Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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woll’n wir net mehr darüber sprechen. Einverstanden?«

      Maria schluchzte in ihr Taschentuch. »Dann… dann sind S’ mir net mehr bös’?« fragte sie.

      »Das war ich nie«, versicherte der Bergpfarrer. »Aber denken S’ an meinen Rat. Ein and’rer wird vielleicht vor Gericht zieh’n und Sie wegen übler Nachrede verklagen. Darauf wollen Sie ’s doch net ankommen lassen.«

      Die Witwe holte tief Luft und wischte sich die Tränen ab.

      »Es tut mir wirklich leid«, flüsterte sie.

      »Das soll es auch«, entgegnete der Geistliche. »Denn nur wenn man sein Unrecht bereut, wird man sich hüten, so etwas zu wiederholen.«

      Er brachte Maria zur Tür. Dort reichte sie ihm die Hand und versicherte ihm, in Zukunft ihre Zunge im Zaum halten zu wollen.

      Sebastian freute sich zwar über dieses Versprechen, ganz glauben mochte er Maria indes nicht. Schon zu oft hatte sie mit ihrem Gerede Schaden angerichtet, ohne daraus klug zu werden.

      Seufzend ging er zum Pfarrhaus zurück. Genau wie der Brandhuber-Loisl, so war wohl auch Maria nicht mehr von ihrem einmal eingeschlagenen Pfad abzubringen.

      *

      Die Zeit bis zu ihrer Verabredung war kaum auszuhalten gewesen. Eva Jansen merkte, wie sehr sie sich nach dem Zusammensein mit Ulli Vogler sehnte, und die Stunden wollten nicht vergehen.

      Schmunzelnd hatte Ria Stubler wahrgenommen, daß die junge Frau ständig mit ihren Gedanken woanders war. Als die Pensionswirtin sich am Nachmittag zu Eva in den Garten gesellte, war die zwar in eines der Rätselhefte vertieft, aber es war deutlich zu sehen, daß sie kaum einen Buchstaben in die Kästchen eintrug.

      »Na, wo drückt denn der Schuh?« fragte Ria beim Abendessen, in der Annahme, Eva habe ein Problem, mit dem sie nicht fertig würde.

      Die angehende Lehrerin sah auf und biß sich auf die Unterlippe.

      »Es gibt kein Problem«, antwortete sie. »Ich bin nur fürchterlich verliebt.«

      Ria Stubler lächelte.

      »In den jungen Mann, den Sie gestern kennengelernt haben?«

      Eva nickte.

      »Ich habe ihn heute vormittag wiedergetroffen«, sagte sie. »Und morgen wollen wir an den Achsteinsee fahren.«

      »Na, das ist doch wunderbar«, freute sich die Wirtin mit ihr. »Haben S’ net erzählt, daß er sogar aus Ihrer Heimat kommt?«

      »Nicht ganz. Seine Familie hat eine Printenbäckerei in Aachen. Aber von uns aus sind es nur knapp zwei Stunden bis dorthin.«

      »Und… wie ist er so?«

      »Er sieht toll aus«, schwärmte Eva begeistert. »Dunkle Haare und braune Augen. Genau mein Typ.«

      »Und Sie gefallen ihm offenbar auch, sonst hätte er sich net mit Ihnen verabredet.«

      »Ich glaube schon«, nickte sie. »Jedenfalls ist es ein tolles Gefühl, verliebt zu sein. Dabei…«

      »Ja?«

      Eva zuckte die Schulter.

      »Eigentlich wollte ich mich gar nicht so schnell wieder verlieben«, sagte sie. »Mein letzter Freund hat mich sehr enttäuscht…«

      Sie erzählte von ihrer Beziehung zu Markus Bongartz, die an zu vielen Lügen gescheitert war. Ria hörte zu, ohne Eva zu unterbrechen.

      »Net jeder Mann muß Ihnen so eine Enttäuschung bereiten«, sagte sie dann, nachdem Eva geendet hatte. »Greifen S’ zu und halten S’ Ihr Glück fest.«

      An diesen Rat dachte die hübsche, junge Frau, als sie am nächsten Morgen neben Ulli in dessen Wagen saß und an den Achsteinsee fuhr.

      Am Abend zuvor hatte sie noch voller Panik den Badeanzug probiert und erleichtert festgestellt, daß er paßte.

      »Du liebe Güte, da sind aber viele Leute«, entfuhr es Ulli, als er den Parkplatz ansteuerte.

      Der idyllisch gelegene Bergsee war ein beliebtes Ausflugsziel. Man konnte dort nicht nur baden, auch Bootfahren und sogar surfen war möglich. Rund um den See, der am anderen Ende von majestätisch aufragenden Bergen begrenzt wurde, gab es zahlreiche Geschäfte. Die meisten davon waren Andenkenläden, aber es gab auch solche, die Bademode führten. Eine große Anzahl Restaurants, Imbißstände und Eiscafés luden zum Schlemmen und Verweilen ein.

      Sie suchten sich ein schönes Plätzchen und breiteten die Decke aus, die Ria Stubler ihnen mitgegeben hatte. Die Pensionswirtin war auch für den überreichen Picknickkorb verantwortlich, den Ulli getragen hatte.

      Nachdem sie sich umgezogen hatten, wollten sie gleich ins Wasser. Herrlich war es, sich dort abzukühlen, und sie plantschten ausgelassen wie zwei übermütige Kinder.

      Hinterher setzten sie sich auf die Decke und packten den Korb aus. Belegte Brote, kalter Braten und viel Obst befand sich darin. Außerdem Flaschen mit Mineralwasser und Saft.

      »So müßte es immer sein«, schwärmte Ulli und legte sich auf den Rücken. »Wie im Paradies.«

      Eva hatte ein paar Weintrauben in der Hand.

      »Möchten Sie vielleicht?« fragte sie.

      Der Bursche richtete sich auf und sah sie an.

      »Eigentlich könnten wir uns doch duzen, oder?«

      Sie lächelte. Die ganze Zeit wartete sie schon darauf, daß er ihr das Du anbot.

      »Natürlich«, antwortete sie und wiederholte ihre Frage. »Möchtest du eine Weintraube?«

      Ulli griff nach ihrer Hand.

      »Von so einer bezaubernden Frau würde ich sogar einen Giftkelch nehmen…«

      Dabei sah er sie an, daß es ihr durch und durch ging.

      »Denkst du denn, daß ich dich vergiften würde?«

      Er zog sie zu sich.

      »Nein«, schüttelte er den Kopf. »Aber verzaubert hast du mich, Eva Jansen. So wie mich noch keine Frau verzaubert hat.«

      Sie sank in seine Arme und spürte seinen Mund auf ihren Lippen. Eva schloß die Augen, um die Welt um sich herum zu vergessen.

      *

      Liebe auf den ersten Blick – beide hatten nicht geglaubt, sie jemals zu erleben, und doch war ihnen dieses Ereignis widerfahren. Den ganzen Nachmittag verbrachten sie damit, einander zu küssen und sich gegenseitig zu versichern, wie sehr sie sich liebten.

      Gegen Abend suchten sie eines der Cafés auf. Bei Kuchen und Eis sprachen sie von den kommenden Tagen. Ulli verriet, daß Pfarrer Trenker Eva zum Essen in das Pfarrhaus einladen wollte, und sie freuten sich auf den Abend.

      »Und hinterher stürzen wir uns ins Vergnügen«, sagte Ulli, der es anscheinend gar nicht abwarten konnte, das Tanzbein zu schwingen.

      »Was zieht man denn zu so einem Anlaß an?« wollte Eva wissen.

      Sie bevorzugte Hosen und leichte Pullover.

      »Keine Ahnung. Aber bestimmt muß man sich nicht piekfein anziehen, ich denk’…«

      Das Klingeln seines Handys unterbrach Ulli. Im ersten Moment wollte er es ignorieren, doch dann sah er Evas fragenden Blick.

      »Willst du das Gespräch nicht annehmen?«

      Er zog das Mobiltelefon aus der Tasche und schaute auf das Display. Constanze, las er den Namen der Anruferin. Kurzerhand schaltete er aus.

      »Wer war es denn?« fragte Eva verwundert.

      »Mein Vater«, gab er achselzuckend zurück. »Ich rufe ihn später an.«

      »Vergiß aber nicht, daß Frau Stubler dich zum Abendessen eingeladen hat.«

      Ulli nickte.

      »Ich