Der kleine Fürst Staffel 6 – Adelsroman. Viola Maybach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Viola Maybach
Издательство: Bookwire
Серия: Der kleine Fürst
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740927226
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      »Ihre eigenen Eltern wussten nichts von den Kindern?«, fragte Konstantin ungläubig. »Sie war zwei Jahre in Afrika, richtig?«

      »Ja, sogar ein bisschen länger.«

      »Die Zwillinge sind ein Jahr alt, dazu neun Monate Schwangerschaft – sie ist also ziemlich bald nach ihrer Ankunft in Afrika schwanger geworden.«

      »Das haben wir auch schon ausgerechnet.«

      »Und sie hat die ganze Zeit kein Wort darüber verloren?«

      »Das ist das, worüber Alexa sich am meisten aufgeregt hat: dass sie schon seit einem Jahr Großmutter ist und nichts davon wusste«, erklärte Anna.

      Christian schüttelte ganz langsam den Kopf. »Wir sind ja auch wirklich zu blöd, dass wir das einfach geglaubt haben«, sagte er. »Die Geschichte kann überhaupt nicht stimmen.«

      »Was willst du denn damit sagen?«, rief Anna.

      »Tina hat immer ein richtig gutes Verhältnis zu ihren Eltern gehabt«, spann der kleine Fürst seinen Faden weiter. »Wenn sie sich Hals über Kopf in einen Afrikaner verliebt und bald von ihm schwanger geworden wäre, hätte sie das garantiert erzählt. Und ich wette, dass ihre Eltern sich mit ihr gefreut hätten. Wieso haben wir nicht gleich gemerkt, dass sie lügt, Anna?«

      »Ich verstehe immer noch nicht, was du damit eigentlich sagen willst!«, erklärte Anna ungeduldig. »Wieso sollte sie lügen?«

      »Ich verstehe es, ehrlich gesagt, auch nicht«, stimmte Konstantin ihr zu. »Was denkst du denn, was die Wahrheit ist?«

      Christian ließ sich noch einige Sekunden Zeit, bevor er langsam und mit Nachdruck antwortete: »Ich glaube, dass Miriam und Paul nicht ihre Kinder sind. Sie tut nur so – allerdings weiß ich auch nicht, warum. Aber ich schätze mal, sie will jemandem damit helfen.«

      Mehrere Sekunden lang war es still, während Anna und Konstantin über das soeben Gehörte nachdachten, dann schlug sich Konstantin mit der flachen Hand vor den Kopf. »Natürlich!«, rief er. »Sie war im Grenzgebiet zwischen dem Kongo und Gabun im Einsatz. Im Kongo wird gekämpft, die Situation dort ist instabil und gefährlich. Viele Leute fliehen, weil sie sich bedroht fühlen und Angst um ihr Leben haben. Eine Flucht mit zwei Babys ist natürlich besonders schwierig, wenn nicht sogar unmöglich. Vielleicht hat sie den Eltern helfen wollen.«

      »Und wie kriegen wir jetzt raus, ob das stimmt?«, fragte Christian.

      »Überhaupt nicht, schätze ich – bis die Eltern der Kinder ebenfalls in Sicherheit sind.« Konstantin dachte nach. »Wir sollten von diesen Überlegungen nichts erwähnen, das würde ihr nur zusätzlichen Stress bereiten. Sie hat ja sicherlich Gründe, die Kinder als ihre eigenen auszugeben. Vermutlich will sie sie nicht in Gefahr bringen – und die Eltern auch nicht. Einverstanden?«

      Anna und Christian nickten zögernd und ein wenig enttäuscht. Sie mochten es nicht, wenn sie einem Geheimnis auf der Spur, aber dennoch zur Untätigkeit verurteilt waren. Sie sahen aber ein, dass Konstantins Argumente einiges für sich hatten.

      Nach einer weiteren Viertelstunde saßen sie wieder auf und kehrten zum Schloss zurück – schweigend dieses Mal. Es gab für jeden von ihnen reichlich Stoff zum Nachdenken.

      *

      »Es ist großartig«, sagte Helen Marienhagen zu ihrem Mann und legte Konstantins Manuskript vor sich auf den Tisch.

      Clemens war zu Hause, er würde auch in den nächsten Wochen häufig zu Hause sein. Seine Band gab derzeit keine Konzerte, sondern spielte ein neues Album im Studio ein. Natürlich kam er oft erst spät abends von der Arbeit zurück, aber er war zumindest nicht ständig unterwegs. Sie genossen diese Zeit beide.

      Er saß ihr gegenüber und sah jetzt von seiner Lektüre auf. »Dann bring es schnell auf den Markt«, meinte er. »Du brauchst doch Geld, oder?«

      »Ja, es ist etwas eng im Augenblick«, gestand sie seufzend. »Die Verkaufszahlen unserer Titel sind leicht zurückgegangen, und wir hatten hohe Ausgaben, die erst nach und nach wieder hereinkommen werden. Die Leute sparen, Clemens. Niemandem sitzt im Moment das Geld locker in der Tasche.«

      Er legte sein Buch weg. »Komm mal her«, sagte er.

      Sie stand auf und setzte sich neben ihn. Er zog sie in seine Arme und hielt sie fest. »Wir sind verheiratet, Baby«, sagte er. »Findest du nicht, dass du deinem Ehemann gestatten solltest, dir finanziell ein bisschen unter die Arme zu greifen?«

      »Bei euch reicht es doch auch gerade immer nur so zum Leben«, erwiderte sie, während sie sich an ihn kuschelte.

      »Na, das hat sich in den letzten beiden Jahren schon ein wenig geändert«, gestand er mit einem Lächeln. »Ich konnte einiges beiseite legen und habe das auch getan, weil ich mir dachte, du würdest es vielleicht irgendwann brauchen.«

      Sie richtete sich auf, um ihm in die Augen sehen zu können. »Ist das dein Ernst?«, fragte sie.

      »Natürlich ist das mein Ernst. Ich mache über solche Dinge keine Witze, das solltest du eigentlich wissen.«

      »Ich könnte ein kleines Darlehen wirklich gut gebrauchen«, fuhr sie fort. »Dann könnte ich wieder besser schlafen und müsste nicht erneut mit der Bank verhandeln. Die verlangen so unverschämt hohe Zinsen, weißt du?«

      »Ich sage dir jetzt mal was«, erklärte Clemens ruhig. »Ich beteilige mich als stiller Teilhaber an deinem Verlag – und als solcher zahle ich Geld ein. Zum Dank darfst du mich einmal im Jahr zu einem Konzert mit einem richtigen Weltstar einladen.«

      »Aber wenn du das Geld auf der Bank hättest, würde es für dich arbeiten und …«

      Er verschloss ihr den Mund mit einem Kuss. »Ich brauche kein Geld, Helen, ich brauche eine Frau, die glücklich und zufrieden ist und sich nicht nachts sorgenvoll von einer Seite auf die andere dreht. So einfach ist das. Ich kann mit dem Geld ganz bestimmt nichts Vernünftigeres anfangen als es dir zu geben, davon bin ich fest überzeugt.«

      Sie schlang ihre Arme um ihn. »Du bist der beste Mann der Welt, Clemens.«

      »Das höre ich gern, und so soll es auch bleiben, meine Süße!«

      *

      Bettina traute ihren Augen nicht, als sie morgens aufstand und Konstantin mit Miriam und Paul spielen sah. Sofia musste die Kinder geholt haben, während sie selbst noch geschlafen hatte. Sie sahen munter aus, krähten beide fröhlich und ließen sich von ihrem Erscheinen nicht von dem lustigen Spiel mit dem netten Mann abhalten.

      Konstantin sah auf. »Guten Morgen«, sagte er mit einem Lächeln. »Wir haben uns angefreundet, Miriam, Paul und ich.«

      »Ja, das sehe ich«, erwiderte Bettina mit schwacher Stimme. »Sie sind einfach zu vertrauensselig. Jeden, der nett zu ihnen ist, halten sie für ihren Freund. Wenn sie mal älter sind, könnte das ein Problem werden.«

      Konstantin lachte, und sie ertappte sich dabei, dass sie enttäuscht über seine gute Laune war. Es wäre schöner gewesen, dachte sie, wenn er traurig darüber gewesen wäre, dass ich bereits Mutter zweier Kinder und vermutlich in fes­ten Händen bin.

      Christian tauchte auf. »Ich dachte, ich bin der Erste«, sagte er. »Da habe ich mich ja ganz schön getäuscht. Wieso seid ihr schon auf?«

      »Ich konnte nicht schlafen«, lautete die zweistimmige Antwort. Verblüfft sahen sich Bettina und Konstantin an, dann fingen sie an zu lachen.

      »Ich auch nicht«, erklärte Chris­tian.

      Die Baronin erschien. »Na, so was!«, rief sie. »Ich dachte, Konstantin, die Kinder und ich könnten uns jetzt gemütlich und ganz unter uns zum Frühstück setzen.«

      »Gemütlich schon, Tante Sofia«, sagte der kleine Fürst. »Nur seid ihr nicht mehr unter euch. Oder habt ihr Geheimnisse?«

      »Aber nein, Chris. Nehmt die Kinder mit, Frau Falkner hat ihnen sehr leckeren Fruchtbrei zubereitet.«

      »Zubereitet?«,