Der kleine Fürst Staffel 6 – Adelsroman. Viola Maybach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Viola Maybach
Издательство: Bookwire
Серия: Der kleine Fürst
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740927226
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      Sie musste lachen – zum ersten Mal, seit sie Bekanntschaft mit Bettinas Zwillingen gemacht hatte, wirkte sie vollkommen entspannt. »Ich auch«, erklärte sie. »Ich habe sogar schon davon geträumt, Henning.«

      Er lächelte ihr zu und griff nach ihrer Hand. »Wir schaffen das, Alexa«, sagte er. »Lass die Leute reden, das ist doch gar nicht wichtig. Wichtig ist, dass wir zusammenhalten.«

      Sie nickte und lehnte sich an ihn. Er umschlang sie mit beiden Armen und hielt sie fest.

      Irgendwo in den Tiefen der Villa hörten sie Miriams ›dadada‹, und schon löste sich Alexa von ihrem Mann. »Ich muss sehen, ob alles in Ordnung ist!«, sagte sie erschrocken. »So lange Tina nicht hier ist, sind wir schließlich für die Kinder verantwortlich.«

      Sie sah das Schmunzeln auf dem Gesicht ihres Mannes nicht mehr, mit dem er ihr nachsah. Sie hatte Miriam und Paulchen ja längst ins Herz geschlossen!

      *

      Konstantin wurde nicht klug aus Bettina von Rabenfels. So lange sie sich über Afrika unterhalten hatten, war ihr Zusammensein ganz unproblematisch verlaufen. Es gab ein

      Interessengebiet, das sie verband,

      und das ließ keine peinlichen Ge­sprächs­pausen aufkommen.

      Doch nun hatten sie sich vom Thema ›Afrika‹ entfernt, und schon wurde es schwierig. Um anzudeuten, dass er sich nicht nur für ihre berufliche Laufbahn interessierte, sondern auch für sie als Person, hatte er sie gefragt, ob sie sich nicht wiedersehen und einmal gemeinsam etwas unternehmen könnten. »Ich bin nämlich bald fertig mit meinem Manuskript, dann könnten wir uns einmal ohne Zeitdruck unterhalten. Was meinen Sie?«

      Doch sein Vorschlag stieß rundheraus auf Ablehnung. »Tut mir leid, das wird nicht möglich sein«, erklärte Bettina, wobei sie seinem Blick sorgfältig auswich. »Ich habe sehr viel zu tun in den nächsten Wochen und werde mich nicht mehr freimachen können.«

      Das war eine deutliche Abfuhr, die er nicht so leicht wegsteckte, zumal er damit überhaupt nicht gerechnet hatte. Er war ganz sicher davon ausgegangen, dass sie an ihm ebenfalls interessiert war – weshalb sonst hätte sie sich auf dieses Treffen eingelassen? Nun war er enttäuscht und musste sich eingestehen, dass er die ganze Situation offenbar von Grund auf falsch eingeschätzt hatte.

      Es fiel ihm nicht leicht, mit ihrer Ablehnung umzugehen. Zwar wollte er nicht beleidigt wirken, doch die Leichtigkeit, die ihr Gespräch bis dahin bestimmt hatte, war wie weggeblasen. Von nun an lief es nur noch mühsam, und so wunderte es ihn nicht, dass Bettina schließlich nach einem Blick auf die Uhr feststellte, dass sie jetzt gehen müsse.

      Dennoch machte er einen weiteren Versuch – so einfach wollte er sich nicht entmutigen lassen. »Wir sehen uns also nicht wieder?«, fragte er, als er sie zu ihrem Auto zurückgebracht hatte. »Das finde ich sehr schade, Frau von Rabenfels.«

      Dieses Mal wich sie seinem Blick nicht aus, sie lächelte ihn sogar an. »Ich auch«, erwiderte sie, »ehrlich. Aber es geht nicht, ich … ich habe vielfältige Verpflichtungen übernommen, die mir keine freie Zeit lassen.«

      Das musste er wohl so akzeptieren, wie sie es sagte. Er schaffte es, seine Enttäuschung hinunterzuschlucken, denn wie ein schlechter Verlierer wollte er nicht dastehen. Er wünschte ihr höflich alles Gute, dankte ihr noch einmal dafür, dass sie seiner Einladung gefolgt war und wartete, bis sie mit ihrem Wagen den Parkplatz verlassen hatte.

      Danach trat er heftig gegen den Vorderreifen seines Autos, was jedoch seine Enttäuschung nicht milderte – im Gegenteil: Nun hatte er zu allem Überfluss auch noch einen schmerzenden Fuß!

      *

      »Da bist du ja«, sagte Lili Paulsen, als sie Moritz die Tür öffnete.

      »Bin ich zu früh?«, fragte er, als er ihr die Blumen überreichte, die er mitgebracht hatte.

      »Nein, gerade richtig. Danke für die Blumen – du bist ja ein richtiger Kavalier.«

      »Manchmal«, grinste Moritz.

      »Komm rein«, bat Lili. »Das Essen ist gleich fertig.«

      Er hatte sie nach jenem ersten Abend schüchtern fragen wollen, ob er sie zum Essen einladen dürfe – aber sie war ihm zuvorgekommen. »Ich koche gern, hast du Lust, mich mal zu besuchen?«

      Und nun war er also bei ihr und sah sich in ihrer erstaunlich geräumigen Wohnung um. Viele Möbel hatte sie nicht, aber unzählige Bücher und CDs, stellte er fest.

      »Mach es dir bequem«, bat sie, »ich versorge nur schnell die Blumen, dann leiste ich dir Gesellschaft.«

      Das tat sie dann auch, und die leichte Befangenheit, die ihn befallen hatte, fiel von ihm ab. »Sehr schöne Wohnung«, bemerkte er. »Bei mir steht viel mehr herum, aber das hier gefällt mir besser.«

      »Ich muss mich bewegen können«, erklärte sie, »sonst kriege ich Platzangst. Und da ich mich hier viel aufhalte, weil ich ja nach der Schule zu Hause am Schreibtisch sitze, muss ich mich hier wohlfühlen.«

      Ihre Blicke begegneten sich, und die Befangenheit kehrte zurück. Er fühlte sich stark zu ihr hingezogen, wusste aber nicht, wie er ihr das sagen oder zeigen sollte, ohne sie zu überrumpeln. Zwar nahm er an, dass auch sie ihn mochte – schließlich hatte sie ihn zum Essen eingeladen –, aber vielleicht war das auch reine Freundlichkeit. Sicher sein konnte er nicht.

      Sie sprang auf und kehrte gleich darauf mit zwei Gläsern zurück. »Kir Royal«, erklärte sie. »Auf einen schönen Abend, Moritz. Und entspann dich endlich, dir tut hier niemand etwas.«

      »Sieht man mir an, dass ich verkrampft bin?«, fragte er entgeistert.

      Sie lachte herzlich. »Allerdings, ja. Du siehst aus wie einige meiner Schüler, wenn sie geprüft werden.«

      »Na ja, so ähnlich fühle ich mich auch«, gestand er.

      »Und wieso?«

      »Ich würde dir gern gefallen«, antwortete er. »Und wenn ich es jetzt verbocke, dann sehe ich dich vermutlich nie wieder.«

      Sie lachte wieder. »Bisher hast du alles richtig gemacht«, erklärte sie. »Du hast mir Blumen mitgebracht, dich nicht gleich benommen, als wärst du hier zu Hause – und du hast zugegeben, dass du nervös bist. Eigentlich kann nichts mehr schiefgehen.«

      »Bist du nicht nervös?«

      »Und wie. Ich kann es nur besser verbergen. In der Schule bin ich oft nervös, wenn ich zum Beispiel eine neue Klasse übernehme – was denkst du denn? Aber das darf man sich nicht anmerken lassen, sonst hat man gleich verloren.« Sie pros­tete ihm zu. »Auf einen hoffentlich schönen Abend.«

      »An mir soll es nicht liegen«, erwiderte er. »Mhm, das schmeckt gut.«

      »Das soll es auch.« Lili stellte ihr Glas ab. »Entschuldige mich für ungefähr fünf Minuten, ja?«

      »Kann ich dir nicht helfen?«

      »Heute nicht, vielleicht das nächs­te Mal!«, erklärte sie und verschwand in der Küche.

      Er hörte Töpfe klappern und nippte versonnen an seinem Kir Royal. »Das nächste Mal«, hatte sie gesagt – also ging sie davon aus, dass sie sich wiedersehen würden. Auch das letzte Bisschen Nervosität fiel von ihm ab, er war auf einmal wunschlos glücklich.

      *

      »Lass uns Tina und die Zwillinge zu uns nach Sternberg einladen, Fritz«, schlug Baronin Sofia vor.

      »Gern, aber ob Henning auf seine beiden Goldschätze freiwillig verzichtet?«, fragte der Baron schmunzelnd. »Er muss ja ganz vernarrt in die Kinder sein.«

      »Ich will sie ihm ja nicht für länger entführen – nur für ein paar Tage«, erklärte Sofia. »Anna und Chris würden sich freuen, und Konny ist mittlerweile auch neugierig auf Miriam und Paul, weil er so viel von ihnen gehört hat.«

      »Genau wie ich«, erklärte der Baron. »Ich hätte mir