Historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre. Henryk Sienkiewicz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Henryk Sienkiewicz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788026844846
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werde ich thun! Was liegt mir an dem Unterpfand! Was liegt mir an Euerm Gelde? Eine Vergünstigung wollte ich Euch erzeigen, und wenn mich nun die Lust anwandelt, Euch alles zum Geschenk zu überlassen, so könnt Ihr nichts dagegen einwenden.«

      So sprechend, ergriff er den Beutel und schleuderte ihn auf den Fußboden, so daß das Gold heraus rollte.

      »Gott lohne Euch dafür! Gott lohne Euch, mein Vater und Wohlthäter!« rief Macko, der nur auf diesen Augenblick gewartet hatte. »Von einem andern würde ich dies nicht annehmen, aber von einem Blutsverwandten, einem Geistlichen nehme ich es gern.«

      Doch der Abt blickte noch einige Zeit drohend auf ihn und Zbyszko und schließlich sagte er: »Ich weiß wohl, was ich zu thun habe, wenn ich auch leicht zornig werde, daher behaltet, was Euch auf diese Weise zu teil geworden ist, denn ich kündige Euch jetzt schon an, daß Ihr keinen Skotus mehr von mir zu sehen bekommt.«

      Da schlug ihm der Abt abermals auf die Schulter: »Dies Mädchen … dies Mädchen nimmst Du!«

      »Wir erwarten dies auch nicht.«

      »Aber wisset, daß Jagienka erhält, was ich hinterlasse.«

      »Auch den Grund und Boden?« fragte Macko in seiner naiven Weise.

      »Auch den Grund und Boden!« donnerte der Abt.

      Mackos Gesicht verzog sich ein wenig, doch beherrschte er sich und sagte: »Ei, wozu denn an den Tod denken? Möge Euch unser Herr Jesus hundert Jahre oder auch mehr schenken, und Euch die hohe Bischofswürde verleihen!«

      »Vielleicht kommt es dazu! Ich bin ja nicht schlimmer als die andern.«

      »Nicht schlimmer, sondern besser!«

      Diese Worte wirkten beruhigend auf den Abt ein.

      »Nun, Ihr seid ja meine Blutsverwandten, und sie ist nur meine Tauftochter,« sagte er, »aber ich habe sie und Zych schon lange liebgewonnen. Einen besseren Menschen als Zych giebt es auf der ganzen Welt nicht, und auch kein besseres Mädchen als Jagienka. Wer könnte ihnen etwas nachsagen?«

      Und er sah mit herausfordernden Blicken umher, doch Macko widersprach nicht und beeilte sich sogar, ihm zu bestätigen, daß im ganzen Königreiche kein angenehmerer Nachbar zu finden sei.

      »Und was das Mädchen anbelangt,« fügte er hinzu, »so könnte ich meine leibliche Tochter nicht mehr lieben als ich sie liebe. Ihr danke ich es, daß ich wieder gesund geworden bin, und bis zu meinem Tode werde ich ihr dies nicht vergessen.«

      »Verdammt wäret Ihr auch, wenn Ihr es vergäßet, sowohl der eine als der andere,« erwiderte der Abt, »und ich zuerst würde Euch verfluchen. Ein Unrecht will ich Euch aber nicht zufügen, weil Ihr mir verwandt seid, und deshalb habe ich ein Mittel ausgedacht, damit das, was ich hinterlasse, sowohl Jagienka als auch Euch zu teil werde, versteht Ihr?«

      »Gebe Gott, daß es so komme, wie Ihr wünscht,« entgegnete Macko. »Du lieber Jesus! Zu Fuß würde ich dann gerne vom Grabe der Königin in Krakau bis zum Kahlenberg wandern, um vor dem heiligen Kreuze zu beten.«

      Der Abt freute sich über Mackos Offenherzigkeit und lächelnd sagte er: »Das Mädchen hat ein Recht, wählerisch zu sein, denn sie ist schön, aus vornehmem Geschlechte, und ein reicher Brautschatz wird ihr zu teil werden. Doch wenn ich ihr jemand als Freiersmann vorschlage, wird sie ihn nehmen, weil sie mich liebt und weiß, daß ich ihr nicht schlecht rate.«

      »Am besten wäre es, wenn ihr ein Freiersmann von Euch vorgeschlagen würde!« bemerkte Macko.

      Aber der Abt wendete sich zu Zbyszko: »Und was meinst Du?«

      »Nun, ich denke gerade so wie der Oheim.«

      Das edle Gesicht des Abtes hellte sich immer mehr auf: er schlug Zbyszko mit der Hand auf die Schulter, daß es laut schallte, und fragte: »Weshalb hast Du denn vor der Kirche weder Cztan noch Wilk zu Jagienka herankommen lassen? Sprich!«

      »Weil sie nicht denken sollten, daß ich mich vor ihnen fürchte, und weil auch Ihr es nicht denken solltet.«

      »Und das Weihwasser hast Du ihr auch gereicht?«

      »Ja!«

      Da schlug ihm der Abt abermals auf die Schulter: »Dies Mädchen … dies Mädchen nimmst Du!«

      »Dies Mädchen nimmst Du!« rief auch Macko wie ein Echo.

      Doch Zbyszko strich seine Haare unter die Mütze und antwortete ruhig: »Wie kann ich sie nehmen, da ich mich Danusia, der Tochter Jurands, an dem Altar zu Tyniec angelobt habe?«

      »Drei Pfauenbüsche hast Du ihr versprochen, die magst Du für sie zu erobern suchen. Jagienka aber kannst Du sofort zum Weibe nehmen.«

      »Nein,« entgegnete Zbyszko, »damals, als Danusia ihren Schleier über mich warf, gelobte ich, daß ich sie zum Weibe nehme.«

      Alles Blut stieg dem Abte zu Kopf, sein Gesicht nahm eine bläuliche Farbe an, und die Augen traten weit hervor. Er näherte sich Zbyszko und sagte mit einer durch den Zorn halb erstickten Stimme: »Dein Gelübde ist wie Spreu, und ich bin der Wind – verstehst Du?«

      Dabei blies er ihm so stark auf den Kopf, daß die Mütze wegflog und seine Haare auf Schultern und Arme herabfielen. Doch Zbyszko runzelte die Stirne und dem Abte offen in die Augen schauend, erwiderte er: »An mein Gelübde bindet mich meine Ehre, und ich allein bin der Hüter meiner Ehre.«

      Dem nicht an Widerspruch gewöhnten Abte ging förmlich der Atem aus, und er ward für eine Weile der Sprache beraubt, als er dies vernahm. Nun folgte ein unheilverkündendes Schweigen, das schließlich von Macko unterbrochen wurde.

      »Zbyszko!« rief er aus, »besinne Dich doch! Was geht mit Dir vor?«

      Der Abt aber erhob den Arm, und auf den Jüngling zeigend, schrie er: »Was mit ihm vorgeht? Ich weiß, was mit ihm vorgeht. Ein Hasenherz hat er, nicht das eines Ritters, eines Edelmannes. Vor Cztan und Wilk fürchtet er sich, das geht mit ihm vor.«

      Zbyszko, der keinen Augenblick seine Kaltblütigkeit verlor, zuckte sorglos mit den Achseln und antwortete: »Ach was! Zu Krzesnia habe ich ihnen ja die Schädel beinahe eingeschlagen.«

      Mit weit aufgerissenen Augen blickte nun der Abt Zbyszko einige Zeit an. Zorn und Staunen kämpften um die Oberhand miteinander und gleichzeitig sagte ihm sein natürlicher Verstand, daß er aus diesem Kampfe mit Wilk und Cztan vielleicht Nutzen für seinen Plan ziehen könne.

      Nachdem sein Zorn ein wenig verraucht war, fuhr er daher Zbyszko an: »Weshalb sagtest Du nichts?«

      »Weil ich mich schämte! Ich dachte, sie würden mich zum Kampfe zu Pferde oder zu Fuß fordern, wie dies bei Rittern gebräuchlich ist, aber das sind Straßenräuber, keine Ritter. Zuerst riß Wilk ein Brett vom Tische los, dann Cztan ein zweites, und damit gingen sie auf mich los. Was sollte ich also machen? Ich ergriff die Bank, und das übrige wißt Ihr!«

      »Sie leben doch noch?« fragte Macko.

      »Sie leben noch, nur besinnungslos sind sie geworden. Doch kamen sie in meiner Gegenwart wieder zu Atem.«

      Als der Abt dies hörte, rieb er sich die Stirn, und von seinem Sitze aufspringend, rief er: »Höre, was ich Dir noch zu sagen habe!«

      »Was habt Ihr mir zu sagen?« fragte Zbyszko.

      »Wenn Du für Jagienka kämpfest und ihretwegen den Leuten die Knochen entzwei schlägst, bist Du in Wahrheit ihr Ritter, nicht der Ritter jenes Mädchens, und mußt sie folglich zum Weibe nehmen.«

      Bei diesen Worten stemmte er die Hände in die Seiten und schaute Zbyszko triumphierend an, aber dieser lächelte nur und sagte: »Oh, ich weiß wohl, weshalb Ihr mich auf jene Burschen gehetzt habt, aber Ihr seid vollständig fehlgegangen!«

      »Wieso fehlgegangen? Sprich!«

      »Weil ich sie aufforderte, zu bezeugen, daß Danusia, die Tochter Jurands, die schönste und tugendhafteste Jungfrau auf der Welt ist, sie aber sich für Jagienka in die Schanze schlugen und es