beziehung zu ihrem Vater ruiniert hatte.

      „Also.” Greg räusperte sich neben Maya auf dem Sofa, während Null ihnen gegenüber in einem Sessel saß. „Maya erzählt mir, dass Sie ein Buchhalter sind?”

      Null lächelte dünn. Natürlich würde Maya einen so langweiligen Beruf als seine Deckung wählen. „Das stimmt”, erwiderte er, „Unternehmensfinanzierung.”

      „Das ist... interessant.” Greg zwang sich zum Lächeln.

      Was für ein Schleimer. Was findet sie nur an dem Typen? „Und du Greg?” fragte er. „Was hast du vor? Willst du Offizier werden?”

      „Nein, nein, ich glaube, das ist nicht das Richtige für mich.” Der Junge winkte mit der Hand ab, als ob er die Idee wie eine Fliege totschlagen wollte. „Ich möchte zum NCAVC. Spezifischer zum BAU...” Er hielt inne und lachte leicht über sich. „Entschuldigung Mr. Lawson, Ich vergaß, dass ich mit einem Zivilen spreche. Ich möchte ein FBI Agent werden, bei der Einheit für Verhaltensanalyse. In der Division für gewalttätige Verbrechen. Wissen Sie, die Leute, die Massenmörder, inländische Terroristen und so jagen.”

      „Das klingt aufregend”, gab Null flach zurück. Natürlich wusste er, was die NCAVC war und BAU - fast jeder, der das Abendprogramm im Fernsehen sah, wusste das - doch er sagte nichts. Er hatte sogar nur geringen Zweifel daran, dass wenn dieses kriecherische Kind ihm gegenüber wüsste, wer er war, Agent Null, ihm das ölige Grinsen vom Gesicht rutschen würde und er binnen einer halben Sekunde zu einem schleimigen Fan von ihm würde.

      Doch er konnte nichts davon sagen. Stattdessen fügte er hinzu: „Klingt ganz schön ehrgeizig.”

      „Greg schafft das”, stimmte Maya zu, „er ist der Beste der zweiten Klasse.”

      „Das bedeutet ,junior’”, erklärte Greg Null. „Aber im Point nennen wir sie nicht so. Und Maya hier ist die beste in der dritten Klasse.” Er reichte hinüber und drückte sanft Mayas Knie.

      Null musste sich mit aller Gewalt davon abhalten, seine Lippe nicht zu einem Knurren hochzuziehen. Plötzlich verstand er, warum Maya den Jungen mitgebracht hatte. Er war mehr als nur ein Puffer zwischen ihnen. Wenn er dabei war, konnten sie nicht offen sprechen. Es gäbe kein Gespräch über die CIA, über die Vergangenheit. Verdammt, er war sich nicht mal sicher, ob er das fragen konnte, worüber er am meisten sprechen wollte, Sara.

      Dass Maya ihn verließ, um zur Akademie zu gehen, erdrückte ihn. Doch Sara... trotz all der Zeit, die vergangen war, fühlte es sich immer noch wie der Sargnagel an, der sein Herz durchstochen hatte.

      Greg redete immer noch, sagte etwas über das FBI und wie dort nach dem Skandal aufgeräumt wurde, und dass seine Familie Verbindungen hatte, oder irgendetwas. Null hörte nicht zu. Er blickte hinüber zu ihr, zu seiner Tochter, zu der jungen Frau, die er großgezogen hatte, der er alles gab, was er konnte. Er hatte ihre Windeln gewechselt. Ihr beigebracht, zu laufen und zu sprechen und zu schreiben und Softball zu spielen und wie man eine Gabel benutzt. Er hatte ihr Stubenarrest erteilt, sie umarmt, wenn sie weinte, sie aufgemuntert, wenn es ihr schlecht ging, Pflaster auf aufgeschürfte Knie geklebt. Er hatte ihr Leben gerettet und wegen ihm wurde ihre Mutter getötet.

      Als er zu ihr herüberblickte und versuchte, ihr in die Augen zu schauen, sah sie weg.

      In diesem Moment wusste er es. Es gäbe keine Versöhnung, zumindest nicht heute Abend. Dies war nur eine Formalität. Hiermit sagte ihm Maya, du verdienst es, zu wissen, dass ich am Leben bin und es mir gut geht, doch davon abgesehen nicht mehr.

      Sie starrte auf den Teppich, während Greg über irgendetwas weiterplapperte, ihr Blick war nachdenklich. Ihr Lächeln stockte und als es verschwand, verließ auch Null die Hoffnung, seine Tochter zurückzuerlangen.

      KAPITEL DREI

      Maya stippte eine Kruste Sauerteigbrot in den polnischen Eintopf und kaute langsam darauf herum. Er war köstlich, viel besser als das Essen in der Akademie, doch sie hatte kaum Appetit. Ihr Vater saß ihr an dem kleinen Esstisch gegenüber, Maria links und Greg rechts von ihr.

      Und er starrte sie wieder an.

      Sie wünschte, sie wäre nicht gekommen. Sie schuldete ihm nichts. Und sie wusste, dass sie sich nicht dazu zwingen konnte, aufzublicken, ihm in die Augen zu schauen und den unverdeckten Schmerz ihres Bruches zu sehen. Stattdessen starrte sie auf ein geflecktes Stückchen Krakauer auf ihrem Teller.

      Ihn hier, in diesem neuen Haus, in dem er mit Maria lebte, mit dunklen Ringen unter seinen Augen und mehr Gewicht um seine Taille zu sehen, ließ sie ihren eigenen Vater wie einen Fremden erscheinen. Er hatte nicht mehr das jugendliche, verspielte Licht in seinen Augen, das immer da war, als sie aufwuchsen. Sie hatte ihn seit mehr als einem Jahr nicht mehr lachen hören. Sie vermisste ihre sarkastischen, lustigen Gespräche und manchmal erhitzten Debatten.

      „Stimmt’s Maya?”

      „Wie?” Sie blickte auf, als sie ihren Namen hörte und sah Greg, der sie erwartend anschaute. „Oh. Ja. Das stimmt.” Du liebe Güte, redet der immer noch?

      Greg war nicht wirklich ihr Freund. Zumindest sah sie das nicht so. Sie gingen damit lässig um, es war nichts offizielles. Er wusste, dass sie ihm gefiel - sie hatten sich ein paar Mal geküsst, doch sie ließ ihn nicht näher an sich heran -aber dennoch konnte sie es eigentlich nur als eine Frage des Status für ihn ansehen. Er kam aus einer guten Familie, seiner Mutter war in der Politik tätig und sein Vater ein hochrangiges Mitglied des nationalen Sicherheitsrates. Sie war Klassenbeste und (je nach dem, wen man fragte) vermutlich besser bei den meisten Dingen, insbesondere was akademische Leistungen anging. Einige der anderen Kadetten in der zweiten und dritten Klasse machten Witze darüber, dass sie das „Königspärchen des Abschlussballes von West Point” waren.

      Er sah gut aus. Er war athletisch. Er war eigentlich ein netter Typ. Aber er war auch ein Angeber, egozentrisch und sich seinen Fehlern komplett unbewusst.

      „Wenn ihr mich fragt”, sagte Greg, „hätte Pierson in den Knast gehört. Meine Mutter sagt - meine Mutter war die Bürgermeisterin von Baltimore für zwei Jahre, habe ich das schon erwähnt? Na, auf alle Fälle sagt sie, dass seine Fahrlässigkeit ausgereicht hätte, um ihn des Amtes zu entheben oder ihn zumindest nach seiner Amtszeit zu verklagen...”

      Hör auf, mich anzustarren. Sie wollte es herausschreien, doch hielt die Zunge im Zaum. Sie konnte fühlen, wie verzweifelt ihr Vater mit ihr sprechen wollte. Das war ein Teil des Grundes, warum sie Greg mitgebracht hatte, damit sie während dieses Besuches in keine Wespennester stechen konnten. Sie wusste, dass er nach Sara fragen wollte. Sie wusste, dass er um Entschuldigung bitten wollte, alles wieder gutmachen wollte, die ganze Sache hinter sich lassen wollte.

      Die Wahrheit war, dass sie ihn nicht hasste. Nicht mehr. Es brauchte Energie, um jemanden zu hassen und sie steckte all ihre Energie in die Akademie. Für sie war es kein Thema mehr. Dieser Besuch war nicht versöhnend, er war bürokratisch. Eine Gepflogenheit. Etikette. Die Werte, die sie von der Akademie eingeflößt bekamen, trafen zwar nicht ganz auf Mayas einzigartige Situation zu, doch für sie bedeutete das, dass sie mindestens hin und wieder den Mann sehen sollte, der sie großgezogen hatte, der nur noch ein Schatten seiner selbst war. Selbst wenn es zu nichts weiter nützte, als sich selbst zu beweisen, dass sie es