Kurfürstenklinik Staffel 6 – Arztroman. Nina Kayser-Darius. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nina Kayser-Darius
Издательство: Bookwire
Серия: Kurfürstenklinik Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740934842
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der Frau, die Sie angeblich geliebt haben… wer weiß, ob Susanne mir dann eine Chance gegeben hätte.« Er nahm die Zeitschriften aus Jonas’ Hand. »Die können Sie wirklich gern hier lassen. Und jetzt – auf Wiedersehen, Herr Johannson.«

      »Susanne, das kannst du doch nicht zulassen!« Jonas hatte einen roten Kopf bekommen und sah mit blitzenden Augen auf die junge Frau im Bett.

      Doch Susanne zuckte nur mit den Schultern. »Sei klug und geh, Jonas, dann kann ich dich wenigstens als höflichen Mann in Erinnerung behalten.«

      Das war zuviel! Der erfolgverwöhnte junge Rennfahrer verließ mit langen Schritten das Zimmer. Er verstand die Welt nicht mehr und kam sich sehr, sehr schlecht behandelt vor. Was wollte Susanne denn noch von ihm? Er war zu ihr zurückgekehrt, hatte sie in der Klinik besucht, obwohl er nicht sicher hatte sein können, daß sie nicht gelähmt bleiben würde. Er hatte sogar das Treffen mit zwei wichtigen Journalisten verschoben und…

      »Ach was, sie ist es nicht wert«, murmelte er wütend vor sich hin und versuchte alles, um das schlechte Gewissen, das an ihm nagte und einfach nicht zum Schweigen zu bringen war, zu ignorieren.

      Doch es blieb eine Tatsache – er hatte sich schäbig verhalten, und Susanne hatte die Konsequenzen gezogen und ihm gezeigt, was sie von ihm hielt. Nämlich nichts.

      Das war bitter. Das war sehr schwer zu verkraften. Jonas brauchte eine ganze Nacht in einer Bar und unzählige Drinks, bis er dies schaffte und sein Selbstbewußtsein wieder die Oberhand gewann.

      In der Kurfürsten-Klinik saßen Susanne und Thorsten noch lange beieinander, nachdem der Rennfahrer das Krankenzimmer verlassen hatte.

      »Danke, daß du bei mir geblieben bist«, sagte Susanne als erstes und griff wieder nach der Hand des Mannes. »Vielleicht wäre ich sonst nicht so ruhig geblieben.«

      »Liebst du ihn noch?« wollte Thorsten wissen, und Susanne las die heimliche Angst in seinen Augen.

      Langsam schüttelte sie den Kopf. »Nein. Und ich glaube, ich habe ihn nie wirklich geliebt. Was Liebe ist…« Sie brach ab und biß sich auf die Lippen.

      »Ja? Was wolltest du sagen?« Thorsten beugte sich vor, ein zärtliches Lächeln in den Mundwinkeln.

      »Ach, nichts.« Susanne wandte verlegen den Kopf zur Seite. Was hätte sie da beinahe gesagt? Sie war eine kranke Frau, noch immer stand nicht fest, ob die Operation hundertprozentig gelungen war, ob der Tumor nicht rasch nachwachsen würde. Sie durfte gar nicht daran denken, einen anderen Menschen an sich zu binden. Und von Liebe… von der großen Liebe sollte sie besser nur träumen, die war nicht für sie bestimmt.

      Thorsten stand auf und nahm ihr Gesicht in beide Hände. Die gebrochenen Rippen schmerzten, das Bein, das immer noch nicht verheilt war und im Grunde auch nicht belastet werden durfte, tat höllisch weh. Aber darauf durfte er jetzt keine Rücksicht nehmen…

      »Ich liebe dich, Susanne«, sagte er eindringlich. »Ich liebe dich, so wie du bist.« Und als sie ihn nur aus großen Augen ansah, fuhr er fort: »Ich weiß noch genau, was ich gedacht habe, als Dr. Winter mich bat, mich ein wenig um dich zu kümmern und dir eine Chance als Zeichnerin in meinem Betrieb zu geben: ›Tu ein gutes Werk, Thorsten«, hab’ ich gedacht, ›wer weiß, wozu es mal gut ist.‹ Und dann sah ich das Bild, das du von mir gezeichnet hast, ich lernte dich kennen… und alles war vergessen. Ich hab’ mich spontan in dich verliebt.« Er hauchte kleine zärtliche Küsse auf ihr Gesicht. »Nein, Susanne, ich liebe dich. So wie du bist.«

      »Aber ich bin vielleicht schwer krank!« Sie versuchte sich aus seinem liebevollen Griff zu befreien, doch er ließ sie nicht los. »Du wirst ganz gesund werden. So wie ich. Und dann steht unserem Glück nichts im Weg. Du mußt nur ja sagen, Susanne, dann heirate ich dich noch am Tag der Entlassung aus der Klinik.«

      »Aber…«

      »Nein, kein Aber mehr. Nur noch ›Ich liebe dich‹.« Er küßte sie, daß sie gar nicht anders konnte, als seine Zärtlichkeiten zu erwidern.

      Dr. Winter, der leise hereingekommen war, zog sich rasch wieder zurück. »Die Visite bei Frau Burgmer verschieben wir um eine Viertelstunde«, sagte er und zwinkerte Schwester Walli zu.

      Am nächsten Tag waren die gelben Rosen in Susannes Zimmer in eine Ecke verbannt worden. Dafür stand ein prachtvoller Strauß roter Rosen auf ihrem Nachttisch.

      »Gratuliere«, sagte Adrian, als er am Morgen das Zimmer betrat und seiner jungen Patientin die Hand gab. »Ich freue mich für Sie.«

      »Danke, Dr. Winter.« Susanne lächelte verträumt. »Sie haben großen Anteil an meinem Glück… und es wäre einfach herrlich, wenn sich auch mein letzter Wunsch noch verwirklichen ließe. Ich möchte Thorsten erst heiraten, wenn ich weiß, daß ich wieder ganz gesund bin.«

      »Das verstehe ich gut.« Der Arzt wurde ernst. »Dann sind Sie sicher einverstanden, daß Dr. Franklin morgen kommt und eine Abschlußuntersuchung vornimmt. Er muß nämlich zurück nach London und möchte Sie gern selbst untersuchen, bevor er reist.«

      »Schon?« Susanne sah Adrian zweifelnd an. »Kann er denn schon sagen, ob alles in Ordnung ist? Was passiert, wenn der Tumor wieder wächst?«

      Dr. Winter schüttelte den Kopf. »Das kann er nicht. Wir haben ihn vollkommen herausgeschält, ich bin ganz sicher, daß er nicht gestreut hat und Sie beste Heilungschancen haben. Jetzt müssen Sie nur noch lernen, sich wieder ohne Krücken zu bewegen.«

      Susanne nickte. »Ich will wirklich gern alle Reha-Maßnahmen über mich ergehen lassen, wenn ich nur gesund werde. Gerade jetzt, wo Thorsten und ich uns gefunden haben.« Sie lächelte zu dem Arzt auf. »Ich bin so glücklich wie noch nie – trotz allem, was ich hier erleben mußte.«

      »Ich bin sicher, daß Sie morgen noch eine kleine Steigerung erfahren werden«, sagte Adrian, und damit sollte er recht behalten, denn die eingehenden Untersuchungen ergaben, daß Susanne als völlig geheilt entlassen werden konnte. Das Rückenmark war gesund, es zeigten sich keine kranken Zellkulturen, und als sie versuchte, auch ohne Krücken ein paar Schritte zu gehen, als sie die Beine hundertprozentig belastete, war klar, daß sie schon bald völlig beschwerdefrei würde gehen und sich bewegen können.

      »Ich bin sehr zufrieden«, sagte Dr. Franklin und reichte ihr zum Abschied die Hand.

      »Und ich bin überglücklich und sehr, sehr dankbar«, gab Susanne zurück.

      Zu Schwester Walli, die sie im Rollstuhl auf die Station fuhr, sagte sie: »Bitte, Schwester, bringen Sie mich zu Herrn Franzen, ja?«

      Walli nickte. »Natürlich. Ich fahre Sie hin.«

      Doch Susanne schüttelte den Kopf. »Ich gehe zu ihm«, sagte sie, und als sie wenig später auf Thorsten zuging und sich in seine Arme schmiegte, waren es Schritte ins große Glück.

Unter Tränen sagte sie JA

      »Es tut mir leid, Natalie«, sagte Dr. Eberhard Scholz, »aber ich kann dir nichts anderes sagen als der Röntgenologe. Du hast einen Hirntumor – genauer gesagt: ein Hämangiom. Das ist ein Tumor, der, um es vereinfacht auszudrücken, aus Blutgerinnseln besteht. Ein Hämangiom ist in der Regel schwer zu operieren.«

      Die blonde junge Frau, die im Sprechzimmer des grauhaarigen Arztes saß, antwortete nicht. Man hätte glauben können, daß seine Worte gar nicht bis zu ihr durchgedrungen waren – wäre nicht dieser Ausdruck namenlosen Schreckens in ihren Augen gewesen.

      »Natalie?« fragte Dr. Scholz behutsam. Er kannte Natalie Schürmann, seit sie ein Teenager gewesen war, und er mochte sie gern. Er hatte sie in eine röntgenologische Fachpraxis geschickt, weil sie ständig über Kopfschmerzen geklagt hatte – und nun lagen die Aufnahmen vor. Er hätte viel darum gegeben, wenn er ihr eine bessere Nachricht hätte überbringen können.

      »Ist der Tumor bösartig?« fragte sie tonlos.

      »Nein, aber ein Hämangiom kann platzen – und die Folgen sind ähnlich wie bei einem Schlaganfall«, antwortete er beherrscht. »Du solltest dich an einen Spezialisten wenden,