Während dieser Katastrophe befand ich mich mit der Mutter zu Misenum. Doch das gehört nicht zu meiner Erzählung, und da Du nur einen Bericht über seinen Tod haben willst, so eile ich zum Schlüsse. Nur eins füge ich noch hinzu, nämlich, dass ich alles, wovon ich selbst Augenzeuge war und was ich gleich anfangs als authentisch vernommen, treu wiedergegeben habe. Du wirst nun das Wesentlichste daraus entnehmen, denn es ist ein Unterschied zwischen einem Briefe und einer Geschichte; für einen Freund schreibt man anders als für das Publikum. Lebe wohl.«20
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Wie schon erwähnt, besitzen wir von den Schriften des C. Plinius Secundus nur noch die Naturgeschichte, welche aus XXXVII Büchern besteht. Das I. enthält die Dedikation an den Kaiser Titus nebst dem Inhaltsverzeichnisse der folgenden. II. Kosmographie. III. bis VI. Geographie. VII. handelt vom Menschen. VIII. bis XI. Naturgeschichte der Tiere. XII. bis XIX. Naturgeschichte der Pflanzen. XX. bis XXVII. Arzneimittel von den Pflanzen. XXVIII. bis XXXII. Arzneimittel vom Menschen, vom Wasser und von den Tieren. XXXIII. bis XXXVII. Von den Metallen, Steinen und den bildenden Künsten in Verbindung mit der Geschichte der vorzüglichsten Künstler und Kunstwerke.
Deutsche Bearbeitungen dieses Werkes sind schon mehrere Male unternommen worden. Die älteste erschien zu Straßburg in Folio, aber nur teilweise, und zwar vom I. bis V. Buche im Jahre 1509 und vom VII. bis XI. Buche im Jahre 1542 von Heinrich Eppendorf. – Bald darauf gab Johann Heyden Bruchstücke einer Übersetzung des Plinius heraus. Von dieser sagt Große in der Vorrede zum neunten Bande seiner Übersetzung des Plinius: »Ich habe die Heyden’sche Übersetzung, erschienen 1580 zu Frankfurt a. M. in Folio mit Holzschnitten, an mich gebracht, die aber kaum des Titels einer Übersetzung wert ist. Der Verfasser nennt sich Johannes Heyden von Dhann. Trotz eines langen vielversprechenden Titels begreift diese Übersetzung doch nur das VII., VIII., IX., X. und XI. Buch des Plinius, und bei Weitem nicht vollständig, sondern nur stellenweise; aus einigen der übrigen Bücher sind nur wenige Data genommen. Der Übersetzer hat den Plinius zum Grunde gelegt und sein Werk aus mehreren Schriftstellern zusammengeschrieben. Es ist also ein Irrtum, diese Kompilation von etwa 1 Zoll Dicke für eine Übersetzung der Historia naturalis Plinii auszugeben oder zu halten.«
Bei der Übersetzung selbst machte ich es mir zum Gesetz, den lateinischen Text möglichst treu im Deutschen wiederzugeben; um aber nicht bloß eine kahle Übersetzung zu liefern, fügte ich, wo es mir nötig schien, erläuternde Anmerkungen hinzu.
München, 1880
G. C. Wittstein.
1C. Plinius Caecilius Secundus, wurde 62 n.Chr. zu Como geboren, erwarb sich als gerichtlicher Redner viel Beifall in Rom, war unter Domitian Prätor, unter Nero und Trajan Konsul, dann Augur und zuletzt Statthalter in Bithynien. Seine Mutter hieß Plinia und war des Plinius Secundus Schwester; sein Vater, der aber früh starb, hieß C. Caecilius.
2Baebius Macer, ein angesehener Römer, bekleidete 101 n.Chr. die Würde eines consul suffectus (der beim Todesfall eines Konsuls während der Amtsführung für die noch übrige Zeit des Jahres gewählt wurde und weniger Ansehen hatte als der, welcher das Jahr begonnen [consul ordinarius]).
3Eine Ala umfasst 300–500 Reiter.
4Lucius Pomponius Secundus, aus Verona gebürtig, war zweimal, in den Jahren 29 und 36 n.Chr., Konsul und im Jahr 41 Oberfeldherr über die Legionen in Germanien.
5Drusus Nero Claudius, Sohn des Claudius Tiberius Nero und der Livia Drusilla (welche, als sie noch mit ihm schwanger ging, von ihrem Gatten dem Augustus abgetreten wurde), Bruder des Tiberius, Gemahl der jüngeren Antonia, des Antonius und der Octavia Tochter, focht 11–9 v.Chr. erfolgreich gegen die Germanen, starb zu Mainz infolge eines Sturzes vom Pferde, mit Hinterlassung von 3 Kindern, des Drusus Germanicus, der Livilla und des nachmaligen Kaisers Claudius.
6Claudius Caesar Domitianus Drusus Germanicus Nero, Sohn des Domitius Ahenobarbus und der jüngeren Agrippina, geb. 36 n.Chr. ward mit Octavia, des Kaisers Claudius Tochter, vermählt, und nach des Letzteren Ermordung 54 n.Chr. Kaiser, ließ sich 68 n.Chr. von einem Freigelassenen, Epaphroditus, erstechen.
7Aufidius Bassus lebte unter den Kaisern Augustus und Tiberius und schrieb eine Geschichte seiner Zeiten, die wir aber nicht mehr besitzen.
8Von allen diesen Schriften ist nur noch die Naturgeschichte vorhanden.
9Am 23. August. Man opferte bei diesem Fest dem Vulkan ein rötliches Kalb und ein wildes Schwein, damit er alle Feuersbrünste abhalten möge.
10Also nach unserer Zeitrechnung um ein, zwei oder zwölf Uhr mittags.
11Titus Flavius Vespasianus, Sohn des Vespasianus, geb. 40 n.Chr., wurde nach des Letzteren Tod 79 Kaiser, starb aber schon 81, wie man glaubt an Vergiftung durch seinen Bruder Domitian.
12Cena, die Hauptmahlzeit der Römer.
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