Der kleine Fürst Staffel 6 – Adelsroman. Viola Maybach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Viola Maybach
Издательство: Bookwire
Серия: Der kleine Fürst
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740927226
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sehen, die du hier rausgeschleppt hast, damit es ein bisschen kahl und ungemütlich aussieht.«

      »Nicht deshalb!«, protestierte sie. »Ich hatte nur Angst, du könntest vielleicht merken, dass das keine billigen Reproduktionen sind. Warte, ich …«

      Er drückte sie zurück aufs Sofa. »Du bleibst, wo du bist. Wo ist das Zeug?«

      Ergeben legte sie sich wieder hin. »Im Schlafzimmer.«

      Er schleppte alle Bilder zurück ins Wohnzimmer – und alle Skulpturen. Danach nahm er den Kalender aus der Apotheke und die Fotos, die Albertina planlos verteilt hatte, ab und hängte die Bilder an die Stellen, die sie ihm zeigte. Auch die Skulpturen kamen an ihre angestammten Plätze zurück. Nach getaner Arbeit ging Kurt zur Tür und ließ das Zimmer auf sich wirken. »So sieht das ja schon ganz anders aus!«, stellte er fest. »Jetzt finde ich es auch nicht mehr kahl und ungemütlich. Du bist ganz schön durchtrieben, Albert!«

      »Gar nicht!«, verteidigte sie sich. »Ich wollte bloß noch nicht auffliegen!«

      Er nahm wieder Platz. »Mir ist egal, was du bist und wie viel Geld du hast«, sagte er ruhig. »Ich mag dich, ich arbeite gern mit dir zusammen, und ich vertraue dir. Du bist meine Freundin. Alles andere zählt nicht.«

      Albertina musste schlucken. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie etwas erwidern konnte – und dann waren es auch nur zwei Wörter: »Danke, Kurt!«

      *

      Carl gab nach. »Ist gut, Mama, wenn dir so viel daran liegt, dann begleite ich euch nach Sternberg. Ich habe zwar sehr viel zu tun, aber ein bisschen Abwechslung schadet mir sicherlich nicht. Außerdem habe ich die Sternberger schon lange nicht mehr gesehen.«

      Er hörte an ihrer Reaktion, wie sehr sie sich über seinen Entschluss freute. Lächelnd verabschiedete er sich von ihr, klappte sein Handy zusammen und wollte eben seinen Weg zu Robert, mit dem er verabredet war, fortsetzen, als er Sabine Ketteler auf sich zukommen sah. Sie hatte ihn noch nicht bemerkt, und ihm fiel auf, dass sie verändert wirkte. Allein die Art, wie sie ging – als hätte sie allen Schwung verloren. Wo war denn die attraktive Blondine geblieben, von der Robert so lange vergeblich geträumt hatte? Wenn er sie jetzt sehen könnte …

      Nun hatte auch sie ihn entdeckt und mühte sich ein Lächeln ab.

      »Tag, Sabine«, sagte Carl. »Geht’s dir nicht gut?«

      »Wieso?«, fragte sie. »Sehe ich so aus?«

      »Du bist ein bisschen blass und spitz um die Nase, finde ich.« Das war sehr zurückhaltend ausgedrückt, aber er wollte ihr nicht zu nahe treten – schließlich hörte keine Frau es gern, wenn man ihr sagte, dass sie nicht gut aussah.

      »Eigentlich geht’s mir gut«, behauptete sie, aber er glaubte ihr kein Wort. Sie war nicht nur blass, um ihren Mund lag auch ein angestrengter Zug, den er noch nie zuvor an ihr bemerkt hatte. Sie sah, fand er, gestresst und unglücklich aus, was ihn wunderte. Von Robert wusste er, dass sein Freund nach einer kurzen zufälligen Begegnung mit Sabine, bei der er sich offenbar gut gehalten hatte, nicht mehr mit ihr zusammengetroffen war. Zudem hatte er geschworen, sie nie wieder angerufen zu haben. Daran also, dass Robert ihr noch immer auf die Nerven ging, konnte es nicht liegen.

      »Wie geht’s Robert?«, fragte sie.

      »Immer noch gut«, lächelte er. Ein wenig verwunderlich fand er es schon, dass sie ihn auch dieses Mal wieder nach seinem Freund fragte. Eigentlich hätte sie doch froh sein müssen, nichts mehr von ihm zu hören! Er jedenfalls wäre nicht auf die Idee gekommen, ausgerechnet Sabine gegenüber die Sprache auf Robert zu bringen.

      »Und … seine Freundin?«, fragte sie weiter. »Ist er noch mit ihr zusammen?«

      Carl war so verblüfft, dass er zunächst nicht wusste, was er sagen sollte. Dann kam ihm der Verdacht, dass Robert vielleicht eine Freundin erfunden hatte, um sich den Umgang mit Sabine, wenn er sie denn einmal traf, zu erleichtern. »Klar«, antwortete er deshalb. »Die beiden sind ja ganz frisch verliebt. Du, Sabine, tut mir leid, aber ich muss weiter, ich habe noch ziemlich viel zu erledigen.«

      Sie nickte nur, ihm schien, als sei sie noch ein wenig blasser geworden.

      Carl widerstand der Versuchung, sich nach ihr umzudrehen, als er schon etliche Meter zurückgelegt hatte, aber er hätte schwören können, dass sie noch immer an derselben Stelle stand und ihm nachsah. Und mit einem Mal stieg ein merkwürdiger Verdacht in ihm auf: War Sabine am Ende gar nicht so uninteressiert an Robert, wie sie immer gesagt hatte? Aber dann hätte sie sich doch seinem Freund gegenüber anders verhalten im vergangenen Jahr!

      Einige Minuten später hatte er das Haus erreicht und klingelte an Roberts Wohnung. Seine Entscheidung stand fest: Er würde über die soeben angestellten Überlegungen kein Wort verlieren, sonst fing Robert nur wieder an, erneut von Sabine zu träumen, und das Elend ging von vorne los. Das musste unbedingt vermieden werden.

      »Komm rein!«, sagte Robert. »Was machst du denn für ein Gesicht? Ich dachte, wir verbringen einen schönen Abend unter Männern miteinander!«

      »Das machen wir auch. Ich habe nur über etwas nachgedacht. Sag mal, hast du eine Freundin erfunden – Sabine gegenüber?«

      »Bist du ihr schon wieder begegnet?« Robert lächelte sehnsüchtig. »Ich sehe sie nie mehr.«

      »Das ist auch besser so!«, erklärte Carl mit Nachdruck. »Also, was ist jetzt mit der Freundin?«

      »Sie heißt Amelie«, erklärte Robert verlegen. »Ich dachte, es wäre eine gute Idee, Sabine zu sagen, dass ich mich verliebt habe – damit sie sich auch wirklich sicher vor mir fühlt.«

      »Das scheint geklappt zu haben«, bemerkte Carl in neutralem Tonfall. »Wohin gehen wir?«

      Robert überhörte seine Frage. »Was hat sie sonst noch gesagt? Sabine, meine ich. Ihr müsst ja über mich gesprochen haben, sonst hättest du nicht nach meiner angeblichen Freundin gefragt.«

      Verflixt, dachte Carl, ihm entgeht aber auch nichts, sobald es sich um Sabine dreht.

      »Sie hat nur erwähnt, wie froh sie ist, dass es dir gut geht mit deiner neuen Freundin. Wir haben kaum miteinander gesprochen, Robert. Also, wohin gehen wir? Ich will mit dir nicht über Sabine reden!«

      »Na gut«, seufzte Robert. »Aber eins sage ich dir, Carl: Das wird Jahre dauern, bis ich sie vergessen kann. Falls mir das überhaupt jemals gelingt.«

      Als sie das Haus verließen, um ein Restaurant anzusteuern, überlegte Carl, ob es denkbar war, dass aus Sabine und Robert ein glückliches Paar wurde. Bisher hatte er sich das nicht vorstellen können, aber wie es schien, war diese Geschichte ja noch längst nicht zu Ende.

      *

      »Keine einzige Absage«, stellte die Baronin zufrieden fest. »Weder bei den Musikern, noch bei den

      Gästen. Das ist einmalig.«

      »Bis zum Wochenende kann noch viel passieren, Tante Sofia«, meinte der kleine Fürst, »freu dich lieber nicht zu früh!«

      Sie lachte. »Da hast du auch wieder Recht, Chris. Aber wie es aussieht, kommt sowohl Albertina von Braun, als auch Carl zu Kallwitz. Caroline kann es einfach nicht lassen – und ich helfe ihr auch noch dabei!«

      »Wobei denn?«

      »Na, du weißt doch, dass sie Carl gern verheiratet sähe. Ihre neueste Traum-Schwiegertochter ist Albertina, aber Carl hat sich bisher nicht einmal bequemt, sie kennenzulernen. Caroline meinte, so desinteressiert habe er sich noch nie gezeigt.«

      »Ehrlich, Tante Sofia, wenn du später einmal versuchen solltest, mir eine Frau zu suchen – ich glaube, da würde ich ziemlich sauer werden.«

      »Tatsächlich? Nun, ich muss gestehen, dass ich bisher nicht einmal auf die Idee gekommen bin, so etwas zu tun.«

      »Dann ist es ja gut«, ließ sich Sofias Sohn Konrad von der Tür her vernehmen. »Ich würde nämlich auch sauer werden, Mama.«

      »Keine Sorge«,