Leni Behrendt 6 – Liebesroman. Leni Behrendt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Leni Behrendt
Издательство: Bookwire
Серия: Leni Behrendt
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740931841
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an einzelnen Gehöften, durch schmucke Dörfer und größere Ortschaften. Dann kam man in den Wald, in dem die schneeglitzernden Bäume märchenhaft schön wirkten.

      Da tauchte auch ein Anwesen auf. Wie in gleißender Watte versenkt stand es da, einsam und verträumt. Davor mußte Almut unbedingt halten.

      »Ist das nicht herrlich?« ließ sie ihre leuchtenden Augen umherschweifen.

      »Hier lohnt es schon, ein Stündchen zu verweilen.«

      Damit war Adele sehr einverstanden. Ihr erster Gedanke war: »Hoffentlich bekommt man in dieser Einöde etwas Gutes zu essen.«

      »Pfui, Möpschen, wie prosaisch!« entrüstete sich Almut. »Entzückt dich diese Märchenpracht denn gar nicht?«

      »Davon wird man nicht satt.«

      Almut lachte übermütig und zeigte auf das Schild, das über der Haustür hing.

      »Kannst du lesen, Möpschen? Da steht klar und deutlich: Gasthaus zum ›Wilden Jäger‹. Hier bekommst du bestimmt ein Stück von der Wildsau und einen guten Jägerschnaps dazu.«

      Lachend stiegen die Damen aus. In dem geräumigen Flur war es schon warm, doch in der großen niederen Stube schlug ihnen die Wärme förmlich entgegen.

      Der Wirt, der auf sie zukam, hatte nichts von einem wilden Jäger an sich. Er sah mit seiner stattlichen Körperfülle sogar recht zahm und gemütlich aus. Diskret musterte er die Gäste und lachte dann herzlich, als Almut keck verlangte: »Herr Wirt, bringen Sie uns ein ordentliches Stück von der Wildsau und dazu einen Wildenjägerschnaps. Das muß es doch hier geben. Sonst wäre ja die Bezeichnung des Gasthauses nur Angeberei.«

      »Der ›Wilde Jäger‹ hat ja nicht nur Wildsäue erlegt, sondern auch Hasen«, ging er lustig auf die Neckerei ein. »Und mit dem Braten kann ich dienen. Allerdings erst nach einer Weile, da Meister Lampe noch in der Pfanne schmort.«

      »Ja, was machen wir da?« fragte Almut enttäuscht. »Diese Dame ist nämlich dem Verhungern nahe.«

      »Wie wäre es mit Kaffee und Kuchen?« schlug er vor. Doch Adele sträubte sich.

      »Ausgeschlossen! Ich will was Vernünftiges in den Magen bekommen, habe seit dem Frühstück fasten müssen.«

      »Die gnädige Frau wird zufrieden sein«, verbeugte sich der Wirt schmunzelnd, half den Damen aus den Pelzen und eilte dann hurtig davon.

      »Ein einladendes Lokal«, sagte Adele anerkennend. »Wenn das Essen ebenso ist, will ich zufrieden sein. Der große Ofen faucht ganz nett. Suchen wir uns also einen Platz in seiner Nähe.«

      Da der Raum bereits im Halbdunkel lag, wollte der Wirt Licht machen, doch Almut wehrte hastig ab.

      »Bitte nicht, ich möchte den Sonnenuntergang verfolgen. Es scheint fast, als brenne der Himmel in hellen Flammen!«

      »O ja, der ist an so frostklaren Abenden bei uns immer sehenswert«, entgegnete er erfreut, indem er geräuschlos den Tisch deckte. »Daran hat sich so mancher Fremde berauscht.«

      Leise schlich er hinaus, und als er wiederkam, war gerade das letzte Abendrot verschwunden, nur noch lichte Streifen zurücklassend.

      Jetzt hatte auch Almut nichts dagegen, daß das Zimmer erhellt wurde. Lachend sah sie auf Adele, deren Augen groß wurden beim Anblick der delikaten Dinge, die der Wirt auf den Tisch stellte. Steckeier und Bratkartoffeln, Butter und rosiger Schinken und eine Kanne, aus der es aromatisch duftete. Als der Wirt sich verzogen hatte, seufzte Adele zufrieden.

      »Nachdem sich Auge und Herz an dem phantastischen Bild da draußen gelabt hatten, wollen Zunge und Magen auch zu ihrem Recht kommen. Hau tüchtig ein, Almut – ich tue desgleichen.«

      »Ach, du verfressenes Möpschen!« lachte das Mädchen.

      »War es sehr schlimm, daß ich dir das Mittagessen unterschlagen habe?«

      »Anständig war es gewiß nicht. Hättest diese unnötige Fahrt auch unterbrechen können, damit ich mich irgendwo satt essen konnte. Aber ich bin bei dir ja an allerlei Kummer gewöhnt.«

      Dabei lachte sie vergnügt, häufte sich den Teller voll der gu­ten Dinge, die die Schüsseln reichlich bargen. Und da Almut auch einen guten Appetit entwickelte, blieb von den Speisen kaum etwas übrig, wie der Wirt schmunzelnd feststellte, als er sich wieder blicken ließ.

      »Wie ich sehe, hat es den Damen geschmeckt. Wenn noch mehr gewünscht wird, will ich gern nachholen.«

      Nein es wurde nichts mehr gewünscht. Nur Zigaretten ließ sich Almut bringen.

      »Ich habe auch guten Wein am Lager«, eröffnete der Wirt. Doch Almut zuckte bedauernd die Achsel.

      »Appetit hätte ich schon darauf. Aber da ich mich bald wieder an das Steuer setzen will, muß ich leider darauf verzichten.«

      »Daraus wird nichts!« entschied Adele energisch. »Du bekommst mich heute nicht mehr von hier fort.«

      »Da muß ich der gnädigen Frau beipflichten«, dienerte der geschäftstüchtige Wirt. »Aus dieser Wärme in die bittere Kälte hinaus, das würde auch mich abschrecken.«

      »Hauptsächlich dann, wenn man es nicht unbedingt nötig hat«, ergänzte Adele. »Da wir nicht zum Begräbnis unserer Großmutter noch an das Sterbebett der Erbtante eilen müssen, kommt es auf einige Stunden gewiß nicht an.«

      »Willst du denn etwa hier übernachten?« fragte Almut unsicher.

      »Warum nicht? Vorausgesetzt, daß es möglich ist.«

      »Sehr gut sogar. Ein warmes Fremdenzimmer ist bereit.«

      »Na also –«, nickte das Fräulein zufrieden. »Nachdem die Sache so wunderbar geklärt ist, werde ich mein Haupt in dem weichen Pfühl des ›Wilden Jägers‹ betten. Und wenn du mich da noch so unwillig anblitzt, mein Kind, ich stehe unerschütterlich fest bei meinem Entschluß.«

      Wenn Adele so energisch wurde, konnte selbst Almut nicht dagegen an, das wußte sie aus Erfahrung. Und diese hatte schon oft gelehrt, daß es stets gut war, sich dem Willen der Betreuerin zu fügen.

      »Na schön«, entschied sie kurz entschlossen. »Aber zuerst möchte ich meinen Wagen unterbringen. Gibt es dafür einen Platz, Herr Wirt?«

      »Gewiß, gnädiges Fräulein. Im warmen Stall steht das Auto sicher und gut.«

      So ging Almut denn mit dem Wirt hinaus. Er nahm die Koffer aus dem Wagen, die er ins Fremdenzimmer zu bringen versprach. Dann steuerte Almut das Auto in den Stall, wo es wirklich gut stand. Ordentlich froh, sich zum Bleiben entschieden zu haben, eilte sie in die warme Stube zurück, wo sich der Wirt auch wieder sehen ließ.

      »Nun her mit dem Wein!« rief Almut lustig. »Man muß die Feste feiern, wie sie fallen!«

      »Vielleicht wird es ein wirkliches Fest für die Damen«, schmunzelte der Wirt. »In unserer Stadt feierte nämlich der Jagdverein sein hundertjähriges Bestehen, zu dem Ehrengäste geladen waren von nah und fern. Und da verschiedene Herrschaften heute auf der Heimreise begriffen sind, haben sie sich traditionsgemäß im ›Wilden Jäger‹ angesagt, um noch einige Stunden gemütlich Nachfeier zu halten. Daher der Hasenbraten«, schloß er lachend.

      »Mehr kannst du doch wirklich nicht verlangen, Almut«, zwinkerte Adele ihr vergnügt zu. »Und wenn gar noch das Tanzbein geschwungen werden sollte –«

      »Wird es ganz bestimmt«, nickte der Wirt. »Die Jäger sind lustige Gesellen, die sich kein Vergnügen entgehen lassen. Bald wird ein frohes Treiben in dieser stillen Bude sein, daher muß ich eilen, um alles zum Empfang herzurichten. Hoffentlich stört es die Damen nicht.«

      »I bewahre«, beruhigte Adele. »Jede Abwechslung wird von uns mit Freuden begrüßt.«

      »Mit wieviel der trinklustigen Nimrode rechnen Sie denn überhaupt, Herr Wirt?«

      »Mit sieben, gnädiges Fräulein, dazu fünf Damen. Zwei der schon anwesenden dazugerechnet,