Fürstenkrone Staffel 8 – Adelsroman. Maria Czigler Bianca. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Maria Czigler Bianca
Издательство: Bookwire
Серия: Fürstenkrone
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960261
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und tauschten Neuigkeiten aus. Irene erkundigte sich nach Katharinas Eltern und erfuhr, dass es beiden gut ging.

      Nach dem Imbiss machten die beiden Frauen einen Spaziergang zum Haupthaus hinunter. Vor den Stallungen trafen sie auf den Eigentümer von Gut Lindenhain, der gerade einen großen Fuchswallach über den Hof führte.

      Irene machte Katharina und Thomas Witte miteinander bekannt. Er war Mitte vierzig. Ein Hüne von fast zwei Metern, der ein wenig gebeugt ging, als wolle er sich kleiner machen, als er war. Aus seinem sonnenverbrannten Gesicht schauten zwei graugrüne Augen neugierig auf Katharina herunter.

      »Willkommen auf Gut Lindenhain, Komtess. Ich hoffe, es gefällt Ihnen bei uns. Aber Irene sagte, Sie reiten auch, dann sollte das ja kein Problem sein, oder?« Er zwinkerte ihr fröhlich zu.

      »Ich reite wirklich gerne.« Katharina erwiderte das Zwinkern mit einem Lächeln. Sie streichelte dem Fuchswallach an Wittes Seite über die Stirn. Dabei fiel ihr wieder der Fremde von vorhin ein. Sie schilderte, wie sie vom Weg abgekommen war.

      »Die Baustelle hatte ich ganz vergessen«, rief Irene aus. »Tut mir leid, dass sie dich aufgehalten hat.«

      »Das war nicht so schlimm. Ich bin einem Reiter begegnet, der mir den Weg beschrieben hat.« Katharina stand wieder das Bild von dem gut aussehenden Mann vor Augen. Ihr Herz klopfte schneller, als sie an ihn dachte. Möglichst beiläufig sagte sie: »Er muss hier irgendwo in der Gegend wohnen. Er ritt einen Trakehner.«

      In den Augen von Herrn Witte glomm Erkennen auf. »Ich glaube, ich weiß, wen Sie meinen. – Mitte zwanzig, dunkle Haare, braune Augen?«

      Katharina nickte. Sie hatte gehofft, dass der Gutsbesitzer wissen würde, wer der Mann war. Auf den Dörfern kannten die Einheimischen einander.

      »Da haben Sie ja gleich die richtige Bekanntschaft gemacht, Komtess. Das muss der Fürst gewesen sein. Philipp Fürst von Hohenstein.«

      Katharina schaute Herrn Witte überrascht an. »Ist er nicht etwas jung für den Titel?«

      Ihre Tante antwortete. Ein betrübter Ausdruck stand in ihrem Gesicht. »Die Eltern des Fürsten sind vor knapp zwei Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Tragisch. Jetzt stehen die Kinder alleine da.« Auf Katharinas fragenden Blick fügte sie hinzu: »Fürst von Hohenstein hat noch zwei jüngere Geschwister.«

      »Kennst du die Familie näher?«

      Irene schüttelte den Kopf. »Nur flüchtig. Ich bin dem Fürsten letzten Herbst auf einer Fuchsjagd hier in der Gegend vorgestellt worden. Hin und wieder begegnen wir uns auf einem Ausritt. Das ist alles.«

      Der Wallach an Herrn Wittes Seite schnaubte und warf den Kopf hoch.

      »Du willst wohl wieder gestreichelt werden, was, Amadeus? Oder doch lieber geritten?« Herr Witte schaute Komtess Katharina fragend an.

      »Ich hätte nichts dagegen«, erklärte diese.

      »Wunderbar. Dann kann ich mich um die anderen Pferde kümmern.«

      *

      Philipp Fürst von Hohenstein ritt zügig zum Schloss der Familie zurück. Der Weg führte ihn durch lichten Wald und an Feldern vorbei. Staub wirbelte von den Hufen seines Pferdes. Der Verwalter hatte ihm berichte, dass Bianca, die junge Stute, fohlte. Dabei war ihre Zeit noch gar nicht gekommen. Philipp hatte Schwierigkeiten, sich auf die bevorstehenden Ergüsse zu konzentrieren. Vor seinem geistigen Auge sah er immer noch die junge Frau, die ihn nach dem Weg gefragt hatte. Ihr schmales Gesicht mit dem blonden schulterlangen Haar und den blauen Augen strahlte offene Freundlichkeit aus. Sie hatte etwas Anziehendes an sich gehabt, etwas, das sein Herz berührte. Philipp hoffte, er würde sie bald wiedersehen. Ein Lächeln flog über seine Züge. Immerhin wusste er wo sie wohnte – zumindest für die nächsten Monate. Da sollte sich ein Treffen einrichten lassen.

      Er erreichte Schloss Hohenstein. Der langgestreckte klassizistische Bau reflektierte das Sonnenlicht. Strahlend weiß hob er sich von dem umgebenden Grün ab. Philipp lenkte sein Pferd zu den Stallungen. Er übergab Tassilo einem Stallknecht und suchte Biancas Box auf.

      Walter Jenkins, der Verwalter, stand schon dort. »Tut mir leid, dass ich Sie von Ihrem Ausritt zurückgerufen habe, Durchlaucht.« Er deutete mit der Hand in die Box. »Bianca hat das ganz gut ohne uns hinbekommen.«

      Philipp trat neben ihn. In der Box stand die junge Trakehnerstute schon wieder auf den Beinen und neben ihr, noch ein wenig schwankend, ein dunkelbraunes Fohlen.

      »Kerngesund, die Kleine«, sagte Herr Jenkins und schob die Hände in die Taschen seiner ausgebeulten Jeans.

      »Wunderbar.« Philipp ging vorsichtig in die Box und streichelte das Pferdekind. »Laura wird mit Freuden einen Namen aussuchen, wenn sie morgen kommt.«

      Der Verwalter nickte zustimmend.

      Nach einer Weile verließen sie Stute und Fohlen, damit sich beide von den Anstrengungen der Geburt erholen konnten, und gingen gemeinsam zurück zum Schloss.

      »Mir fällt gerade ein, dass die Buchhalterin gekündigt hat. Haben Sie schon eine neue gefunden?«

      »Leider nein, Durchlaucht. Ich werde noch einmal eine Annonce schalten müssen.«

      »Na, dann viel Glück.«

      Philipp nickte dem Verwalter zu und schlenderte zum Haupteingang hinüber. Er atmete tief und befreit durch. Er liebte den Familienbesitz und die Ländereien, konnte sich nicht vorstellen, je anderswo zu leben.

      In dem Augenblick, als Fürst Philipp die Freitreppe des Schlosses erreichte, kam mit hohem Tempo ein silbermetallicfarbenes Cabrio die lange Zufahrt herauf. Scharf fuhr es in die kreisförmige Auffahrt vor Schloss Hohenstein. Kies spritzte zur Seite, als das Auto hielt. Philipp seufzte, als er das Auto erkannte. Widerwillig ging er hinüber.

      Die Fahrerin öffnete die Tür und reichte Philipp hoheitsvoll die Hand, damit er ihr beim Aussteigen half.

      »Fiona, was führt dich hierher?« Dem Fürsten gelang es nur mühsam, seinen Unmut zu verbergen.

      Fiona Daldorf schenkte ihm ein verführerisches Lächeln, als sie aus dem Auto stieg. »Hallo, Darling.«

      Sie trug ein maßgeschneidertes Kostüm aus rauchfarbener Seide, das ihre schlanke, kurvenreiche Figur hervorragend zur Geltung brachte. Dazu hatte sie ein Paar Pumps mit hohen Absätzen gewählt. »Philipp, du solltest endlich die Einfahrt pflastern lassen. Auf diesem Kiesweg bricht man sich ja die Knochen.«

      »Bislang hat sich noch niemand beschwert«, sagte Philipp ungerührt. »Was willst du?«

      Fiona fächelte sich mit einer Hand Luft zu. Sie trug einen auffälligen Brillantring. Ihre schwarzen, fast taillenlangen Locken hatte sie über dem rechten Ohr mit einer passenden Spange festgesteckt. Fiona mimte Überraschung und sah Philipp aus ihren katzengrünen Augen groß an. »Mit dir sprechen, mein Lieber. Aber nicht hier draußen in dieser Gluthitze. Willst du mich nicht hereinbitten?«

      Nein, will ich nicht, dachte der Fürst. Doch er war viel zu gut erzogen, um das auszusprechen. Stattdessen geleitete er Fiona Daldorf ins Schloss und in ein Empfangszimmer. Der hohe Raum war mit zartblauen Seidentapeten ausgestattet und mit farblich dazu passenden Möbeln im Empire-Stil eingerichtet.

      Der Butler kam, und Philipp orderte Tee.

      Fiona ließ sich auf einem der Sofas nieder. Sie öffnete ihre Handtasche und entnahm ihr zwei Briefumschläge aus schwerem Büttenpapier. »Der Sommerball der Daldorf-Bank findet in drei Wochen statt. Ich hoffe, du und Markus könnt es einrichten zu kommen.« Sie reichte Philipp die Einladungen für ihn und seinen Bruder. Der Ball der Daldorf-Bank war ein gesellschaftliches Ereignis. Als Privatbank betreute sie weit überwiegend reiche Kunden. Von denen verfügten viele über Einfluss in Politik und Wirtschaft oder waren berühmte Persönlichkeiten aus Sport und Showgeschäft.

      »Selbstverständlich kommen wir. Wie jedes Jahr.« Philipp legte die Einladungen achtlos auf ein Sideboard, ging zum Kamin und lehnte sich dagegen.

      »Das klingt nicht sehr begeistert«,