4.2 Psychodynamische Familientherapie
4.2.1 Die Initialszene, erste Übertragungen und Widerstände
Die »Initialszene« gibt oft Aufschluss über wesentliche Konstellationen der Familie (
Die Sitzordnung gibt weitere Aufschlüsse. Es ist günstig, die Familienmitglieder ihre Plätze frei wählen zu lassen. Die Therapeuten setzen sich dann auf die »freien« Plätze: Wer sitzt nebeneinander? Lassen Familienmitglieder Plätze untereinander frei? Wer beginnt zu erzählen?
Fallbeispiel
Im Gespräch mit einer vierköpfigen Familie sitzt die 14-jährige Tochter neben dem Vater, der 12-jährige Sohn neben der Mutter, beide zwischen den Eltern, wobei zwischen Tochter und Sohn eine Lücke ist. Schon vor Beginn des Gesprächs rückt der Vater mit dem Stuhl nach hinten, aus der Gruppe heraus, an die Wand, bis es nicht mehr weiter geht. Als die Therapeuten darum bitten zu beginnen, deutet die Mutter auf den Vater, der angemeldet hatte, dieser deutet auf die Mutter, senkt den Kopf und schweigt dann. Die Mutter beginnt. Währenddessen räkelt sich die Tochter lasziv in ihrem Stuhl und kämmt ihre Haare, der Sohn rückt noch näher an die Mutter und legt seine Hand auf deren Stuhllehne.
Im Gespräch werden heftige Konflikte zwischen Mutter und Tochter geschildert, bei denen der Sohn vermitteln versuche, während der Vater »neutral« bleibe, sich raushalte. Bereits bei der telefonischen Anmeldung hatte er betont, dass er das »Temperament« seiner Frau für das »eigentliche Problem« halte. Dies setzt sich szenisch im Erstgespräch fort. Im Folgenden zeigt sich eine ausgeprägte Aggressionshemmung des Vaters, der durch seine Passivität die Kämpfe »seiner beiden Frauen« noch anheizt und als »Zuschauer« identifikatorisch an ihnen teilnimmt. Zugleich zeigen sich in der Szene widersprüchliche Übertragungswünsche. Der Vater möchte in seiner Problemsicht bestätigt werden, Mutter und Tochter suchen nach einem triangulierenden Dritten, einer aktiven Vaterfigur, einer Art »weisem Familienrichter«, der die Dinge ordnen solle (
Die initiale Familienszene zeigt Wesentliches in der Gestaltung des therapeutischen Systems. Sie gibt Aufschluss über die bewusstseinsferneren Anteile der Beziehungen in der Familie, zu den Therapeuten und zum Rahmen der Therapie, insbesondere über Koalitionen und Abwehrprozesse.
Um die hierbei relevanten Prozesse besser zu verstehen, werden nun eine Reihe von Grundkonzepten skizziert.
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