Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Leni Behrendt
Издательство: Bookwire
Серия: Leni Behrendt Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740916879
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seinen Füßen gelandet war. Schlug es auf und buchstabierte kopfschüttelnd: »Lehrreiche Winke zur Stenografie. Na, so was! Soll das etwa in mein Hirn getrichtert werden gleich von oben drauf? Wer war denn der Übeltäter?«

      »Die da.« Egolf zeigte lachend auf Ebba, die so vorsichtig den Kopf zum Fenster hinausssteckte, als fürchtete sie für ihn.

      »Ach, das niedliche Marjellchen?« schmunzelte der biedere Alte. »Dann soll es großmütig vergeben sein.«

      »Na also«, lachte Ebba nun hellauf. »Einen Moment…«

      Sie trat vom Fenster fort, entnahm ihrer Tasche ein Geldstück, das kurz darauf unten in der braunen Männerfaust verschwand.

      »Bestreichen Sie Ihren geprellten Kopf mit Schnaps!« rief sie ihm neckend zu. »Dann

      gibt’s keine Beule.«

      »Ich bin mehr für innere Behandlung«, klang es lachend hinauf. »Danke schön, Fräuleinchen! Wenn Sie wieder mal Bedarf haben, mein Schädel steht Ihnen jederzeit zur Verfügung.«

      Befriedigt trollte er ab, nachdem er versprochen hatte, das Corpus delicti beim Hausmeister abzugeben.

      Egolf Dietsch, die anderen Herren und Ebba lachten um die Wette. Ebba kannte Egolf von der Tanzstunde her.

      Als Anita Berken, die Chefsekretärin, hereintrat, wurde sie sofort unterrichtet und lachte ebenfalls.

      »Oh«, kam es von der Tür her, in der »Nuckelchen« stand. »Was ist passiert? Wollte etwa jemand mit dem Kopf durch die Wand und hat versehentlich das Fenster erwischt?«

      Verlegenes Schweigen – dann Ebbas nicht ganz feste Stimme: »Ich wollte...«

      »Ach, Sie waren das«, unterbrach der Prokurist sie schmunzelnd. »Schonen Sie Ihr Köpfchen nur für die Rechnerei. – Wo wollen Sie hin, Fräulein Berken?« hielt er Anita zurück, die sich unbemerkt fortschleichen wollte, da sie nicht in dieses Zimmer gehörte. »Bleiben Sie ruhig hier, dann hören Sie gleich die frohe Botschaft, die ich zu verkundigen habe.

      Also: Unser Chef hat gute Abschlüsse gemacht, woran die Angestellten auch ihre Freude haben sollen. Und zwar in Form einer Ostergabe, die man an der Kasse in Empfang nehmen kann.«

      Wie strahlten da die Augen! Selbst die von Egolf Dietsch, der es gewiß nicht nötig hatte, mit dem Pfennig zu rechnen.

      »Ist doch ein anständiger Kerl, unser Chef«, meinte er anerkennend, was die anderen aus vollem Herzen bestätigten. Nur Ebba fand, daß man davon nicht solchen Sums zu machen brauchte. Für sie war die Großzügigkeit selbstverständlich. Der Chef hatte ja Geld genug, da konnte er seinen Angestellten auch etwas zugute kommen lassen.

      Zufrieden war sie aber doch, als sie das Geld in der Hand hielt. Dafür konnte sie sich die Jacke kaufen, mit der sie am Schaufenster schon lange geliebäugelt hatte. Da wollte sie sofort hin, um sich das Kleinod zu sichern. Hurtig eilte sie davon und erspähte vor dem Portal Egolf Dietsch, der gerade seinen schmucken Zweisitzer in Gang bringen wollte.

      »Egolf, nimm mich mit.«

      Der Wagen setzte sich in Bewegung, und Anita Berken, die gerade aus dem Hause trat, sah ihm sehnsüchtig nach. Sie hatte für den schneidigen Egolf mehr übrig, als ihrer Herzensruhe dienlich sein konnte. Daher wäre sie liebend gern an Ebbas Stelle gewesen.

      *

      Ebba hatte ihren Einkauf erledigt. Strahlend vor Freude gelangte sie damit nach Hause. Und kaum, daß die Mutter ihr die Tür geöffnet, sprudelte sie hervor:

      »Mutti, Geld habe ich bekommen vom Chef! Dreißig Mark Ostergratifikation, wie es genannt wird. Dafür habe ich mir diese süße Jacke gekauft und das fesche Tuch dazu – einfach phänomenal! Hat gerade gereicht.«

      O ja, reizend sah sie aus in der hellgrünen losen Flauschjacke! Das zartgetönte Tuch umbauschte das Lockengewirr malerisch. Dazu die strahlenden Augen, der lachende Mund – das alles ließ die Mutter wieder einmal erkennen, wie schön ihr Kind war. Alle Bedenken niederzwingend, freute sie sich mit ihm.

      Während sie das Mittagsmahl einnahmen, erzählte Ebba von ihrer Arbeit. Tat es so wichtig und prahlerisch, als ob die Firma ohne sie Pleite machen müßte. Mit nachsichtigem Lächeln hörte Mechthild zu.

      Nun ja, junge Menschen nehmen sich immer sehr wichtig, da konnte ihr junges Kind schließlich keine Ausnahme machen. Es war schon viel wert, daß Ebba sich mit dem Beruf abgefunden hatte.

      »Wir sind morgen zu Hadebrandts eingeladen«, eröffnete sie, als deren Redeschwall abgeebbt war. »Tante Anne hat uns vor ungefähr einer Stunde die Einladung geschickt.«

      »Ich gehe nicht hin«, lehnte das Mädchen ab.

      »Aber Ebba, warum denn nicht?«

      »Weil ich mich mit Egolf Dietsch verabredet habe, als ich mit ihm im

      Auto zum Kaufhaus fuhr. Fesches Ding, sage ich dir. An dem Wagen ist bestimmt alles dran. Na ja, als Sohn eines solchen Vaters kann er es sich auch leisten!«

      »Dann ist dieser Herr Dietsch der Sohn des Kaufhausbesitzers?«

      »Ja.«

      »Wo hast du ihn denn kennengelernt?«

      »In der Tanzstunde. Er machte als Mann von sechsundzwanzig Jahren wohl nicht mehr die Kinderhopserei aktiv mit, ließ sich jedoch ab und zu blicken, weil seine Schwester daran beteiligt war. Toller Bursche! Hat bereits sein Studium nebst Auslandsaufenthalt hinter sich und arbeitet nun als Volontär in unserer Firma. Sogar in einem Zimmer mit mir. Morgen machen wir mit seinem Wagen eine Fahrt ins Grüne und suchen anschließend ein Tanzlokal auf. Ich freue mich schon unbändig darauf.«

      »Willst du etwa allein mit ihm fahren, Ebba?«

      »Natürlich. Ich gehe ja jetzt nicht mehr zur Schule und bin berechtigt, einen Freund zu haben wie andere Mädchen auch.«

      »Was andere Mädchen machen, mein Kind, das geht mich nichts an. Aber du wirst mit Herrn Dietsch nicht fahren«, sagte die Mutter mit einer Bestimmtheit, die die Tochter nicht an ihr kannte.

      »Ich tue, was ich will!«

      »Später, wenn du die Beine nicht mehr unter meinen Tisch streckst, habe ich nichts dagegen«, blieb Mechthild ruhig. »Doch solange das geschieht, wirst du tun, was ich verlange!«

      Ebba blickte die Mutter aus großen Augen an.

      »Ach, mit dir ist ja nicht zu reden!« Sie sprang erbost auf. »Du bist und bleibst eine altmodische Krucke.«

      Damit knallte sie in beliebter Weise die Tür hinter sich zu, und Mechthild zuckte schmerzlich zusammen. Sie war in der Küche beschäftigt, als Ebba wieder erschien, angetan mit der neuen Jacke.

      »Ich gehe zu Doritt!« erklärte sie patzig. »Oder schickt es sich etwa auch nicht, wenn ich mit der Freundin allein bin?«

      »Ebba, werde nicht zu frech!« sagte Mechthild ruhig. »Du könntest mich damit zu Maßnahmen zwingen, die ich bisher leider unterließ – sonst hättest du deiner Mutter gegenüber diesen unerhörten Ton nicht gewagt, den ich solange für kindliche Ungezogenheit hielt. Aber da du oft genug betont hast, nun erwachsen zu sein, so benimm dich auch danach. Daß du zu Doritt gehen willst, freut mich, weil du von diesem feinen, guterzogenen Mädchen nur Gutes lernen kannst. Das würde sich eher zu Tode schämen, als zu seiner Mutter so frech zu sein.«

      »Frau Wentruck ist auch nicht so eine Trantunte wie du.«

      Das kam schon von der Korridortür her, die gleich darauf zuflog. Recht befriedigt, daß sie sich nicht hatte unterkriegen lassen, wippte Ebba davon.

      *

      Als Ebba bei Wentrucks ankam, war Doritt allein im Haus. Und kaum, daß Ebba die Tür geschlossen, da ging schon die Prahlerei los: »Schau dir mal meine Jacke an, Doritt. Fesch, was?«

      Kritisch musterte diese das Kleidungsstück und meinte dann, sozusagen mit der Tür ins Haus fallend:

      »Das kann man wohl