Dr. Norden (ab 600) Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Серия: Dr. Norden (ab 600) Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740941239
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in so einem Fall immer Erwachsenen Bescheid sagen müssen. Ihr wißt doch, was alles passiert ist und passieren kann.«

      »Ich habe wirklich ernst mit ihr geredet, Papi, das kannst du glauben.«

      Es dauerte an diesem Abend lange, bis Fee und Daniel zu ihrem Gespräch kamen. Die Probleme ihrer Kinder gingen allem anderen vor.

      *

      Jan und Constantin hatten sich entschlossen, Dr. Norden in alle Einzelheiten einzuweihen. Die ganze Geschichte war ihnen einfach zu dubios, und sie wollten Kim vor allem Rückendeckung verschaffen, damit letztlich nicht doch etwas an ihr hängen blieb.

      Sie verabredeten sich für den nächsten Nachmittag mit ihm. Es war Freitag, und Dr. Norden hatte keine offizielle Sprechstunde, sondern nur ein paar Dauerpatienten, die Spritzen und Reizstrom bekamen. Er hatte Zeit für die beiden jungen Männer.

      Daniel Norden war bestürzt, als er von dem Kokain erfuhr. Er wußte auch ziemlich genau, was eine solche Menge auf dem Schwarzmarkt wert war.

      »Wenn man Kim etwas anhängen will, ist das ein erfolgreiches Vorhaben, wenn man sie mit dem Kokain erwischt«, sagte er nachdenklich.

      »Ich habe das Zeug in Sicherheit gebracht, aber wir rätseln, wem man es zuspielen will«, sagte Constantin. »Ich denke, daß Kim mit ihrem unschuldigen Aussehen nur der Kurier sein sollte. Daß Ulrike Rahn eine Hauptrolle spielt, ist mir klar. Aber welche Rolle spielt das Brautpaar Veltin-Stein? Es kann ja sein, daß sie gar keine Ahnung haben und ihr geäußerter Wunsch, einen solchen Fisch zu bekommen, Ulrike erst auf den Gedanken gebracht hat. Weiß der Himmel, ob sie solche Unternehmungen nicht auch schon von anderen ausführen ließ.«

      »Es ist alles sehr verworren«, sagte Daniel Norden, »aber ich wäre dafür, die Kripo einzuschalten. – Nicht gleich widersprechen«, meinte er, als beide abwinkten. »Ich kenne Kommissar Fechner sehr gut. Er hat mir schon in sehr diffizilen Angelegenheiten geholfen. Er weiß am besten, wie man in solchem Fall vorgehen muß.«

      »Wenn Sie es meinen«, sagte Jan zögernd, »aber Kim darf keinesfalls in einen Verdacht geraten. Sie ist nicht nur physisch, sondern auch psychisch schwer angeschlagen.«

      »Und vielleicht war es gar keine Fischvergiftung, sondern es wurde ihr etwas ins Essen oder in Getränke getan«, sagte Daniel Norden. »In diesem Fall ist das gar nicht so abwegig. Man sollte noch mal eine ganz genaue Blutanalyse machen.«

      Jan war blaß. »Zu denken, daß sie eine Urlaubsreise antritt, um Spaß zu haben, und am Ende ist sie körperlich und seelisch am Ende! Ich werde nicht ruhen, bis die Schuldigen ihre Strafe bekommen.«

      »Das überlassen Sie mal lieber der Polizei, Jan«, sagte Dr. Norden. »Es handelt sich wahrscheinlich um eine ganz ausgekochte Bande.«

      Er versprach ihnen, gleich Kontakt zu Komissar Fechner aufzunehmen, und ihm erst einmal den Fall zu schildern, ohne Namen zu nennen.

      »Das ist okay«, sagte Constantin. »Ich bin froh, daß wir Sie haben.«

      Daniel sah ihn forschend an. »Ihnen scheint es ja gutzugehen«, meinte er.

      »Ich kann nicht klagen. Ich bereue nicht, diesen Weg eingeschlagen zu haben und nicht mehr anhören zu müssen, daß ich es ohne Vater im Rücken zu nichts bringen werde. Ich bin gesund, und meine Arbeit macht mir Freude. Mehr brauche ich nicht.«

      »Eine vernünftige Einstellung«, sagte Dr. Norden. »Ich bedanke mich für euer Vertrauen und bin außerdem sehr froh, daß Kim sich auf euch verlassen kann.«

      *

      Kim dachte gerade wieder darüber nach, daß sie erst diese schreckliche Erfahrung machen mußte, um Jans Zuneigung und Treue richtig zu würdigen.

      Es hatte eine Zeit gegeben, in der er ihr einfach zu ehrgeizig und zielstrebig erschienen war. Er zog es vor, über seinen Büchern zu sitzen, anstatt mit ihr auszugehen. Auch manches Wochenende hatte sie allein verbracht, weil ihm sein Examen wichtiger war.

      Sie neigte nicht dazu, mit diesem oder jenem zu flirten, sich auch mal mit einem andern zu treffen, aber sie hatte mehr Aufmerksamkeit erwartet. Deshalb, und auch um ihn zu ärgern, hatte sie sich zu diesem Urlaub entschlossen.

      Sie mußte es bitter bereuen. Aber nun wurde ihr auch bewußt, daß sie aus dieser Erfahrung gelernt hatte, auch Ulrike richtig einzuschätzen. Immer hatte sie Ulli bewundert, weil sie alles mit leichter Hand machte und auch erreichte, was sie wollte. Intelligenz war Ulli nicht abzusprechen, und sie war auch so attraktiv, daß sie überall Aufmerksamkeit erregte.

      Niemals wäre Kim auf den Gedanken gekommen, daß dieses äußere Bild trügerisch sein könnte, daß sie unehrlich und hinterhältig sein könnte.

      Mit meiner Menschenkenntnis hat es schon arg gehapert, dachte sie. Diese Gesellschaft, die sie im Ferienclub angetroffen hatte, hatte sie auch falsch eingeschätzt. Alle hatten sich benommen, als wären sie mit goldenen Löffeln gefüttert worden, dagegen war sie sich tatsächlich wie eine graue Maus vorgekommen.

      »Es wird Zeit, daß du mal aus deinem spießigen Milieu herauskommst«, hatte Ulrike gesagt.

      Aber in was war sie da hineingeraten! Da wurde in einer Sprache geredet, die sie schockierte, Ausdrücke wurden gebraucht, die sie noch nie gehört hatte und über Sex wurde so ordinär gesprochen, daß sie sich schnell zurückgezogen hatte.

      »Wir sind eben keine verlogenen Spießer«, hatte Ulrike gesagt, als Kim sich distanzierte. »Ich habe dich großzügiger eingeschätzt, Kim. Du hast doch wahrlich genug Geld, um dir jeden Luxus leisten zu können. Spendier mal was, und du wirst sehen, wie gut du dich amüsierst.«

      Aber diese Art Amüsement sagte ihr gar nicht zu. Zieh dir nie Schuhe an, die dir nicht passen, hatte ihr Vater einmal zu ihr gesagt, nun wußte sie genau, was er damit meinte. Sie wußte jetzt, wie schnell man in die Irre geleitet werden konnte, wenn man neugierig auf Erlebnisse war.

      Sie wußte jetzt auch, wie gefährlich es war, ein falsches Vorbild zu haben, sich Maxime anderer zu eigen zu machen, die eine Veränderung der eigenen Lebensweise zur Folge hatten, wenn man sich eben Schuhe anzog, die nicht paßten, wie der Volksmund sagte.

      Schuster bleib bei deinem Leisten, sagte man auch, sie wollte es tun, sie wollte so bleiben, wie sie Jan gefallen hatte. Sie wollte wieder so werden, mußte sie wohl sagen.

      Kim schämte sich, daß sie entschlossen gewesen war, die Beziehung zu Jan zu beenden, als sie diesen Urlaub antrat, weil Ulrike ihr eingeredet hatte, daß sie einen ganz anderen Mann bekommen könnte. Sie schämte sich, weil sie Ulrike so vertraut, sie für eine echte Freundin gehalten hatte.

      Endlich war ihr ein Licht aufgegangen, und nun war es an ihr, sich Jans Zuneigung würdig zu erweisen. Er war der ehrlichste, gradlinigste Mensch, den sie kannte, neben Constantin, aber der konnte auch boshaft und intolerant sein, wenn ihm etwas oder jemand nicht paßte.

      Er hatte Ulrike mit drastischen Bezeichnungen bedacht, aber Kim hatte nicht auf ihn gehört. Sie war ihm sogar böse gewesen, und Ulrike hatte herablassend bemerkt, daß er nur sauer sei, weil er bei ihr nicht landen könne. Aber es war umgekehrt, Ulrike hatte bei Constantin keine Chance gehabt.

      Kim hatte viel Zeit, über all dies nachzudenken, und es kamen ihr immer mehr Kleinigkeiten in den Sinn, die doch ihre Bedeutung hatten.

      *

      Dr. Norden hatte ein langes Gespräch mit Kommissar Fechner, der immer gern bereit war, den von ihm sehr geschätzten Arzt mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

      Er hörte sich konzentriert an, was Daniel Norden ihm sehr genau schilderte. Er unterbrach ihn nicht, und als der Arzt schwieg, dachte er noch ein paar Sekunden nach.

      »Es handelt sich um eine Bekannte von Ihnen«, stellte er fest.

      Daniel gab es zu.

      »Das ist kein dummer Streich, das ist ein abgekartetes Spiel.«

      »Das ist auch meine Meinung. Wir sind darauf bedacht, die Betroffene vor bösen Folgen zu schützen.«

      »Ich