Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni Behrendt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Leni Behrendt
Издательство: Bookwire
Серия: Leni Behrendt
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783959790246
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die beiden Feiertage, die herrliches Winterwetter brachten, wenig im Haus, tummelte sich mit Birgit und Knut auf den Skiern. Wenn man am Abend zusammensaß, war sie frohgemut und guter Dinge, wobei sie jedoch den Gatten geflissentlich übersah. Gleichmütig nahm er es hin, bis zum Dienstagmorgen – dann begann die Abrechnung.

      Als er zum Frühstück erschien, fand er die Tante allein am Tisch vor.

      »Nanu, Diederich, heute schon so zeitig auf?« begrüßte sie ihn in ihrer charmanten Liebenswürdigkeit. »Und gleich mit dem Köfferchen?

      Du willst doch nicht etwa schon fort?«

      »Nicht wollen, sondern müssen.« Er setzte sich an seinen Platz und nahm die gefüllte Tasse dankend entgegen. »Es genügt ja, daß meine Frau euch hier zur Last liegt, da darf ich es nicht auch noch tun.«

      »Na hör mal, Junge, so kraß wollen wir es nun wirklich nicht bezeichnen«, wehrte sie ab. »Wir haben uns über deinen Besuch ehrlich gefreut, und Elonie haben wir gern hier.«

      »Weil ihr gütige Menschen seid, Tante Beate. Andere hätten sich mit so einem verstockten Geschöpf erst gar nicht befaßt.«

      »Was sich aber lohnte, Diederich. Du wirst ja selbst gemerkt haben, wie sehr Elonie sich zu ihrem Vorteil verändert hat.«

      »Mir gegenüber nicht. Oder willst du abstreiten, daß sie mich einfach als Luft betrachtet?«

      »Nein, dafür war es zu offensichtlich.«

      »Also. Ich habe sie im Verdacht, daß sie die kleine Itt gebeten hat, nicht von ihrer Seite zu weichen, um einer Aussprache mit mir zu entgehen. Doch um die kommt sie nicht herum, dazu bin ich schließlich hergekommen. Ich habe sie bis heute verschoben, um euch nicht die Feiertage zu verderben. Sei bitte so gut und sorge dafür, daß ich sie ungestört unter vier Augen sprechen kann.«

      »Und was wird dabei herauskommen?«

      »Das wird sich aus ihrem Verhalten ergeben.«

      Das war so hart gesagt, daß es der Tante bang ums Herz wurde. Denn daß der Starrsinn Elonies ganz und gar gebrochen war, daran glaubte sie nicht, und der Mann schien zum äußersten entschlossen zu sein. Er wird nicht lange fackeln, sondern kurz und bündig vorgehen, was man ihm nicht verdenken konnte. Denn wie Elonie sich in den beiden Tagen dem Gatten gegenüber benommen hatte, war so verletzend gewesen, wie er es sich als Ehemann nicht bieten lassen durfte – auch wenn er manches auf dem Kerbholz haben sollte.

      »Ist gut, Diederich«, entgegnete sie, einen Seufzer unterdrückend. »Diese Aussprache steht dir natürlich zu, aber was…«

      Weiter kam sie nicht, da Elonie eintrat, von der kleinen Itt treulich gefolgt. Sie begrüßte die Tante mit einem Wangenkuß, nickte dem Gatten flüchtig zu und nahm dann ihren Platz ein, wo sie sich das Frühstück mit bestem Appetit schmecken ließ. Dabei lachte sie und schwatzte mit Birgit, das Schweigen der beiden anderen völlig ignorierend. Als sie jedoch das Kind zum Skilaufen aufforderte, erklärte die Tante kurz:

      »Birgit bleibt im Haus – und du auch. Ich nehme an, daß du deinem Gatten, der extra deinetwegen am Heiligabend herkam, etwas zu sagen haben wirst, nicht wahr? Geh mit ihm in das kleine Zimmer, dort seid ihr ungestört. Komm, Birgit!«

      Sie zog diese mit sich fort, und Elonie sah ihr erschrocken nach. Dann wandte sie sich dem Mann zu und sagte spöttisch:

      »Zwar weiß ich nicht, was ich dir noch zu sagen hätte, aber wenn Tante Beate es wünscht...«

      Achselzuckend ging sie ihm voran und ließ sich in dem lauschigen Gemach in einen Sessel sinken. Auch er nahm Platz und zündete sich eine Zigarette an, schlug ein Bein über das andere und betrachtete sein Gegenüber.

      »Laß das Angestarre!« sagte sie patzig. »Was willst du von mir?«

      »Dich fragen, was du dir so eigentlich denkst.«

      »Das dürfte dich wohl kaum interessieren.«

      »Leider muß ich mich dafür interessieren, weil du meine Frau bist.«

      »Gewesen, mein Lieber, gewesen«, höhnte sie. »Seitdem ich dein Haus verließ, betrachte ich mich nicht mehr als deine Frau. Oder besser gesagt: als deine Nebenfrau.«

      »Willst du mir das vielleicht näher erklären?«

      »Warum nicht?« Sie versuchte gleichmütig zu tun, was ihr jedoch nicht ganz gelang. An den bebenden Händen, ihrem verdunkelten Blick bemerkte er ihre Erregung und machte sich auf eine widerliche Szene gefaßt, die er so gut kannte. Doch davon sollte er zu seiner Überraschung verschont bleiben Sie schluckte nur einige Male schwer, fuhr sich nervös über die Stirn und sprach dann weiter:

      »Nun, da ich über der Sache stehe, ist es mir möglich, das zu sagen, was ich dir bisher verschwieg – und was mich so unsagbar demütigte. Du hast mich wohl in einer Anwandlung von Großmut geheiratet, aber so richtig als deine Frau hast du mich nie betrachtet. Das war für dich eine andere, die sicherlich besser zu dir paßt.«

      Wieder schluckte sie, als müsse sie etwas hinunterwürgen. Dann sprach sie weiter, erregter zwar, aber immer noch beherrscht:

      »Ich schnappte an unserem Hochzeitstag die Bemerkung eines Herrn auf, die er einem anderen gegenüber machte. Ich wiederhole sie wörtlich: Ziemlich gewagt von dem guten Brendor, sich nach all den feurigen Granatblüten seines bewegten Junggesellenlebens eine feine weiße Lilie als Hüterin seines Heimes und Herdes zu wählen. Wenn die Ehe man gutgeht.

      Wie recht der Mann hatte, sollte mir bald mit grausamer Deutlichkeit klarwerden. Und zwar, als wir nach der Hochzeitsreise wieder in dein Haus kamen. Da schobst du mich nach und nach ab, weil du meiner überdrüssig geworden warst.

      Das konnte und wollte ich zuerst nicht begreifen. Ich bettelte, weinte, flehte, doch umsonst, du entglittest mir immer mehr. Und als du deine Reisen machtest, da verlor ich dich ganz.

      Jetzt kann ich es dir ja sagen, daß ich wahnsinnig gelitten habe unter der trostlosen Verlassenheit. Zumal ich diesen widerwärtigen Menschen – Hausdame, Diener und Zofe –, denen du so blindlings vertrautest, schutzlos ausgeliefert war. Und als erstere mir noch den Beweis erbrachte – ich nehme wenigstens an, daß sie es war –, wie sehr du in den Banden einer feurigen Granatblüte schmachtest, da zerbrach etwas in mir. Es waren also keine Geschäftsreisen, die du unternahmst, sondern solche zu deiner Geliebten.«

      »Moment mal«, unterbrach er sie, »in welcher Form erhieltest du den Beweis?«

      »Durch einen Brief, den die Bose wahrscheinlich unterschlug und mir auf den Schreibtisch legte. Es war ein ganz furchtbarer Brief, so – so... Nun, ich würde mich zu Tode schämen, aber nicht so was an einen Mann schreiben.«

      »Und warum hast du mir eigentlich nichts von diesem Brief gesagt, Elonie?«

      »Weil du nicht da warst. Außerdem hätte ich bei dir kein Gehör gefunden. Sofern ich nur den Mund aufmachte, wandtest du dich angewidert ab. Zuerst empörte mich das, dann verletzte es mich, und zuletzt fühlte ich mich so gedemütigt, daß ich alles schweigend in mich hineinfraß.«

      »Interessant. Und was wurde aus dem Brief?«

      »Ich ließ ihn angeekelt liegen. Wo er dann blieb, das weiß ich nicht.«

      »Aber ich weiß es.« Er lachte kurz auf. »Ich fand ihn nämlich unter der anderen Post auf meinem Schreibtisch, als ich von der Reise zurückkehrte.«

      »Dann ist ja alles in Ordnung.«

      »Auch daß du einer üblen Intrigantin so lieb und brav in das aufgestellte Netz getappt bist? Sieh mich nur so groß an, es ist genauso, wie ich es sage. Der Brief war – nun, um bei der Bezeichnung zu bleiben – von einer feurigen Granatblüte, die ich längst vor meiner Ehe abtat. Aber da eben solche Blüten sehr anhänglich sind, bombardierte sie mich mit Briefen, die ich genauso angewidert wie du in den Kamin warf – aber ungelesen. Ein solches Geschmiersel muß der Bose in die Hände gefallen sein, das sie zu ihren Gunsten ausnutzte. Du glaubst mir natürlich nicht. Daher ist es zwecklos, weitere Worte zu verlieren. Wann kommst du nach Hause?«