Die lügen, trügen, höhnen, schmähn und lästern.
Mit bunter Narrentracht den Helden spielen,
Und ein halb Dutzend grimmer Worte lernten:
«Was sie dem Feind antäten, käm's soweit »
Und das ist alles.
Leonato.
Bruder
Antonio.
's ist schon gut,
Du kümmre dich um nichts, laß mich nur machen.
Don Pedro.
Ihr Herrn, wir wolln nicht euern Unmut wecken.
Daß Eure Tochter starb, geht mir zu Herzen;
Doch auf mein Wort, sie war um nichts beschuldigt,
Als was gewiß und klar erwiesen stand.
Leonato.
Mein Fürst, mein Fürst
Don Pedro.
Ich will nicht hören.
Leonato.
Nicht?
Fort, Bruder! Ihr sollt hören!
Antonio.
Ja, Ihr sollt!
Ja! oder einge von uns sollen's fühlen!
(Leonato und Antonio ab.)
Benedikt kommt.
Don Pedro.
Seht, da kommt der Mann, den wir gesucht.
Claudio.
Nun, Signor, was gibt's Neues?
Benedikt.
Guten Tag, mein Fürst.
Don Pedro.
Willkommen, Signor. Ihr hättet eben beinahe einen Strauß trennen können.
Claudio.
Es fehlte nicht viel, so hätten zwei alte Männer ohne Zähne unsre zwei Nasen abgebissen.
Don Pedro.
Leonato und sein Bruder. Was denkst du wohl? Hätten wir gefochten, so fürchte ich, wir wären zu jung für sie gewesen.
Benedikt.
In einer schlechten Sache hat man keinen rechten Mut. Ich kam, euch beide aufzusuchen.
Claudio.
Und wir sind schon lange auf den Beinen, dich zu suchen. Denn wir sind gewaltig melancholisch und sähen's gern, wenn uns das jemand austriebe. Willst du deinen Witz in Bewegung setzen?
Benedikt.
Er steckt in meiner Scheide, soll ich ihn ziehn?
Don Pedro.
Trägst du deinen Witz an der Seite?
Claudio.
Das tat noch niemand, obgleich wohl viele ihren Witz beiseite gelegt haben. Ich will dich spielen heißen, wie wir's den Fiedlern tun; spiel auf, mach uns lustig.
Don Pedro.
So wahr ich ehrlich bin, er sieht blaß aus. Bist du krank oder verdrießlich?
Claudio.
Mut, Freund! Wenn der Gram auch eine Katze ums Leben bringen kann, so hast du doch wohl Herz genug, den Gram ums Leben zu bringen?
Benedikt.
Signor, wenn Ihr Euern Witz gegen mich richtet, so denk ich ihm in seinem Rennen standzuhalten. Habt die Güte und wählt ein andres Thema.
Claudio.
So schafft Euch erst eine neue Lanze, denn diese letzte brach mittendurch.
Don Pedro.
Beim Himmel, er verändert sich mehr und mehr; ich glaube, er ist im Ernst verdrießlich.
Claudio.
Nun, wenn er's ist, so weiß er, wie er seinen Gürtel zu schnallen hat.
Benedikt.
Soll ich Euch ein Wort ins Ohr sagen?
Claudio.
Gott bewahre uns vor einer Ausforderung!
Benedikt (beiseite zu Claudio).
Ihr seid ein Nichtswürdiger; ich scherze nicht. Ich will's Euch beweisen, wie Ihr wollt, womit Ihr wollt und wann Ihr wollt. Tut mir Bescheid, oder ich mache Eure Feigherzigkeit öffentlich bekannt. Ihr habt ein liebenswürdiges Mädchen getötet, und ihr Tod soll schwer auf Euch fallen. Laßt mich Eure Antwort hören.
Claudio (laut).
Schön, ich werde mich einfinden, wenn Eure Mahlzeit der Mühe verlohnt.
Don Pedro.
Was? ein Schmaus? ein Schmaus?
Claudio.
Jawohl, er hat mich eingeladen auf einen Kalbskopf und einen Kapaun, und wenn ich beide nicht mit der größten Zierlichkeit vorschneide, so sagt, mein Messer tauge nichts. Gibt's nicht etwa auch eine junge Schnepfe?
Benedikt.
Signor, Euer Witz geht einen guten leichten Paß, er fällt nicht schwer.
Don Pedro.
Ich muß dir doch erzählen, wie Beatrice neulich deinen Witz herausstrich. Ich sagte, du hättest einen feinen Witz; o ja, sagte sie, fein und klein. Nein, sagte ich, einen großen Witz; recht, sagte sie, groß und derb; nein, sagte ich, einen guten Witz; sehr wahr, sagte sie, er tut niemanden weh. Aber, sagte ich, es ist ein kluger, junger Mann; gewiß, sagte sie, ein recht superkluger, junger Mensch. Und was noch mehr ist, sagte ich, er versteht sich auf verschiedene Sprachen. Das glaub ich, sagte sie, denn er schwur mir Montag abend etwas zu, was er Dienstag morgen wieder verschwor; da habt Ihr eine doppelte Sprache, da habt Ihr zwei Sprachen. So hat sie eine ganze Stunde lang alle deine besondern Tugenden travestiert, bis sie zuletzt mit einem Seufzer schloß: du seist der artigste Mann in Italien.
Claudio.
Wobei sie bitterlich weinte und hinzufügte: sie kümmre sich nichts drum.
Don Pedro.
Ja, das tat sie; und doch mit alledem, wenn sie ihn nicht herzlich haßte, so würde sie ihn herzlich lieben. Des Alten Tochter hat uns alles erzählt.
Claudio.
Alles, alles! und noch obendrein, Gott sahe ihn, als er sich im Garten versteckt hatte.
Don Pedro.
Und wann werden wir denn des wilden Stieres Hörner auf des vernünftigen Benedikt Stirne sehn?
Claudio.
Und wann werden wir mit großen Buchstaben geschrieben lesen: Hier wohnt Benedikt, der verheiratete Mann?
Benedikt.
Lebt wohl, junger Bursch; Ihr wißt meine Meinung, ich will Euch jetzt Euerm schwatzhaften Humor überlassen. Ihr schwadroniert mit Euern Späßen, wie die Großprahler mit ihren Klingen, die gottlob! niemand verwunden. Gnädiger Herr, ich sage Euch meinen Dank für Eure bisherige Güte; von nun an muß ich mich Eurer Gesellschaft entziehn. Euer Bruder, der Bastard, ist aus Messina entflohen; ihr beide habt ein liebes, unschuldiges Mädchen ums Leben gebracht. Was diesen Don Ohnebart hier betrifft, so werden er und ich noch miteinander sprechen, und bis dahin mag er in Frieden ziehn. (Ab.)
Don Pedro.
Es ist sein Ernst?
Claudio.
Sein ehrsamster Ernst, und ich wollte wetten, alles aus Liebe zu Beatrice.
Don Pedro.
Und er hat dich gefordert?
Claudio.
In aller Form.