Die wichtigsten Dramen. Людвиг Тик. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Людвиг Тик
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027238385
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Scene

       Neunte Scene

       Zehnte Scene

       Eilfte Scene

       Zwölfte Scene

      Personen

       Inhaltsverzeichnis

      ALONZO, Statthalter auf Manilla.

      ALLA-MODDIN, gefangner König der Suhlu-Inseln.

      AMELNI, seine Gattin.

      LINI, sein Sohn, Knabe von acht Jahren.

      SEBASTIANO, ein Jesuit.

      OMAL, Befehlshaber Alla-Moddins.

      GUSMANN, ein Spanier.

      EIN FREMDER.

      PEDRO, ein Offizier Alonzo's.

      LORENZO, der Kerkermeister.

      GONSALVO, ein Offizier Gusmann's.

      BEDIENTER Alonzos.

      Suhluaner:

       SCHADDIN,

       RUNVAL.

      Andre Einwohner der Suhlu-Inseln.

      Spanier.

      Die Scene ist auf Manilla, einer spanischen Besitzung in Ost-Indien.

      Erster Aufzug

       Inhaltsverzeichnis

      (Großer gewölbter Gefängnißsaal ohne Fenster; in der Mitte hängt eine Lampe, die einen schwachen dämmernden Schein verbreitet. Im Hintergrunde sieht man eine Art von Verschlägen mit Ruhebetten für die Gefangenen. An den Seiten steinerne Bänke.)

      Erste Scene

       Inhaltsverzeichnis

      ALLA-MODDIN. AMELNI. LINI.

      AMELNI liegt, mit dem Kopf auf eine steinerne Bank gelehnt, und schläft, ALLA-MODDIN steht im Vorgrunde und blickt seufzend nach dem matten Schein der Lampe; LINI beschäftigt sich mit einem kleinen Vogel, der in einem Käfig an einer Mauer des Gefängnisses hängt.

      LINI. Nun Du kleiner gefiederter Freund, wie geht es Dir? – Du hast mir heute noch kein Lied gesungen. – Möchtest wohl gern weiche Safranblättter essen; aber was hilft's, wenn ich es auch dem rauhen unfreundlichen Mann sage, er bringt Dir doch keine! – oder grämst Du Dich, weil Du gern frei sein möchtest? – Bin ich doch auch hier eingesperrt. – Es ist so dunkel, ich kann nicht einmal sehn, ob Du traurig bist; unser kleiner Mond scheint heut so finster.

      ALLA-MODDIN in Gedanken verloren für sich seufzend. Ach! Amelni!

      LINI. Sie schläft dort auf dem steinernen Bette. – Soll ich sie wecken?

      ALLA-MODDIN. Sie schläft? – O laß sie schlafen!

      LINI. Vater – –

      ALLA-MODDIN. Was willst Du, mein Sohn?

      LINI. Mein Vogel will heut durchaus nicht singen, kannst Du mir nicht die Zeit vertreiben? Ich weiß nicht, seit wir hier sind, komm' ich mir schon so alt vor. – Die Tage der Europäer sind weit länger als die auf dem sonnigen Suhlu. – Was soll ich thun?

      ALLA-MODDIN. Schlaf! Wohl dem, den der weiche Schlaf mit seinen zarten Armen umfängt, bei seiner Ankunft treten die grauen Sorgen zurück, dann läuft die Woge der Zeit schneller vorüber. – Schlaf!

      LINI. Das ist es eben, ich kann nicht schlafen, und doch wünsch' ich zu schlafen, wenn ich wache. Wenn ich mich auf mein Bett hinlege und nach der dämmernden Lampe hinblicke, dann ist mir oft, als müßt' ich durchaus irgend etwas thun, ein heller Schein geht durch meine Seele, – ich springe auf, – ach! und dann steht die kalte, kalte Mauer vor mir.

      ALLA-MODDIN für sich, ihn traurig anblickend. Des Knaben Geist erwacht, – und ich!

      LINI. So wie ich nur die Augen zumache und einschlummre, lachen mir sogleich die grünen Fluren Suhlu's entgegen. Ich hüpfe umher und pflücke mir purpurrothe Blümchen, fahre auf meinem kleinen Kahn über den hellen See und tauche mit dem bunten Ruder lachend die schwimmenden Lotosblätter unter, ich sehe alle meine kleinen Freunde wieder, alle freuen sich, wir springen umher, – und dann wach' ich auf. Ach! dann möchte mir hier im finstern Hause die Wehmuth das Herz zerreißen. Dann ist mir, als hätt' ich mich in einen schwarzen Wald verirrt und könnte mich nicht wieder nach Hause finden, und darum mag ich gar nicht gern schlafen.

      ALLA-MODDIN. Armer Lini!

      LINI. Manchmal bin ich wieder, ohne selbst zu wissen warum, auf ein paar kleine Augenblicke so froh – so froh – Du kannst gar nicht glauben, wie sehr. Meine Brust wird so leicht, und ein schöner Sonnenschein glänzt freundlich neben mir. Und, nicht wahr, Vater, die grausamen Spanier können uns auch nicht immer hier eingesperrt halten? Ich werde Suhlu einmal wieder sehn, ich werde meinen kleinen Garten wieder sehn. O wie will ich dann voll Freude jeden alten bekannten Baum umschlingen, bei jeder Blume will ich mich hinlegen und sie küssen. Ich denke immer, lieber Vater, ich sehe doch noch einmal meinen lieben kleinen Palmbaum wieder, der grade so alt ist als ich.

      ALLA-MODDIN trocknet sich die Augen. Ich hoffe es.

      LINI. Ach nein, Du hoffst es nicht, dann würdest Du fröhlicher sein, ich verstehe Dich recht gut. Was kümmert es den Alonzo, ob der kleine Lini gern einmal wieder in seinem Garten spazieren ginge, was kümmert es ihn, ob der Vater weint und die liebe Mutter da auf dem harten Stein schläft.

      ALLA-MODDIN. Ach Amelni! er geht zu seiner schlafenden Gattin. Wie lieblich schmiegst du dich ruhend an den drückenden Stein! – Schön, wie eine silberne Blüthe, die der Wind auf einen Fels hintrug. – Du, sonst so glücklich, ruhst hier auf diesem Stein? – Doch, auch itzt bist du glücklich, denn du schläfst! Auf goldenen Wolken schweben die Seligkeiten des Himmels um dich her, denn Du lächelst so süß, und dein Lächeln erhellt diesen Kerker wie die Frühlingssonne den unbelaubten Wald. – O holder Schlaf! Warum fliehst du von meinen bethränten Augen? Laß mich wenigstens von Freiheit träumen! So sanft schläfst du hier auf diesem harten Stein? hart und unfreundlich wie Alonzo! – Ob ich dich wecke? – Nein, so holde Träume würden dich nicht wieder anlächeln. Ist es nicht genug, daß der Gram mein Herz zerreißt, soll auch das deinige bluten? – er setzt sich in eine Ecke des Gefängnisses. Ach Valmont! – gedenkst du noch deines Versprechens? – Omal! – Alle meine Freunde haben mich verlassen, zurückgelassen eine Beute dem Kummer. – Er lehnt den Kopf an die Mauer und sitzt in Gedanken verloren.

      LINI, der indeß zu seinem Vogel zurückgekehrt ist. Sieh, hier schenke ich dir mein letztes Stückchen Zucker. – Mein letztes, hörst du wohl? – Dafür mußt du mir aber auch ein Liedchen singen! – Nun? der Vogel fängt an leise zu singen. Schön! Schön! er nimmt eine kleine Laute und begleitet damit den Gesang des Vogels. Wie der kleine Stolze mit den Tönen der Laute wetteifert!

      ALLA-MODDIN. Itzt hat er vergessen, daß er unglücklich ist, – o ihr seligen Kinderjahre!

      LINI. Ich danke dir für dein Lied. – Dafür will ich dir auch eins von meinen Liedern singen. – spielt und singt leise, nach und nach wird sein Gesang lauter und munterer.

      Der Frühling kömmt!