Mariah wandte sich an Daniel. »Überlassen Sie das mir. Ich habe ein paar Ideen, aber ich möchte nichts sagen, bevor ich nicht sicher bin. Morgen früh sollte ich eine Antwort für Sie haben.«
»In Ordnung«, sagte Daniel. »Warum machen wir nicht alle eine Pause hiervon? Wir ruhen uns ein bisschen aus und sprechen beim Abendessen weiter.«
»Bis dann«, sagte Mariah und verließ das Labor.
Daniel nahm die Schriftrolle, rollte sie vorsichtig wieder zusammen und sicherte sie mit der Kordel, bevor er sie in den Safe legte. Er sah zu Sarah, die noch immer am Computer arbeitete.
»Du solltest dich ausruhen, Sarah. Du arbeitest schon seit Tagen an der Sache.«
Sie sah nicht auf. »Mir geht es gut.«
Er ging zum Computertisch und kniete sich neben sie, um sie lange anzusehen. Bögen weicher blonder Locken umspielten ihr Gesicht willkürlich, aber sie schien es nicht zu bemerken, da sie außerordentlich fokussiert weiterarbeitete. Ihre langen Finger flogen mit dem hypnotisierenden Rhythmus und der Anmut eines Konzertpianisten über die Tastatur. Endlich hielt sie inne und sah ihn an.
»Ich will nicht streiten«, sagte er.
Ihre Züge wurden weicher. »Das will ich auch nicht. Es tut mir leid, dass …«
Er legte seine Hand auf ihren Unterarm und drückte ihn leicht. »Nein. Es ist meine Schuld. Aber lass uns nicht mehr davon sprechen, okay?«
Sie nickte.
»Gut. Ich seh dich beim Essen.«
Sarah sah zu, wie Daniel den Raum verließ, und als sich die Tür hinter ihm schloss, öffnete sie die E-Mail des Labors, die kurz vor Mariahs Ankunft eingegangen war. Die Tonpartikel, die an der Kordel gehaftet hatten, waren identifiziert worden. Obwohl die Analysten nicht genug Material hatten, um den Ton zu datieren, konnten sie mit ziemlicher Präzision seinen Ursprung bestimmen. In diesem Fall war die Antwort eindeutig.
Jerusalem.
Sie war nicht überrascht.
Sie rief eine andere Ansicht mit einem weit detaillierten digitalen Abdruck auf als dem, den sie Mariah gezeigt hatte. Den ganzen Morgen und frühen Nachmittag über hatte sie an dessen Perfektion gearbeitet, ihre Ergebnisse aber für sich behalten. Nicht einmal Daniel wusste Bescheid.
Sie hatte auf jeden Fall die Absicht, ihm davon zu erzählen, aber nicht, bevor Mariah abgereist war. Sie vertraute ihr nicht genug, um alle Karten offenzulegen. Außerdem würde Mariah das alles selbst herausfinden, wenn sie die Expertin war, die sie zu sein behauptete. In gewisser Weise war dies Sarahs Art, sie zu testen, um zu sehen, ob sie zuverlässige Informationen bieten oder versuchen würde, sie von der Fährte abzubringen.
Sie studierte das Bild auf dem Monitor. Die Worte starrten voller Eigenleben zurück.
Seschat Irisi, im Dienst der Königin.
Sie schloss die Augen. In ihrer Fantasie spielte sich eine Szene ab: Die schöne, schwarzhaarige Schreiberin legte eine kleine Kugel feuchten Tons auf die Kordel und versah sie mit ihrem persönlichen Siegel, ließ keinen Zweifel daran, wer die Zeichen auf den Papyrus geschrieben hatte. Aber wessen Worte waren es? Wer war diese Königin – und wer war ihr König?
Sarah war sich beinahe sicher, dass sie das wusste. Sollte sich ihre Theorie als richtig erweisen, wären die Auswirkungen weltbewegend. Jeder Zentimeter ihres Körpers pochte mit der Qual der Vorfreude, während sie darüber nachdachte, dass die Schriftrolle in ihrem Besitz eine beispiellose Brücke zwischen Legende und Geschichte schlagen könnte. Sie brauchte lediglich eine weitere Information, um absolut sicher zu sein. Und sie wusste genau, wer ihr diese beschaffen konnte.
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