Wenn Sie Rennen Würde. Блейк Пирс. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Блейк Пирс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9781640297203
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sagte Kate. „Und ich war als der leitende Agent mit dem Fall betraut.“

      „Oh. Schön Sie kennenzulernen. Ich bin Detective Luke Pritchard. Ich bin ein wenig besessen von ungeklärten Fällen. Was hier meine Aufmerksamkeit erregt hat, war die Waffe, die scheinbar benutzt wurde, und die Tatsache, dass der Mord nach einer Hinrichtung aussieht. Wenn Sie genau hinschauen, sehen Sie Schrammen an der Stirn des Opfers. Der Killer hat ihn offensichtlich gezwungen, sich mit der Stirn an die Steinmauer zu lehnen, und zwar genau hier.“ Er legte seine Hand an die Mauer, auf die großflächig inzwischen getrocknetes Blut gespritzt war.

      „Darf ich?“, fragte Kate.

      Die zwei Polizeibeamten zuckten mit den Schultern und traten einen Schritt zurück. „Tun Sie sich keinen Zwang an“, sagte einer von ihnen. „Wo jetzt ein Detective und zwei FBI-Agents involviert sind, überlassen wir den Fall gerne Ihnen.“

      „Viel Spaß dabei“, fügte der andere Beamte hinzu, als sich beide schon abwandten und die Seitengasse verließen.

      Kate und DeMarco gingen vor dem Opfer in die Hocke. Pritchard trat einen Schritt zurück, um ihnen etwas mehr Raum zu geben, blieb aber dicht bei ihnen.

      „Also“, begann DeMarco, „ich würde sagen, es ist ziemlich klar, woran er gestorben ist.“

      Dies war richtig. Im Hinterkopf des Opfers befand sich ein einzelnes Einschussloch. Es war recht sauber, wenn auch an den Rändern leicht verkohlt und blutig – genau wie damals bei Frank Nobilini. Dieses Opfer hier war ein Mann, den Kate auf Ende Dreißig oder Anfang Vierzig schätzte. Er trug teure Fitnesskleidung – eine dünne Kapuzenjacke mit Reißverschluss und teuer wirkende Fitnesshosen. Die Schnürbänder seiner High-Class-Laufschuhe waren sorgfältig gebunden und die Apple-Kopfhörer lagen wie absichtlich platziert neben seinem Kopf.

      „Ist er schon identifiziert worden?“, fragte Kate.

      „Ja“, sagte Pritchard. „Er heißt Jack Tucker. Nach den Ausweispapieren in seinem Portemonnaie wohnt er in einer Stadt namens Ashton. Das war für mich eine noch stärkere Verbindung zu dem Nobilini-Fall.“

      „Kennen Sie Ashton, Detective?“, fragte Kate.

      „Nicht besonders gut. Ich bin ein paar Mal durchgefahren, aber der Ort sagt mir nicht sonderlich zu. Zu perfekt, zu ruhig; stößt mir sauer auf.“

      Kate wusste, was der Detective damit meinte. Sie fragte sich, wie er es wohl finden würde, wieder nach Ashton zurückkehren zu müssen.

      „Wann wurde die Leiche entdeckt?“, fragte DeMarco.

      „Heute morgen um 4:30 Uhr. Um kurz nach 5 Uhr bin ich hier am Tatort eingetroffen und habe gleich die Verbindungen zum Nobilini-Fall erkannt. Ich musste das NYPD geradezu anflehen, die Leiche nicht zu bewegen, bis Sie eintreffen, denn ich meine, Sie müssen den Tatort und die Leiche selbst in Augenschein nehmen.“

      „Na, das hat Sie bei denen sicher sehr beliebt gemacht“, kommentierte Kate.

      „Ach was, daran bin ich nun wirklich gewöhnt. Ich meine das ernst, wenn ich sage, dass mich viele der Polizisten hier „Cold Case Pritchard“ nennen.“

      Kate wusste, dass unaufgeklärte Fälle polizeiintern oftmals als „Cold Cases“ bezeichnet wurden und fand den Spitznamen für Pritchard daher passend.

      „Sie haben das ganz richtig entschieden“, stimmte Kate ihm zu. „Selbst wenn sich herausstellt, dass die Fälle nichts miteinander zu tun haben… dennoch läuft ja jemand frei herum, der diesen Mann erschossen hat. Jemand, den wir so schnell wie möglich ausfindig machen müssen, denn wir müssen in Betracht ziehen, dass dies kein Einzelfall war.“

      „Tja, dazu kann ich nichts sagen“, sagte Pritchard. „Ich habe das, was mir zu dem Fall durch den Kopf ging, als Sprachnotiz aufgenommen. Sie können es sich gern anhören.“

      „Das könnte sehr hilfreich sein. Ich gehe davon aus, dass die Forensiker Fotos gemacht haben?“

      „Ja, die digitalen Fotos stehen sicherlich schon zur Verfügung.“

      Während sie Jack Tuckers Leichnam nicht aus den Augen ließ, erhob sich Kate langsam.

      Jack Tuckers Kopf war nach rechts gedreht, so als starre er sehnsüchtig auf die Kopfhörer, die so sorgsam neben ihn gelegt worden waren.

      „Ist seine Familie schon informiert worden?“, fragte DeMarco.

      „Nein. Und ich befürchte, dass das NYPD diese Aufgabe nun mir überlässt, da ich sie doch davon abgehalten haben, den Leichnam abzutransportieren, bis Sie beide eingetroffen waren.“

      „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann würde ich gerne diese Aufgabe übernehmen. Je weniger Leute mit den Details vertraut sind, desto besser.“

      „Natürlich, wenn Sie dies für das Beste halten“, gab Pritchard zurück.

      Schließlich wandte Kate ihren Blick von dem Leichnam ab und blickte in Richtung des Zugangs der Seitengasse, wo die beiden Beamten mit dem Polizisten, der für Kate und DeMarco das Absperrband angehoben hatte, zusammen standen. Kate hatte schon mehr Todesnachrichten überbringen müssen als sie noch zählen konnte, und es wurde niemals einfacher. Tatsächlich schien es sogar von Mal zu Mal schwieriger zu werden. Allerdings hatte sie auch gelernt, dass es gerade in den Momenten tiefster Trauer war, dass die Betroffenen sich an die kleinsten Details erinnerten.

      Kate hoffte, dass dies auch diesmal zutraf.

      Und wenn dem so war, dann half ihr vielleicht eine nichtsahnende Witwe, einen Fall abzuschließen, der sie fast ein Jahrzehnt lang verfolgt hatte.

      KAPITEL DREI

      Die Fahrt von Midtown nach Ashton dauerte nur zwanzig Minuten. Es war 21:20 Uhr, als sie den Tatort verließen, und der Verkehr New York Citys war nach wie vor unnachgiebig und zäh. Als sie den dichtesten Teil des Verkehrs hinter sich gelassen hatten und endlich auf dem Freeway waren, wurde Kate bewusst, dass DeMarco ungewöhnlich still war. Sie saß auf dem Beifahrersitz und starrte geradezu rebellisch auf die an ihr vorbeiziehende Skyline von New York.

      „Alles klar bei dir?“, fragte Kate.

      DeMarco antwortete sofort, ohne sich jedoch Kate zuzuwenden. Damit war Kate klar, dass DeMarco etwas beschäftigt hatte, schon seitdem sie den Tatort verlassen hatten.

      „Ich weiß, dass du diesen Job schon eine Weile machst und dich wirklich auskennst“, begann sie. „Aber ich habe erst ein einziges Mal eine Todesnachricht überbringen müssen, und ich habe es gehasst. Ich habe mich ganz furchtbar gefühlt. Und ich hätte mir wirklich gewünscht, dass du das mit mir besprochen hättest, bevor du uns freiwillig für den Job gemeldet hast.“

      „Das tut mir leid, das habe ich gar nicht bedacht. Allerdings ist es in einigen Fällen einfach Teil des Jobs. Auch wenn das jetzt herzlos klingt, es ist am besten, sich gleich zu Anfang daran zu gewöhnen. Außerdem leiten wir jetzt die Ermittlungen; was bringt es also, diese miese Aufgabe dem armen Detective aufzudrücken?“

      „Trotzdem… wie wäre es in Zukunft mit einer kleinen Vorwarnung, was das anbelangt?“

      In DeMarcos Tonfall schwang Wut mit, etwas, was Kate von DeMarco noch nicht gehört hatte, zumindest nicht an sie gerichtet. „Klar“, antwortete sie nur und beließ es dabei.

      Den Rest der Fahrt nach Ashton schwiegen beide. Da Kate schon so oft Todesnachrichten überbracht hatte, wusste sie, dass Spannungen innerhalb des Teams die Aufgabe erschwerte. Allerdings war ihr auch klar, dass DeMarco keine Ratschläge annehmen würde, solange sie wütend war. Diese Lektion, meinte Kate, würde sie vielleicht einfach lernen müssen, indem sie sich in die Aufgabe stürzte.

      Um 21:42 Uhr erreichten sie das Haus der Tuckers. Es erstaunte Kate nicht, dass das Licht