fand aber keines. Kluger Mann! Da es jetzt schon mal hier war, würde sie es auf jeden Fall auch anprobieren. Alles andere wäre ziemlich unhöflich. Sie griff nach einem Zopfband und machte sich schnell einen Dutt, damit ihr die Haare nicht ins Gesicht fielen. Am Freitag würde sie diese Frisur natürlich perfektionieren und sich dazu ihre schönen dunklen Haare mit einem Lockenstab aufdrehen. Rasch legte sie ihre Klamotten ab, bis sie nur noch mit Socken und Unterwäsche bekleidet vor ihrem Bett stand. Kein sehr eleganter Anblick, dachte sie deprimiert, wollte sich aber nicht entmutigen lassen. Vorsichtig nahm sie das Kleid vom Bett und schlüpfte hinein. Es kostete sie ein wenig Geschick, den Reißverschluss hinten ohne Hilfe zu schließen, aber sie wusste sich zu helfen. Das Kleid fühlte sich an wie eine zweite Haut, es saß wie angegossen. Es war mehr als bodenlang, aber mit hohen Schuhen genau richtig. Vermutlich eine Meerjungfrau-Linie, denn obenrum, bis unter die Hüfte, saß es hauteng, erst danach wurde es ein kleines bisschen weiter und fächerte sich ab. Letztendlich endete es am Boden sogar mit einer kleinen Schleppe. Es hatte keine Träger, was für sie völlig untypisch war, dafür überzeugte es mit einem Herz-Ausschnitt, verziert mit vielen kleinen Perlen, was den wunderbaren Effekt hatte, dass ihr Dekolleté dadurch ein wenig größer wirkte als sonst. Sie war wirklich erstaunt. An dem Sprichwort 'Kleider machen Leute' war auf jeden Fall etwas Wahres dran. Es war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Vor wenigen Sekunden fühlte sie sich noch wie ein hässliches Entlein, und nun... Sie betrachtete sich im Spiegel und vollführte eine kleine Drehung. Das Kleid war unglaublich! Sie sah aus wie eine Prinzessin, und ihre Augen leuchteten und strahlten mit den Perlen um die Wette. Die Entscheidung war somit gefallen. Sie würde dieses bezaubernde Kleid am Freitagabend tragen, komme, was wolle!
Dein Geschenk ist unglaublich! Ich kann dir gar nicht genug dafür danken. Küsschen, Isabelle
Als sie die Nachricht an Niklas abgeschickt hatte, bemerkte sie wieder dieses merkwürdige Kribbeln in ihrem Bauch. Sie freute sich tatsächlich auf den Ball und darauf, Niklas wiederzusehen. Sie würde endlich einen richtigen Eindruck erhalten von ihm, seiner Familie und seinem Leben im Allgemeinen. Dass er ein vermögender Unternehmer war, das wusste sie bereits, doch sie hatte keine Ahnung, in welcher Branche. Obwohl seine Eltern, Richard und Amanda McQueen, bereits seit drei Generationen in der Zementindustrie tätig waren, hatte er sich nicht auf deren Vermögen ausgeruht. Er war auch nicht mit ins Familienunternehmen eingestiegen, was sie besonders interessant fand. Das bedeutete nämlich, dass er kein reiches, verwöhntes Söhnchen war. Diese Tatsache reichte ihr vorerst, alles andere würde sie schon noch herausfinden. Bis dahin konnte sie nur hoffen, dass die Zeit bis Freitagabend schnell verging.