Zehn Kilo Körperfett hat mein Körper nach der zweiten Schwangerschaft durch die Nahrungs- und Sportumstellung endlich abgeschüttelt. In nur wenigen Wochen hatte ich mein Idealgewicht aus den Zwanzigern wieder. Muskeln kamen zum Vorschein, die hartnäckige Speckrolle um den Bauch verschwand und ich konnte endlich Sport auf hohem Niveau treiben. Ich entdeckte das Laufen wieder für mich. Laufen ist für mich heute die beste Möglichkeit, um Stress abzubauen. Seit ich weiß, dass ich die genetischen Voraussetzungen eines Urzeitkriegers in mir trage, kann ich viel besser mit der ständigen Adrenalinausschüttung und den damit verbundenen Emotionen umgehen. Mein hohes Energiepotential halte ich nun seit mehreren Jahren. Richtig krank war ich seither nicht mehr und leichte Erkältungen ziehen schnell vorüber. Auch der Blick in den Spiegel ist keine Qual mehr, sondern das stolze Ergebnis einer konsequenten Lebensstiländerung.
Die Blutgruppe als genetischer Code
Seit es Menschen gibt, wird das Blut als Träger der Lebenskraft gesehen. Blut ist der Urstoff des Lebens und die Farbe Rot das Symbol von Leben und Fruchtbarkeit. Ein österreichisch-US-amerikanischer Pathologe und Serologe hat sich bereits vor einem Jahrhundert der Faszination des Blutes angenommen. Karl Landsteiner interessierte sich für die Besonderheit des roten Saftes in unserem Körper. Er stellte fest, dass die Blutübertragung von einem Menschen zum anderen eine Reaktion nach sich zog, die das Blut des Empfängers oft verklumpte und zersetzte. Karl Landsteiner untersuchte die Zusammenhänge zwischen Antigenen und Antikörpern im Blut und bündelte seine Ergebnisse in einzelne Blutgruppen. 1930 erhielt er für die Entdeckung des ABO-Systems den Nobelpreis für Medizin. Das Blut ist ein wichtiges Erkennungs- und Abwehrsystem. Es schützt vor Infektionskrankheiten, indem es eingedrungene Erreger bekämpft und unschädlich macht. Welche Infekte das Blut besonders schnell bekämpft, ist im genetischen Code eines Menschen festgelegt. Dieser steckt in nur einem einzigen Tropfen Blut, der eine Mischung aus Wasser, Salzen und Milliarden von Zellen und Eiweißen ist. Den flüssigen Teil nennt man Blutplasma. Die festen Bestandteile setzen sich zusammen aus verschiedenen Zellen wie roten und weißen Blutkörperchen sowie Blutplättchen. Sie haben bei jedem Menschen dieselben Aufgaben, aber je nach Genetik unterschiedlich vererbte Merkmale. Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) sind ringförmig aufgebaute Zellen, die wie fleißige Ameisen arbeiten. Sie binden Sauerstoff und Kohlendioxid und tragen diese durch die Blutbahnen. Erythrozyten werden wie alle Zellen im Körper von einer Membran umhüllt. Diese Strukturen sind von Zelle zu Zelle unterschiedlich. Die roten Blutkörperchen besitzen in ihrer Membran Kohlenhydratreste, die sich an Eiweißstrukturen heften. Auf der Zelloberfläche finden sich verschiedene Glykoproteine – die Blutgruppen-Antigene. Diese sind auch im Speichel, in den Schleimhäuten, im Magen, in der Leber, im Dünndarm – einfach überall, wo verdaut wird. Fremde Antigene aus der Nahrung, von Viren oder Bakterien können eine Immunabwehrreaktion auslösen. Das Immunsystem erkennt die eingedrungenen Fremdlinge an ihren Zelloberflächen. So kann das Immunsystem zwischen körpereigenen und körperfremden Zellen unterscheiden. Als Reaktion auf fremde Antigene werden Antikörper gebildet. Antikörper sind wie Polizisten, die Antigene unschädlich machen.
Durch den Körper eines erwachsenen Menschen fließen vier bis sechs Liter des kostbaren Saftes durch 100.000 Kilometer Blutbahnen. Dabei nimmt das Blut auf seinem Weg alles mit – von Nährstoffen, Sauerstoffmolekülen bis hin zu Giftstoffen.
Das Herz pumpt Unmengen von Blut kraftvoll bis hin zu den Haarwurzeln. Es wirkt wie ein stromerzeugendes Wasserwerk. Blut ist deswegen nicht nur ein Transportmittel, es leitet auch Energie durch den Körper. Bewegt sich der Mensch, fließt das Blut noch schneller durch die Adern und die Haut gibt Wärme ab. An kalten Tagen hingegen wird weniger Blut an die Oberfläche geschickt, damit der Körper von innen wohlig warm bleibt. Das Blut wirkt also kühlend wie eine Klimaanlage oder erhitzend wie ein Heizkörper.
Antikörper: Polizisten im Einsatz
Auch in Pflanzen und Tieren sind Antigene zu finden. Sobald diese Nahrungsmittel-Antigene den Körper erreichen, beginnt er mit einer Immunreaktion. Bereits im Kindesalter wird der Körper vielen Antigenen ausgesetzt. Dabei lernt er, wer Freund oder Feind ist. Ein gut ausgebautes Immunsystem ist das natürliche Ziel dieser Entwicklung. Es soll stark und gesund bleiben. Doch in der letzten Lebensphase baut der Körper wieder ab – die Abwehrkräfte lassen nach. Wünschenswert wäre es daher, auch in fortschreitendem Alter die Abwehrkräfte zu erhalten.
Das Abwehrsystem unseres Körpers funktioniert so: Antikörper (Immunglobuline) besitzen bis zu zehn Bindungsstellen für Antigene. Sie sind aufgebaut wie ein Schmuckstück in Y-Form und bestehen aus Polypeptiden – einem Zusammenschluss von zwei leichten und einer schweren langen Perlenkette aus Aminosäuren. Je nachdem wie sich die Perlen in einer Kette anordnen, bekommen die Peptidketten verschiedene Funktionen und Eigenschaften. Die Ketten, aus denen Antikörper gestrickt sind, bestehen aus bis zu 440 Aminosäureresten. Durch Schwefelbrücken werden diese Einzelteile zusammen gehalten. Die Schwefelbrücken fädeln sich wie eine Anglerschnur durch die einzelnen Perlen und geben ihnen ihre einzigartig vollendete Form. Das passende Gen sorgt hier für die richtige Ordnung – dieser Code ist in jedem Körper individuell festgelegt.
Fertig gebildete Antikörper schwirren durch den Blutkreislauf wie funkelnde Diamanten. Sie sind so klein, dass sie über die feinsten Blutkapillaren in alle Körpergewebe gelangen können. Schlägt der Körper nun Alarm, weil ein Fremdkörper eindringt, steigt der Immunglobulin-Wert rasch an. Die Antikörper lassen ihre Maske fallen und werden zum kampfbereiten Polizisten: Wie ein Superkleber verbinden sich Antikörper mit fremden Antigenen. Eine Kette von Abwehrreaktionen wird ausgelöst. Allein durch das Besetzen des fremden Parasiten kann dieser bereits unschädlich gemacht werden. Den Immunglobulinen ist das in der Regel nicht genug. Der Fremdkörper bekommt eine Marke aufgeklebt. Durch diese Markierung werden kleine Fresszellen (Makrophagen) angelockt. Sie verschlucken den kompletten Erreger und können ihn dadurch unschädlich machen. Danach kommt die Aufräumtruppe und befördert die Zellklumpen inklusive Makrophagen aus dem Körper heraus. Immunglobuline können sich auch an Giftstoffe heften, die mit der Nahrung aufgenommen oder durch Bakterien im Körper abgesondert werden. Giftstoffe werden dadurch komplett ummantelt. Danach werden sie transportfähig gemacht, bevor sie einen Schaden anrichten können. Antikörper sind also das Produkt einer Immunreaktion und ständig in Alarmbereitschaft.
Unter den Antikörpern gibt es Spezialtruppen, die individuell ausgebildet sind. Sie sind vollkommen unterschiedlich zusammengesetzt und durch ihren Aufbau nur für spezielle Zwecke einsetzbar: Immunglobuline G (IgG), A (IgA), M (IgM), D (IgD) und E (IgE). Den größten Anteil mit 75 Prozent machen die IgG aus, welche auch dauerhaft im Einsatz gegen Bakterien und Viren sind. Kommt der gleiche Erreger nach ein paar Tagen oder Wochen wieder in den Körper, schießt dieser eine große Menge IgG ins Blut, um eine erneute Erkrankung zu verhindern. Die IgG-Polizisten sind so clever, dass sie sogar während einer Schwangerschaft durch die Plazenta dringen und den ungeborenen Fötus schützen können. Dieser Schutz hält bis zu drei Monate nach der Geburt an.
IMMUNGLOBULINE G verteilen sich auf weitere vier Spezialeinheiten – die sogenannten Subklassen. IgG1 ist am häufigsten vertreten und der wichtigste Gegner von Viren. Auch IgG2 kommen oft vor. Es kümmert sich um Bakterien wie zum Beispiel Streptokokken. IgG3 wird im Körper in geringer Anzahl gebildet. Es kümmert sich wie IgG1 um die virale Abwehr. Auch IgG4 ist in geringen Mengen nachweisbar. Dieses ist ein allergen-spezifisches Antigen, welches unter einer Hyposensibilisierung gebildet wird zum Beispiel bei Kontakt