DARK ISLAND. Matt James. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Matt James
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958354258
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rutschte in seinem Sessel hin und her und beugte sich vor. »Jeder der Überlebenden – und davon gab es nur ein paar – haben dasselbe beschrieben, was auch ich selbst erlebt habe.« Anstatt fortzufahren, brach Ian ab und lehnte sich wieder zurück.

      »Ian, bitte. Sie müssen mir davon erzählen.«

      Er biss sich auf die Unterlippe und stieß einen Seufzer aus. »Ich habe schon sehr lange nicht mehr über das gesprochen, was damals passiert ist, okay? Geben Sie mir einfach eine Sekunde, um meine Gedanken zu ordnen.«

      Sie nickte und wartete.

      »Also, gut … nachdem sie in meinen Armen eingenickt war, habe ich Abby vorsichtig hingelegt. Dann habe ich mich in der näheren Umgebung umgeschaut, weil ich noch nicht so müde war, dass ich hätte schlafen können.« Er verkrampfte sich kurz, entspannte sich dann aber wieder. »Nach dem Erdbeben spürte ich instinktiv, dass da etwas in der Dunkelheit war, das mich beobachtet hat. Außerdem hörte ich so merkwürdige Kratzgeräusche.«

      »Krallen auf Stein.« Mack konnte sich erinnern, das in seiner Aussage gelesen zu haben.

      »Das war jedenfalls meine Vermutung, ja. Wie auch immer, ich richtete meine Schrotflinte auf das Ding, ehe ich zwei weitere entdeckte, die auf mich zukamen, eines von jeder Seite. Das Vieh direkt vor mir diente bloß als Köder, damit die anderen uns aus dem Hinterhalt heraus angreifen konnten.«

      »Klingt für mich nach typischem Velociraptor-Jagdverhalten.«

      »Zumindest, wenn man den Filmen glauben schenkt. Vieles davon ist natürlich reine Spekulation, aber okay, nehmen wir einfach mal an, es stimmt so. Abgesehen davon hat mir das gezeigt, dass diese Dinger clever sind, ja, sogar brillant.«

      »Sie haben diesen Angriff ganz genau geplant und im Zuge dessen sogar jemanden wie, na ja, Sie erledigt.«

      Er blickte finster drein. »Ich habe gegen Menschen gekämpft, nicht gegen irgendwelche Höllenmonster.«

      »Soweit es mich betrifft, sind Terroristen Höllenmonster.«

      Er grinste. »Touché.« Dann wurde er schlagartig wieder ernst. »In diesem Moment tat sich der Boden unter mir auf. Ich landete in einem versteckten Tunnel und sah ein schattiges Etwas … den Rest kennen Sie.« Er wandte den Blick von ihr ab und drängte blinzelnd seine Tränen zurück.

      Ja, Mack kannte den Rest. Es war nicht nötig, weiter ins Detail zu gehen.

      Als er sich schließlich etwas gefasst hatte, wandte er sich wieder Mack zu. Ihre Blicke trafen sich und für einen flüchtigen Moment schauten sie einander bloß an, beide in Gedanken versunken. Ian hatte sich als Erster wieder unter Kontrolle. Er stand auf und ging in die Küche, um Mack mit ihren Grübeleien allein zu lassen.

      Sie konnte bloß erröten … schon wieder, überwältigt von einem Gefühl der Verlegenheit. Falls Ian tatsächlich glaubte, sie würde mit ihm flirten, dann war das keineswegs ihre Absicht gewesen. Hierbei ging es allein ums Geschäft und −

      »Noch ein Bier?«

      »Ja, bitte!«, entgegnete sie ein bisschen zu eifrig.

      Er drehte sich um und entfernte sich von Neuem. Mack vergrub ihr Gesicht in den Händen und schalt sich im Stillen dafür, dass sie sich aufführte wie ein verknallter Teenager. Mit einem Mal fühlte Mack sich wieder wie damals in der Highschool.

       Was zur Hölle ist los mit mir?

      Sie musste sich auf ihren Auftrag konzentrieren, anstatt auf ihren angeheuerten Helfer.

      »Glauben Sie wirklich, dass da draußen eine Abart des Rahonavis existieren könnte?« Sie erhob sich und ließ an mehreren Stellen ihren verspannten Rücken knacken. »Oder haben wir es hier womöglich mit etwas zu tun, woran wir bislang noch nicht gedacht haben?«

      »Na ja, falls es nicht unser Dino-Vogel ist, dann ist es jedenfalls etwas, von dem ich noch nie zuvor gehört habe. Wie ich vorhin in der Bar schon sagte, im Hinblick auf Raubtiere habe ich alles studiert, was dieses Land zu bieten hat. Abby hat daran geglaubt – genau wie Ihr Vater, nach dem zu schließen, was Sie gesagt haben.« Er drehte sich mit zwei eiskalten Flaschen in den Händen zu ihr um. »Und soviel ich weiß, waren sie die Experten für diesen Scheiß, und nicht wir.«

      Mack lachte, obwohl sie sich nicht sicher war, ob sie stattdessen nicht vielleicht eher verärgert hätte sein sollen. Hatte er sie etwa gerade beleidigt?

      Offensichtlich hatte er den Ausdruck auf ihrem Gesicht gesehen, weil er hastig erklärte: »Was ich damit sagen will, ist, wenn wir so helle Köpfe wären, wie es die beiden waren, hätten wir dieses kleine Geheimnis inzwischen längst gelöst.«

       Oh, dann war´s definitiv keine Beleidigung …

      Denn, um ehrlich zu sein, hatte er recht.

      »Es gibt da etwas in Zusammenhang mit unserem Freund, das ich Ihnen unten nicht erzählt habe.« Ian schwieg, wirkte jedoch nicht allzu erfreut darüber, dass man ihm bislang etwas vorenthalten hatte. »Sie sagten, der Rahonavis würde maximal siebzig oder achtzig Zentimeter lang werden.«

      »Was ist damit?«, fragte er ein bisschen schnippisch.

      »Dieser hier ist fast doppelt so groß.«

      »Schwachsinn«, blaffte er ungläubig.

      »Oh, das ist alles andere als Schwachsinn, Ian. Diese Maße wurden bestätigt, bevor der Kadaver irgendwo in der Versenkung verschwand.« Sie rückte noch weiter nach vorn. »Wir wissen, dass dieses Ding echt ist, und das ist schon die Hälfte der Miete. Und unser Beweis dafür ist dieses eine Foto hier.« Sie tippte auf das Bild auf dem Beistelltischchen.

      Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr schwand Ians streitlustiges Verhalten. Mack streckte die Hand aus, um stumm um die angebotene Flasche zu bitten. Schließlich kam Ian ihrer Aufforderung nach und reichte sie ihr.

      »Ach, verdammt, warum nicht?«

      Sie stießen mit ihren Flaschen an.

      »Prost«, sagte Mack lächelnd.

      »Mirary fahasalamana e«, sagte er, ohne sich die Mühe zu machen, den Trinkspruch eigens für sie zu übersetzen. »Immerhin war der Mittlere da oben seinerzeit stark genug, um zu tun, was er getan hat.« Er wies mit dem Kinn auf das Foto. »Vielleicht waren die Viecher, die uns angegriffen haben, ja wirklich welche von diesen Dingern? Alles, was ich gesehen habe, waren ein Schatten und Zähne.« Er rutschte unbehaglich auf dem Sessel umher. »Was zum Teufel das auch immer war, es war groß und …«

      »… hat irgendwie auf das Erdbeben reagiert«, unterbrach Mack ihn mit großen Augen.

      »Bingo.« Er saß da und wirkte ausgesprochen beeindruckt. »Vögel – die bekanntlich mit unserem Freund hier artverwandt sind – reagieren sehr empfindlich auf planetare Vorkommnisse, auch auf Erdbeben. Stellen Sie sich nur mal vor, Sie würden unter der Erde leben und hätten die Sinneswahrnehmung eines Vogels, gepaart mit dem Appetit eines verfluchten Raptoren. Und dann stellen Sie sich vor, was passieren würde, wenn die Erde um Sie herum plötzlich aufzubrechen beginnt.«

      »Totale Reizüberflutung …«

      »Ganz genau«, sagte er und nahm einen großen Schluck.

      Mack tat es ihm gleich, froh darüber, dass Ian einen eigenen Vorrat des Gebräus besaß, das sie unten in Fossas Fängen ausschenkten. Etwas, womit Ian hingegen nicht aufwarten konnte, war eine Klimaanlage. Zum Glück war die Spätnachmittagssonne nicht übermäßig kräftig. In den Sommermonaten musste es hier mittags brutal heiß sein.

      Immerhin gab es einen Deckenventilator, und genau den starrte Mack später an diesem Abend an, als sie einzuschlafen versuchte. Die Ledercouch war zwar arg durchgesessen, aber immer noch um einiges bequemer als ihr Platz im Bus. Ihr Rücken schmerzte von der Fahrt nach Ambalavao. Allerdings musste sie zugeben, dass es angenehm gewesen war, die ganze Strecke über zwei Sitze für sich selbst gehabt zu haben. Sie war in ihrem Leben schon in zu vielen rappelvollen Bussen