Moonlight Romance Staffel 2 – Romantic Thriller. Scarlet Wilson. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Scarlet Wilson
Издательство: Bookwire
Серия: Moonlight Romance Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943066
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bestohlen?

      Sarah konnte sich das nicht vorstellen. Sie wusste schließlich, dass ihr Bruder alles von der Großtante hatte haben können. Er hätte es nicht nötig gehabt, ihre Unterschrift zu fälschen. Aber Dr. Lancaster hatte ihr auch erzählt, dass es in letzter Zeit Streit zwischen den beiden gegeben hatte. Andererseits passten dazu Dick Jones Behauptungen nicht, dass David und der Arzt befreundet gewesen waren und sich ebenfalls um Geld gestritten hatten. Sarah seufzte. Nichts passte hier zusammen, die bekam einfach kein klares Bild!

      James Lancaster kam nun wieder fast täglich nach Harper-Island und besuchte Sarah. Sie ritten öfter zusammen aus, doch die junge Ärztin war dem Kollegen gegenüber etwas distanzierter. Noch wusste sie nicht, wem sie vertrauen konnte und wem nicht. Als sie Dr. Lancaster von den Fehlbeträgen erzählte, war dieser nicht überrascht.

      »Ihr Bruder hatte ein teures Hobby, Sarah. Er fuhr gerne und oft in die Spielbank nach Plymouth«, erklärte er.

      »Woher wissen Sie das?«

      »Er hat es mir eher zufällig erzählt. Eines Abends, als ich gerade von meiner Patientin kam, ging er im Smoking in der Halle auf und ab und machte dabei ein sehr wütendes Gesicht. Ich fragte ihn, was los sei, da erklärte er, dass kein Boot zur Verfügung stehe, er aber unbedingt zum Festland müsse. Jones hatte offenbar die Boote im Trockendock, um sie zu überholen. Ich bot ihm dann an, ihn mitzunehmen. Auf der Fahrt unterhielten wir uns, und er fragte mich, ob ich gerne ins Kasino gehe. Ich verneinte, denn ich kann Glücksspiel nichts abgewinnen. Da lachte er und meinte, für ihn gäbe es nichts Schöneres. Und dass er regelmäßig dort zu finden sei.«

      Sarah konnte das nicht glauben. »David ist ein Spieler?«

      »Er scheint dieses Hobby leidenschaftlich zu betreiben. Deshalb gab es wohl auch häufiger Streit mit Ihrer Großtante. Und so erklären sich auch die hohen Fehlbeträge. Ich vermute, dass er viel Geld verspielt hat. Vielleicht sogar mehr, als ihm gut getan hat.«

      »Was wollen Sie damit sagen?«

      »Nun, seine Spielschulden sind womöglich der Grund für sein Verschwinden. Deshalb war er nicht auf der Beerdigung und meldet sich auch nicht bei Ihnen. Wenn seine Gläubiger ihm auf den Fersen sind, könnte das zu gefährlich sein.«

      Sarah grübelte noch lange über das nach, was James Lancaster ihr erzählt hatte. Dass David ein Spieler war, hatte sie nicht gewusst. Er hatte nie Interesse am Spiel gezeigt, nicht mal beim Bridge wollte er mitmachen. Und nun offenbarte sich ihr eine völlig neue, unbekannte Seite an ihrem Bruder. Sie fragte sich unbehaglich, was sie wohl noch alles über David erfahren würde.

      Am nächsten Tag ritt Sarah allein aus. Sie hatte schlecht geschlafen, sich stundenlang nur hin und her gewälzt und war dann auch noch von Albträumen gequält worden. Sie brauchte nun frische Luft und ein wenig Abstand zu allem.

      Dick Jones sattelte ihr Pferd und warnte sie davor, ins Moor zu reiten. »Es wird bald dunkel. Bleiben Sie lieber in der Nähe, Miss Sarah«, riet er ihr.

      »Dick, wussten Sie, dass mein Bruder ein Spieler ist?«, fragte sie ihn da spontan, einer Eingebung folgend. Die Reaktion des jungen Verwalters war bezeichnend, denn sein Gesicht wurde zu einem einzigen Fragezeichen. Seine Antwort fiel dann auch entsprechend eindeutig aus. »Nein, das wusste ich nicht. Und das glaube ich auch nicht. Master David hatte nie eine Leidenschaft fürs Spiel. Wer behauptet denn so einen Unsinn?«

      »Das hat mir Dr. Lancaster erzählt«, erklärte sie und saß auf. »Und dass David sich deshalb oft mit Tante Alice wegen Geld gestritten hat.«

      »Das stimmt ebenso wenig. Die beiden hatten nie Streit. Ich weiß nicht, was dieser Doktor mit seinen Lügen beabsichtigt. Aber Sie sollten ihm kein Wort glauben, Miss Sarah.«

      Die junge Ärztin nickte nur, sagte aber weiter nichts und ritt gleich darauf vom Hof.

      Es war ein kühler, trüber Tag. Die Sonne hatte sich nicht blicken lassen, und nun, am frühen Abend, nieselte es auch noch leicht. Der Wind wehte kalt von Nord. Das Wetter schien wieder einmal umzuschlagen, der Sommer war beinahe zu Ende.

      Während Sarah einem schmalen Weg folgte, der in die Dünen führte, lauschte sie auf den Wind und das Schreien der Möwen. Es waren für sie sehr vertraute Töne, die sich unlösbar mit ihrer Kindheit verbanden. Ein Gefühl der Melancholie erfüllte ihr Herz. Es schien, als sei die Vergangenheit endgültig vorbei. Nichts band sie mehr an die schönen Jahre der Kindheit auf Harper-Island. Die Tumbrills waren tot, ihr Bruder verschwunden. Womöglich hatte er tatsächlich alle Brücken hinter sich abgebrochen und kehrte nie wieder hierher zurück, wie Dr. Lancaster angedeutet hatte. Was sollte dann aus ›Ivy-House‹ werden?

      Sarah wusste es nicht. Sie fühlte sich überfordert und wünschte sich einen Menschen an ihre Seite, dem sie wirklich vertrauen konnte. Doch darauf musste sie wohl momentan leider verzichten. Dazu waren die Verhältnisse auf der kleinen Kanalinsel einfach zu undurchsichtig.

      Eine Weile ritt die junge Frau am Strand entlang, dann drehte sie um und folgte dem Weg zurück nach ›Ivy-House‹. Sie hatte eben die Anhöhe erreicht, von der aus man das Herrenhaus und den ganzen Besitz überblicken konnte, als sie etwas sah. Jemand wanderte im Moor. Sarah konnte nicht sagen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte, dazu war es mittlerweile zu dunkel und die Person war zu weit fort. Aber etwas an ihr kam Sarah bekannt vor. War es vielleicht David? Hielt er sich am Ende bei dieser Elsa auf, die doch angeblich am Rande des Moors lebte?

      Einer Eingebung folgend, lenkte die junge Frau ihr Pferd von ›Ivy-House‹ weg, Richtung Moor.

      Es wurde nun rasch dunkler. Die Dämmerung legte sich wie ein schweres Tuch aus nachtdunklem Samt über das Land. Sarah dachte daran, vorsichtig zu sein. Sie durfte nicht zu nah ans Moor heran reiten, wollte sie nicht in Gefahr geraten. Doch sie wollte unbedingt wissen, wer der einsame Wanderer auf dem Moor gewesen war, den sie ganz deutlich gesehen hatte.

      Die junge Frau achtete genau auf den Weg und ließ ihre Stute Schritt gehen. Sie orientierte sich an der toten Mooreiche, die an der Grenze zum schwimmenden Land stand. Als sie diese fast erreicht hatte, schaute Sarah sich noch einmal genau um. Nichts.

      Niemand war in ihrer Nähe, sie war ganz allein hier. Die ersten Sterne flimmerten nun am Firmament, ein Kauz schrie ganz in der Nähe klagend. Es raschelte im Unterholz, und der kalte Wind bog die Weiden, die verzweifelt zu seufzen schienen. Es war eine unheimliche Atmosphäre.

      Sarah beschloss, umzukehren. Sie hatte sich offenbar getäuscht, denn hier war außer ihr niemand.

      Also dirigierte sie ihr Pferd in die entgegengesetzte Richtung und trieb es ein wenig an, denn sie wollte nun schnell zurück nach ›Ivy-House‹. Das Moor hatte bei Dunkelheit eine bedrückende Ausstrahlung, die Sarah nicht gefiel.

      Sie hatte bereits ein gutes Stück Weg zurückgelegt, als ihr Pferd völlig unvermutet scheute und sogar wiehernd auf die Hinterhand stieg. Sarah war von Kindesbeinen an eine geübte Reiterin. Doch es geschah so schnell und ohne Vorwarnung, dass sie nicht in der Lage war, darauf zu reagieren.

      Im nächsten Moment rutschte sie aus dem Sattel und fiel kopfüber zu Boden. Sie spürte einen harten Schlag an der Stirn, sah Sterne und verlor gleich darauf das Bewusstsein. Ihr Pferd rannte panisch davon.

      Es dauerte nicht lange, dann näherten sich Schritte der Bewusstlosen. Jemand beugte sich langsam über sie …

      *

      Sarah wusste nicht, wie lange sie ohnmächtig gewesen war. Als sie die Augen wieder aufschlug, erwartete sie eigentlich den Sternenhimmel über sich zu sehen. Sie wusste, dass sie am Rande des Moors vom Pferd gefallen war. Doch sie befand sich nicht mehr an dem Ort des Unfalls. Sie lag in einem Bett, das in einer kleinen Kammer stand. Diese Erkenntnis sorgte dafür, dass sie sich ruckartig aufsetzen wollte. Ihr Kopf hatte allerdings etwas gegen eine solche Behandlung und quittierte sie mit stechenden Schmerzen. Stöhnend sank Sarah wieder nach hinten und blickte sich aus ihrer liegenden Position um.

      Das einfach zusammen gezimmerte Bett hatte eine dicke Daunendecke, die in einem karierten Bettbezug steckte. Neben dem Bett fand sich ein kleiner Nachttisch. Darauf eine altertümliche