Sämtliche Werke von William Shakespeare. Уильям Шекспир. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Уильям Шекспир
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027230297
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      Verwandelt sich in eine Strasse.

      Antipholis von Syracus tritt auf.

      Antipholis.

       Das Gold, das ich dem Dromio gab, ist im Centaur sicher verwahrt; und der allzu sorgfältige Tropf ist weggegangen, um mich zu suchen, aus Besorgniß, es möchte mir etwas zugestossen seyn. Wenn ich die Umstände der Zeit und meines Wirths Erzählung mit einander vergleiche, so kan ich den Dromio nicht gesprochen haben, seitdem ich ihn zuerst vom Markte fortschikte. Ha, hier kömmt er eben recht.

      Dromio von Syracus tritt auf.

      Wie gehts, junger Herr? Seyd ihr noch so spaßhaft? Wenn ihr Liebhaber von Ohrfeigen seyd, so treibt wieder den Narren mit mir. Ihr wißt nichts vom Centaur? Ihr habt kein Gold empfangen? Eure Frau schikte euch, mich zum Mittag-Essen nach Hause zu ruffen? Mein Haus war zum Phönix? Warst du toll, daß du mir so unsinnige Antworten gabst?

      Dromio von Syracus.

       Was für Antworten, Herr? Wenn sagt' ich dergleichen?

      Antipholis.

       Nur eben, nur eben, es ist noch keine halbe Stunde.

      Dromio von Syracus.

       Hab ich euch doch bis izt mit keinem Auge gesehen, seitdem ihr mich mit dem Golde, so ihr mir gabt, in den Centaur schiktet.

      Antipholis.

       Galgenschwengel, du leugnetest ja, daß du das Gold empfangen habest, und redtest mir von einer Frau, und von einem Mittag-Essen; doch ich hoffe, du hast gefühlt, wie wohl es mir gefallen hat.

      Dromio von Syracus.

       Es erfreut mich, euch in so gutem Humor zu sehen. Was soll dieser Scherz bedeuten, ich bitte euch, Herr, sagt mir's?

      Antipholis.

       Wie, du spottest mir noch ins Gesicht? denkst du ich spasse? Halt, nimm das, und das.

      (Er giebt ihm Schläge.)

      Dromio von Syracus.

       Haltet ein, Herr, ums Himmels willen, izt fühl' ich's, daß aus euerm Spaß Ernst wird, aber warum gebt ihr mir diese Schläge, wenn man fragen darf?

      Antipholis.

       Weil ich zuweilen vertraulich genug mit dir umgehe, dich für meinen Lustigmacher zu gebrauchen, und Spaß mit dir treibe, so treibst du die Unverschämtheit so weit, meine Gütigkeit zu mißbrauchen, und mir deine Possen auch in meinen ernsthaften Stunden aufzudrängen. Wenn die Sonne scheint, mögen gaukelnde Müken ihre Kurzweile treiben; aber sie sollen in Spalten kriechen, wenn sie ihre Stralen verbirgt: Wenn du mit mir spassen willst, so sieh erst wie ich aussehe, und richte dein Betragen nach meinen Bliken ein; oder ich will dir diese Methode auf eine andre Art einpleuen.Hier sind im Original einige Wortspiele, die man lieber weggelassen hat, da sie an sich selbst frostig genug sind; und wenn sie auch noch das Verdienst des Doppelsinns, den sie nur in der Original-Sprache haben, verliehren, unerträglich werden. Man hat es mit dem grösten übrigen Theil dieser Scene eben so gemacht, wo Dromio alle seine ungeheure Menge Wiz in Wortspielen ausläßt, die seinen Herrn, und vermuthlich auch die Zeitgenossen unsers Poeten eben so sehr belustigten, als sie unserm verwöhnten Geschmak albern und ekelhaft vorkommen.

      Dromio.

       Ich will euch diese Mühe gern ersparen, wenn ihr mir nur in gutem Ernst sagen wollt, warum ihr mich geschlagen habt.

      Antipholis.

       Weist du's noch nicht?

      Dromio.

       Nichts, Herr, als daß ihr mich geschlagen habt.

      Antipholis.

       Soll ich dir sagen warum?

      Dromio.

       Ja, Herr, und weßwegen? Denn man pflegt zu sagen, jedes Warum hat sein Weßwegen.

      Antipholis.

       Für's erste, Warum, weil du meiner gespottet hast; und dann Weßwegen, weil du es mir das zweyte mal weggeläugnet hast.

      Dromio von Syracus.

       Ich begreiffe weder euer Warum noch euer Weßwegen, noch eure Ohrfeigen – – Nun gut, Herr, ich danke euch.

      Antipholis.

       Du dankst mir? Wofür?

      Dromio von Syracus.

       Mein Six, Herr, für das Etwas so ihr mir um Nichts gegeben habt.

      Antipholis.

       Ich will es mit nächsten wieder gut machen, und dir Nichts für etwas geben. Aber sag', ist es Mittagessens-Zeit?

      Dromio von Syracus.

       Nein, Herr, ich glaub', es fehlt dem Essen etwas das ich habe.

      Antipholis.

       Mit Erlaubniß, was mag das seyn?

      Dromio von Syracus.

       Daß es nicht genug beträuft ist.Der Einfall ligt im Original in der Zweydeutigkeit des Worts basting, welches zugleich eine Tracht Schläge, und das Beträuffen, dessen was am Spieß gebraten wird, bedeutet.

      Antipholis.

       Gut, Bursche, so wird es troken seyn.

      Dromio von Syracus.

       Wenn es so ist, so bitt' ich euch, esset nichts davon.

      Antipholis.

       Warum?

      Dromio von Syracus.

       Weil es euch cholerisch machen, und mir noch eine andre Tracht Schläge zuziehen würde.

      Antipholis.

       Gut, junger Herr, lernt eure Zeit wol in Acht nehmen, wenn ihr spassen wollt; ein jedes Ding hat seine Zeit.

      FÜNFTE SCENE

       Inhaltsverzeichnis

      Adriana und Luciana zu den Vorigen.

      Adriana.

       Ja, ja, Antipholis, sieh nur fremde und verdrieslich aus, eine andre Gebieterin hat deine zärtlichen Blike: ich bin nicht mehr Adriana, noch dein Weib. Es war eine Zeit, da du ungeheissen schwurest, daß keine Worte Musik in deinem Ohr seyen, als die ich rede; daß kein Gegenstand dein Aug entzüke, als mein Anblik; daß keine andre Berührung deiner Hand willkommen sey, als die meinige – – Wie kommt es dann izt, mein Gemal, o sage wie kommt es, daß du so fremde gegen dich selbst worden bist – – Gegen dich selbst nenn' ich es, da du es gegen mich bist, die auf eine so unzertrennliche Art dir einverleibt bin, daß ich mehr bin als der größre Theil von dir selbst. Eher könntest du einen Tropfen Wassers in die tieffe See fallen lassen, und unvermengt mit andern eben diesen Tropfen wieder zurüknehmen; als dich von mir losreissen, ohne mich mitzunehmen. Wie sehr würd' es dich bis in die Seele kränken, wenn du nur hören würdest, daß ich ausgelassen sey, und daß dieser dir allein geheiligte Leib durch unkeusche Lust besudelt würde! Würdest du mich nicht anspeyen, nicht mit Füssen stossen, und mir den Namen eines Ehmanns ins Gesicht werfen, und die beflekte Haut von meiner Huren-Stirne reissen, und von meiner treulosen Hand den Trauring abhauen, und ihn mit einem auf ewig uns scheidenden Gelübde zerbrechen? Ich weiß du kanst es, also thu es auch – – ich bin mit einem ehebrecherischen Fleken beschmizt; mein Blut ist mit dem Schmuz der Unzucht vermengt; denn wenn wir beyde eins sind, und du untreu wirst, so theilst du mir das Gift mit, das in deinen Adern schäumt, und machst mich durch Anstekung zur Hure. O so kehre dann zu deiner Pflicht zurük, und bleibe deinem keuschen Bette getreu, damit ich unbeflekt lebe, und du unentehrt.

      Antipholis.

       Klagt ihr über mich, schönes Frauenzimmer? Ich kenne euch ja nicht. Ich bin in Ephesus kaum zwoo Stunden alt, und mit eurer Stadt so unbekannt als mit euern Reden. Ich strenge allen meinen Wiz vergeblich an, nur ein Wort von allem dem was ihr mir sagtet, zu verstehen.

      Luciana.