König Heinrich V. / King Henry V - Zweisprachige Ausgabe . Уильям Шекспир. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Уильям Шекспир
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788026809500
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bringt auf einen Wagen ihn gebunden,

      Gefangen nach Rouen!

      Connétable.

      So ziemt es Großen.

      Mir tuts nur leid, daß seine Zahl so klein,

      Sein Volk vom Marsch verhungert ist und krank.

      Denn ich bin sicher, sieht er unser Heer,

      So sinkt sein Herz in bodenlose Furcht,

      Statt Taten wird er seine Lösung bieten.

      König Karl.

      Drum eilet den Montjoye, Herr Connétable,

      Laßt ihn an England sagen, daß wir senden,

      Zu sehn, was er für willge Lösung gibt. –

      Prinz Dauphin, Ihr bleibt bei uns in Rouen.

      Dauphin.

      Nicht so, ich bitt Eur Majestät darum.

      König Karl.

      Seid ruhig, denn Ihr bleibt zurück mit uns. –

      Auf, Connétable, und ihr Prinzen all!

      Und bringt uns Nachricht bald von Englands Fall!

      (Alle ab.)

      Englisch

      SECHSTE SZENE

      Inhaltsverzeichnis

      Das englische Lager in der Pikardie

      Gower und Fluellen treten auf

      Gower.

      Wie stehts, Kapitän Fluellen? Kommt Ihr von der Brücke?

      Fluellen.

      Ich versichre Euch, es wird bei der Prücke gar fürtrefflicher Dienst ausgerichtet.

      Gower.

      Ist der Herzog von Exeter in Sicherheit?

      Fluellen.

      Der Herzog von Exeter ist so heldenmütig wie Agamemnon, und ein Mann, den ich liebe und verehre mit meiner Seele, und meinem Herzen, und meinem Eifer und meinem Leben, und meinen Lebtagen, und meinem äußersten Vermögen; er ist, Gott sei Lob und Dank, nicht im geringsten in der Welt verwundet, sondern behauptet die Prücke gar tapfer mit fürtrefflicher Kriegskunst. Es ist da ein Fähnrich bei der Prücke, ich denke in meinem besten Gewissen, er ist ein so tapfrer Mann wie Mark Anton; und er ist ein Mann von keiner Achtbarkeit in der Welt, aber ich sah ihn wackern Dienst verrichten.

      Gower.

      Wie nennt Ihr ihn?

      Fluellen.

      Er heißt Fähnrich Pistol.

      Gower.

      Ich kenne ihn nicht.

      Pistol kommt.

      Fluellen.

      Kennt ihr ihn nicht? Da kommt unser Mann.

      Pistol.

      Hauptmann, ich bitte dich, mir Gunst zu tun:

      Der Herzog Exeter ist dir geneigt.

      Fluellen.

      Ja, Gott sei gelobt, ich habe auch einige Liebe seiner seits verdient.

      Pistol.

      Bardolph, ein Krieger, fest und stark von Herzen,

      Von munterm Mute, hat durch grausam Schicksal

      Und tollen Glückes grimmig wechselnd Rad

      Der blinden Göttin,

      Die auf dem rastlos roll'nden Steine steht –

      Fluellen.

      Mit Eurem Verlaub, Fähnrich Pistol. Fortuna wird plind gemalt, mit einer Binde vor ihren Augen, um Euch anzudeuten, daß das Glück plind ist. Ferner wird sie auch mit einem Rade gemalt, um Euch anzudeuten, was die Moral daraus ist, daß sie wechselnd und unbeständig ist, und Veränderung und Wankelmütigkeiten; und ihr Fuß, seht Ihr, ist auf einen kugelförmigen Stein gestellt, der rollt und rollt und rollt. In wahrem Ernste, von den Poeten sein gar fürtreffliche Beschreibung der Fortuna gemacht; Fortuna, seht Ihr, ist eine fürtreffliche Moral.

      Pistol.

      Fortun' ist Bardolphs Feind und zürnt mit ihm:

      Er stahl nur ein' Monstranz und muß gehangen sein.

      Verdammter Tod!

      Der Mensch sei frei, der Galgen gähne Hunden,

      Und Hanf ersticke nicht die Luftröhr' ihm!

      Doch Exeter hat Todesspruch erteilt

      Um nichtige Monstranz;

      Drum geh und sprich, der Herzog hört dein Wort:

      Laß Bardolphs Lebensfaden nicht zerschneiden

      Mit scharfem Pfennigstrick und niederm Schimpf.

      Sprich, Hauptmann, für sein Heil, und ich vergelt es dir.

      Fluellen.

      Fähnrich Pistol, ich verstehe gewissermaßen Eure Meinung.

      Pistol.

      Nun denn, so freu dich des.

      Fluellen.

      Gewißlich, Fähnrich, es ist keine Sache, um sich darüber zu freun; denn, seht Ihr, wenn er mein Pruder wäre, so wollte ich den Herzog bitten, nach bestem Pelieben mit ihm zu verfahren und die Exekution an ihm auszuüben, denn Disziplin muß gehandhabt werden.

      Pistol.

      So stirb und sei verdammt, und figo dir

      Für deine Freundschaft.

      Fluellen.

      Es ist gut.

      Pistol.

      Die spanische Feige! (Pistol ab.)

      Fluellen.

      Sehr wohl!

      Gower.

      Ei, das ist ein erzbetrügerischer Schelm, jetzt erinnre ich mich seiner: ein Kuppler, ein Beutelschneider.

      Fluellen.

      Ich versichre Euch, er gab bei der Prücke so prafe Worte zu vernehmen, wie man sie nur an einem Festtage sehen kann. Aber es ist sehr gut; was er zu mir gesagt hat, ist gut, ich stehe Euch dafür, wenn die Zeit dienlich kommt.

      Gower.

      Ei, er ist ein Gimpel, ein Narr, ein Schelm, der dann und wann in den Krieg geht, um bei seiner Zurückkunft in London in der Gestalt eines Soldaten zu prangen. Und dergleichen Gesellen sind fertig mit den Namen großer Feldherrn, und sie lernen auswendig, wo Dienste geleistet worden sind: bei der oder der Feldschanze, bei dieser Bresche, bei jener Bedeckung; wer rühmlich davonkam, wer erschossen ward, wer sich beschimpfte, welche Lage der Feind behauptete. Und dies lernen sie vollkommen in der Soldatensprache, die sie mit neumodischen Flüchen aufstutzen; und was ein Bart nach dem Schnitte des Generals und ein rauher Feldanzug, unter schäumenden Flaschen und biergetränkten Köpfen vermögen, das ist erstaunlich zu denken. Aber Ihr müßt solche Mißzierden des Zeitalters kennenlernen, sonst könnt Ihr Euch außerordentlich betrügen.

      Fluellen.

      Ich will Euch was sagen, Kapitän Gower: ich merke schon, er ist nicht der Mann, als den er sich gern bei der Welt möchte gelten lassen. Wenn ich ein Loch in seinem Rocke finde, so will ich ihm meine Meinung sagen. (Man hört Trommeln.)